Fußball

Ein Sieg, der auch etwas ärgerte und Mourinho etwas verwunderte

Der prominenteste Besucher bei Österreichs 3:2 (1:1) gegen Serbien ging elf Minuten vor Schluss. Jose Mourinho, the „special one“ sah nicht mehr den Ausgleich seines Stars bei Manchester United, Nemanja Matic, sowie Österreichs Siegestreffer durch Joker Louis Schaub, bei dem Mourinhos ehemaliger Schützling bei Inter Mailand, Marko Arnautovic, Serbiens Keeper Vladimir Stojkovic entscheidend irritierte. Wer mit Mourinho vor dem Match oder während der Pause ein Foto machen wollte, bekam es. Etwa Ex-Teamspieler Toni Pfeffer (siehe oben), Berater Max Hagmayr oder Mourinho-Fans im VIP-Bereich. Vor dem Match versicherte er lächelnd, nicht am Teamchefjob in Österreich interessiert zu sein. Angeblich lockte ihn das Interesse am serbischen Innenverteidiger Stefan Mitrovic von Gent nach Wien. Der konnte sich wirklich nicht empfehlen. Bereits zur Pause meinte Mourinho, er wundere sich, dass eine Mannschaft mit dem Potenzial wie Österreich schon aus dem WM-Rennen ausgeschieden sei.

Denn die war vor den Augen von Ex-Rapid-Trainer Damir Canadi, der aus Athen gekommen war, sicher die bessere als Tabellenführer Serbien, der trotz der Unterstützung durch mehr als 30.000 Fans unter den 42.000 Zuschauern seine erste Niederlage bezog. Ex-Rapid-Torjäger Zoran Stojadinovic, der jetzt zur Managerszene gehörte, bezeichnete Serbiens Darbietung sogar als katastrophal. Österreichs dritter Sieg in dieser Qualifikation bedeutete zwar für Marcel Koller, den die Fans mit einem Transparent „Erfolge gebracht, eine Euphorie entfacht, danke Marcel“ feierten, in seinem letzten Heimspiel nochmals ein Erfolgserlebnis, das er sich verdient hat, ihn aber eigentlich auch nachdenklich machen müßte. Weil jeder dabei sah, was für Österreich alles in der Qualifikation möglich gewesen wäre, wie viel da verschenkt wurde. Vielleicht auch, weil Koller zu lange an seinen Ideen festhielt, nicht den Mut hatte, etwas Neues zu wagen.

Sicher konnte er nichts dafür, dass es erst im vorletzten Match dieser Qualifikation mit Heinz Lindner einen Tormann gab, der entscheidende Bälle hielt wie Robert Almer am erfolgreichen Weg zur EURO 2016. Dass es in allen neun Partien an der Effizienz mangelte, keiner seine Chancen so verwertete wie Marc Janko vor zwei Jahren. Die schlechte Chancenverwertung scheint derzeit eine österreichische Seuche zu sein. Bevor der erste serbische Torschuss die Führung bedeutete, blieben zwei österreichische Sitzer zur Führung ungenützt. Die U21 ließ beim 0:1 gegen Russland in Moskau zehn Möglichkeiten aus.  Guido Burgstaller zeigte gegen die Serben mit seinem ersten Tor im zwölften Länderspiel plus einem perfekten Assist zum 2:1 von Arnautovic, ein ähnlicher Trumpf wie Janko werden zu können. Aber es hätte Koller auch schon früher einfallen können, es mit Marko Arnautovic in zentraler Rolle zu versuchen, die er für David Alaba reserviert hatte, wenn Zlatko Junuzovic nicht zur Verfügung stand.  Arnautovic fiel auch deshalb auf, weil er als einziger mit schwarzen Schuhen spielte. Eine Farbe, die seit Jahren aus der „Mode“ ist, jetzt aber zum  neuesten Modell aus dem Hause Puma gehört. Ohne den „Offensiv-Alaba“ lief es besser, gab es mehr Schwung. Ob es eine Premiere eines 4-4-2 war oder ein anders interpretiertes 4-2-3-1, ist nebensächlich.

Welche Lehren kann Kollers Nachfolger, egal, wie er heißt, für 2018 und 2019  aus dem Sieg ziehen? Das Duo Aleksandar Dragovic-Kevin Danso kann für Stabilität im Abwehrzentrum sorgen, Danso empfahl sich trotz Reservistenrolle bei Augsburg erstmals durchaus als Alternative für die Zukunft. Dragovic ist Montag in Moldawien gesperrt, so dass auch Philipp Lienhart zu seinem Debüt kommen müsste. An Kasan-Legionär Moritz Bauer in dieser Formgibt´s kein Vorbeikommen mehr.Max Wöber bringt  soviel Können und Cleverness mit, um auch als linker Verteidiger zu bestehen, obwohl seine Stärken im Zentrum liegen.  Zwei Abräumer wie Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker sind ungemein wertvoll. Da auch Ilsanker mit einer Zehenprellung für Montag ausfällt, gehört Dominik Wydra, der Ex-Rapidler in Diensten von Erzgebirge Aue, erstmals zum Teamkader. Louis Schaub kann auch im Team Spiele entscheiden. Bei beiden österreichischen Toren, die nach seiner Einwechslung fielen, hatte er seine Beine im Spiel. Erinnerte irgendwie an seine große Gala bei Rapids Triumph über Ajax in Amsterdam vor zwei Jahren.

Wenn man zur Siegermannschaft vom Freitag noch Sebastian Prödl, Martin Hinteregger, Kevin Wimmer, Alaba, Junuzovic, Martin Harnik und Marcel Sabitzer dazurechnet, dann ist das schon ein Kader, mit dem man Erfolge feiern, die Qualifikation für die Euro 2020 schaffen kann, wenn man es richtig anstellt. Oder zumindest besser als in den letzten 14 Monaten. Islands Inselkicker, die Österreich-Bezwinger bei der Euro 2016 in Paris, vergrößerten Freitag das rot-weiß-rote Ärgernis über das verpasste WM-Ticket für Russland. Sie stehen vor ihrer ersten WM-Teilnahme, wenn sie  Montag in Reykjavik  den Kosovo bezwingen, sind zumindest sicher im Play-off. Eine Watschen für alle, die an Österreichs verpatzter Qualifikation beteiligt waren.

 

Foto: Instagram .

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