Die emotionellen Farewell-Partys in Seattle nach dem Weihnachtsurlaub in Österreich sind vorbei, Mittwoch kommt der Kontainer: Andi Ivanschitz, mit den Sounders der erste Meister der nordamerikanischen Major League Soccer aus Österreich, im Umzugsstress nach Europa. Der Abschied aus den Staaten tut ihm doch etwas weh, weil seine Familie dort neue Freunde fand. Aber finanziell kam er mit dem Management trotz Meistertitel auf keinen grünen Zweig. Da ging es ihm ähnlich wie 2014 Ex-Teamtorhüter Michael Gspurning. Andere Anfragen aus den USA gab es zwar, „aber da war nichts dabei, bei dem ich mit Überzeugung ja gesagt hätte.“ Also tagte der Familienrat mit Frau Anja, Tochter Nahla und Sohn Ilia, beschloss die Rückkehr nach Europa. Unter der Devise näher zur österreichischen Heimat. Zumal sich unerwartet eine Möglichkeit auftat, bei der Ivanschitz wieder Neuland bestreiten wird: Der erste Österreicher, der in Tschechien, in der 1. fotbalova liga, um den Meistertitel spielen wird. Einer, der wie er eine Rapid-Vergangenheit hat, meldete sich bei ihm telefonisch: Pilsens Trainer Roman Pivarnik. Mit dem Slowaken hatte Ivanschitz zwar nicht zusammengespielt und als er 2006 Assistent von Trainer Georg Zellhofer wurde, wechselte er nach Salzburg. Dennoch kannte man sich. Und fand einen gemeinsamen Nenner.
Den Pivarnik gleich bei den ersten telefonischen Kontakten ins Gespräch brachte: Ivanschitz kann wie andere Spieler in Prag wohnen. Zum Training gibt es eine Fahrgemeinschaft der in der Hauptstadt wohnenden Pilsen-Spieler. Die eine Stunde Autofahrt über 95 Autobahnkilometer bedeutet kein Problem. Damit können Tochter und Sohn in der Goldenen Stadt eine internationale Schule besuchen. In Prag zu leben hat seine angenehmen Seiten, wie Ivanschitz von Besuchen als Tourist weiß. Und sportlich? „Mit 33 Jahren in Europa wieder um den Meistertitel zu kämpfen, ist auch nicht schlecht, hat seinen Reiz. Eine Herausforderung, noch einmal in den Europacup zu kommen.“ Letzten Saison traf Viktoria Pilsen in der Europa League auf Rapid, verlor in Wien 2:3, in Pilsen unglücklich mit 1:2.. Im Herbst kostete Pilsen Austria den Aufstieg in die Gruppenphase der Europa League: Im Happel-Stadion 0:0, am 8.Dezember in Pilsen mit zehn Mann ein 0:2 in ein 3:2 verwandelt. „Pivarnik hat mir gesagt, dass er einen routinierten Mittelfeldspieler sucht, daher auf mich gekommen ist“, erzählte Ivanschitz.
Er hat via Internet den Kader schon studiert. Abwehrchef Hubnik kennt er noch aus seinen deutschen Bundesligazeiten, da war der bei Hertha BSC Berlin. Slowakische Teamspieler sind Keeper Kozacik, Mittelfeldmotor Hrosovky, mit dem Rapid verhandelte, der aber zu teuer kam, sowie Sturmtank Duris, zweifacher Torschütze gegen Austria. Laut der aktuellen UEFA-Studie liegt die tschechische Liga bei der Höhe der Spielergehälter nicht unter den ersten 30 in Europa, aber bei den Spitzenklubs gibt es schon gutes Geld. Viktoria Pilsen führt nach der Herbstsaison einen Punkt vor Slavia Prag mit dem ehemalige Salzburg.und Köln-Legionär Dusan Svento, vier vor Sparta Prag mit dem inzwischen 36jährigen ehemaligen Dortmund-und Arsenal-Topstar Tomas Rosicky sowie Ex-Austria-Stürmer Lafata. Ivanschitz wird in Prag wohnen, soll aber verhindern, dass die Prager Klubs Titelverteidiger Pilsen entthronen. Rückrundenstart ist am 18. Februar, einen Tag nach dem 50. Geburtstag von Pivarnik. Eines verwundert aber schon: Dass kein österreichischer Klub ernsthaft auf die Idee kam, Ex-Teamkapitän Ivanschitz zu holen.