Fußball

Salzburger Festwochen mit Misston und grün-weißem Irrglauben

Der Societylöwe Richard Lugner ist ein seltener Gast bei einem österreichischen Cupfinale. Man könnte den Baumeister fast als Fußballfachmann betrachten, weil er in der ersten Hälfte bereits nach 20 Minuten seinen Platz verließ. Die Serien  von Fehlpasses auf beiden Seiten  in einer „Pressing-Orgie“ waren ja auch nicht zum Anschauen. Am Ende setzten sich mit dem 2:1 (0:0) für Red Bull  Salzburg doch die besseren Fußballer, die mit einer guten Aktion Spiele entscheiden können wie Valentino Lazaro, dessen Schuss für das historische vierte Double hintereinander sorgte, der sein zweites Siegestor gegen Rapid hintereinander nach dem 1:0 in der Liga erzielte, danach in Tränen aufgelöst war, gegen die aggressiveren und giftigeren durch. Mit etwas Glück, aber nicht ganz unverdient.  Salzburg war an diesem Abend zu erwischen, aber dazu hätte  Rapid mehr spielerische Qualität in der Mannschaft gebraucht. Mehr Spieler wie Christopher Dibon und Max Wöber im Abwehrzentrum sowie Torschütze  Joelinton, der  vielleicht seine bisher beste Leistung für Grün-Weiß ablieferte. So spielt Rapid erstmals seit der Saison 2011/12 nicht im Europacup, ist sparen angesagt.

Die grauen Double T-Shirts mit der Rückennummer 4 waren vorbereitet, die Salzburger brachten den Meisterteller mit in die Wörthersee-Arena. Jammerschade, dass in diesem Superstadion kein Bundesligaklub spielt, Wolfsberg lieber im Lavanttal bleibt. Die Bullen feierten dort ausgelassen mit Pokal und Meisterteller, fuhren im Zug mit ihren Fans zurück nach Salzburg. Die Superstimmung nach ihren Triumphen sei ihnen vergönnt. Aber die Salzburger lieferten ausser den Rapid-Fans, die ein  Stadion wieder einmal einnebelten, auch einen Misston: Die Betreuerbank provozierte vom Anfang an. Gesten gegen Referee Markus Hameter, bei dem sie sich eigentlich bedanken mussten, dass er Stefan Lainer für seine rüde Attacke von hinten gegen Louis Schaub nach 17 Minuten nur Gelb zeigte.  Die Assistenten von Trainer Oscar Garcia mit Ausnahme von Rene Aufhauser ignorierten ständig, dass eigentlich nur einer aus dem Trainerstab in der Coaching Zone stehen darf. Einmal warfen sie einen zweiten Ball ins Spielfeld. Sollte auch nicht sein. Den Höhepunkt der Peinlichkeiten leistete sich Oscar Garcia nach dem Schlusspfiff. Man darf mit Sicherheit annehmen, dass einige der sogenannten Rapid-VIPs hinter seiner Bank den Erfolgstrainer aus Spanien nicht gerade mit feinen Worten bedachten. Aber ein Profitrainer sollte sich so weit unter Kontrolle haben, um nicht darauf mit gestrecktem Mittelfinger und noch schlimmeren, obszönen Gesten zu antworten. Das darf nicht sein. Erst danach zeigte Oscar Garcia, dass er es auch anders kann, ging zur Rapid-Bank  zum Shake Hands samt tröstenden Worten für die Verlierer.

Salzburg wird auch die kommende Saison  in Österreich dominieren, das kann man schon getrost prophezeien. Auch wenn Konrad Laimer wechselt, es noch mehr Abgänge geben sollte. Aber das Reservoir an Talenten ist beträchtlich größer als bei der Konkurrenz. Siehe Joker  Amadou Haidara  aus der Siegertruppe der Youth League, der die Aktion zum Siegestor einleitete. Rapid redete sich die Niederlage nachher selbst eindeutig zu schön. Und darin liegt schon die Basis für die nächsten Fehler. Im stillen Kämmerlein sollte sich Trainer Goran Djuricin fragen, ob er richtig damit lag, Steffen Hofmann nicht einzuwechseln. Das hat nichts damit zu tun, dass er alleiniger Rekordspieler Rapids damit werden hätte können, sondern mit der Chance auf den Cupsieg. So fiel Hofmann nur als Einpeitscher  vor dem Anpfiff im internen Kreis auf, als Tröster für den weinenden Schaub danach und wie er während Salzburgs Siegerehrung nochmals über den Rasen ging, um sich von einigen Rapid-Fans auf der Gegenseite zu verabschieden. Djuricin brachte lieber für Schaub und Tamas Szanto Andreas Kuen sowie Arnor Traustason. Weil er damit für mehr Schnelligkeit in die Mannschaft bringen wollte.  Die Ansicht, dass ihm dies gelang, hat er exklusiv. Denn Rapid verlor im Finish die Linie.  Der Mannschaft fehlt für den kräfteraubenden Stil, für den großen Aufwand, den sie  betrieb, eindeutig die Fitness.  Sieht man auch an Stefan Schwab. In der Rapid-Viertelstunde war der grün-weiße Tank fast schon leer, fiel die Entscheidung für Salzburg.  Das muss ein Ansatzpunkt in der nächsten Vorbereitung sein. Nachzuvollziehen war nur der dritte Tausch von Djuricin mit dem kopfballstarken Innenverteidiger Christoph Schösswendter im Angriffszentrum. Der hatte in der 97. Minute noch die Ausgleichschance auf den Kopf, scheiterte jedoch an der besten Tat des zuvor  unsicheren Salzburger Keepers Cican Stankovic.

Hoffentlich irrt sich Djuricin nicht mit der Prognose, dass Rapid mit solchen Leistungen in der nächsten Saison seinen Fans noch viel Freude bereiten wird. Denn es kann ihm durchaus passieren, dass er die  Finalbesetzung nicht mehr zur Verfügung haben wird. Die Stichworte heißen  Schaub und Wöber. Dann hätte Sportchef Fredy Bickel zwar etwas Geld für Einkäufe. Die müssen dann aber besser passen als die letzten und teuersten  seines Vorgängers Andreas  Müller. Sonst spielt Rapid auch kommende Saison nicht vorne mit. Jubeln  konnte sich über den Sieger Salzburg auch Altach. Die Vorarlberger gehen jetzt in die Qualifikation zur Europa League, steigt in der ersten Runde ein  Sportchef Georg Zellhofer freute sich vor Ort in Klagenfurt. Ob das eine gute Lösung für Österreichs Fußball in Sachen Europacup-Startplätzeist, muss mit der Erinnerung an Altachs Frühjahr aber bezweifelt werden

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