Fußball

Dreimal nicht im Happel-Stadion: Wirklich kein Zeichen und nur ein Zufall?

Franco Foda bezog Montag sein neues Büro im Happel-Stadion. Übernahm auch Diensthandy und Laptop. Das Dienstauto, ein Hyundai Santa Fe, unterscheidet ihn nicht von Vorgänger Marcel Koller. Aber etwas anderes schon: Foda macht zum Unterschied des Schweizers aus seinen Dienstreisen und denen seiner Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabies keine Staatsgeheimnisse. Sondern legt offen auf den Tisch, dass für Jänner  insgesamt 14 Beobachtungen in Deutschland und England geplant sind.  Foda sieht Freitag Leverkusen gegen Bayern, Kristl ist Samstag bei RB Leipzig – Schalke, bei Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker, Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf, Szabics beobachtet  Martin Hinteregger, Michael Gregoritsch und vielleicht Kevin Danso bei Augsburg – Hamburger SV. Eine Woche später ist Foda unterwegs zu Hoffenheim – Leverkusen und Bayern – Werder Bremen. Auch bei der Auslosung der Nations League am 24. Jänner in Lausanne wird er persönlich dabei sein. Ein voller Terminkalender also.

Fixiert sind auch die Gegner für die zwei März-Länderspiele, bei denen Foda einiges testen will. Am 23. März in Klagenfurt Slowenien, vier Tage später auswärts Luxemburg. Damit bestreitet Österreich drei Heimspiele hintereinander nicht im Wiener Happel-Stadion: Gegen Slowenien, am 30. Mai gegen Russland sowie am 2. Juni den Knaller gegen Weltmeister Deutschland. Zweimal ist Klagenfurt der Austragungsort, einmal Innsbruck. Da werden auch die Besitzer von VIP-Packages nicht in Jubel ausbrechen, denn das bedeutet dreimal reisen. So etwas gab es aber auch in der Ära des ehemaligen ÖFB-Generals Alfred Ludwig: 2010 noch mit Teamchef Didi Constantini gegen Kroatien und die Schweiz in Klagenfurt, dann in Salzburg gegen Kasachstan. Und zwei Jahre später zu Beginn der Koller-Ära gegen Finnland in Klagenfurt, die Ukraine und Rumänien in Innsbruck. Also ist das auch 2018 kein Zeichen, wie ÖFB-Präsident Leo Windtner versicherte, um so noch einmal die Forderung nach dem Bau eines neuen Nationalstadions zu erfüllen?

Etwas komisch sieht es aber schon aus. Gegen Slowenien in Klagenfurt zu spielen, liegtiwegen der Grenznähe auf der Hand. Ebenso Innsbruck für das Russland-Spiel, da der WM-Teilnehmer im Tiroler Stubaital auf Trainingslager ist. Bleibt die Frage, ob Deutschland aus dem Trainingslager in Südtirol nicht auch nach Wien statt nach Klagenfurt geflogen wäre. Logistische Gründe dafür zu nennen, das zieht nicht wirklich. Egal, wie spät das Match auch angepfiffen wird, auch vom Schwechater Flughafen hätte Deutschland sicher nach dem Spiel zurück nach Südtirol fliegen können. Nicht nur von Klagenfurt. Denn in beiden Städten gibt´s kein Nachtflugverbot.

Druck machen für ein neues Nationalstadion wird so nicht gelingen. Auch der neu für den Sport zuständige Vizekanzler Heinz Christian Strache wird trotz seiner Befürwortung eines neuen Nationalstadions, trotz aller Maßnahmen in Richung Infrastruktur, von denen im Regierungsprogramm zu lesen ist, schon wissen, dass eine Drittelfinanzierung zwischen Bund, Stadt und ÖFB den Fußballbund finanziell überfordern würde. Und selbst, wenn es irgendwie gelingen sollte, ohne ÖFB die Finanzierung für das Prestigeprojekt zu schaffen, bliebe die Frage: Wer betreibt dann das neue Nationalstadion? Würde dies nicht auch über die Möglichkeiten des Verbands gehen? Realistischer sind die Kombinationen, dass er ÖFB bessere Konditionen als zuletzt für das Happel-Stadion haben möchte und es in dieser Hinsicht mit dem Rathaus keine Einigung gibt. Aber vielleicht ergibt die Auslosung der Nations League in eineinhalb Wochen neue Perspektiven: Dann wird man wissen, um ein Aboangebot für die Heimspiele im Happel-Stadion attraktiv wäre oder nicht, ob Foda im Herbst wieder in der Coaching Zone des Happel-Stadions amtieren wird.

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