Fußball

Schade um Junuzovic: Nur noch Werder Bremen! Aber wie lange?

Bei Werder Bremen hoffen sie Sonntag auf den Junuzovic-Effekt. Der erste Einsatz des österreichischen Kapitäns in dieser Saison von Beginn nach seinen langwierigen Achillessehnenproblemen, die im Juli begannen, soll den ersten Sig dieser Saison bringen. Für Österreichs Team kann es diesen Effekt nicht mehr geben: Nach 55 Länderspielen beendete Zlatko Junuzovic mit 30 Jahren eigentlich unerwartet seine Teamkarriere. Wird sich künftig nur auf den Klub  konzentrieren, will mehr Zeitt für seine Familie, für Frau Katharina, eine Juristin, und Sohn Clemens haben. Junuzovic bedankte sich in erster Linie bei Teamchef Marcel Koller und den Fans für die Unterstützung der letzten Jahre.

Viele werden den Rücktritt von Junuzovic mit dem Teamchefwechsel in Österreich in Zusammenhang bringen. Weil er von einem kräftezehrenden, steinigen Weg sprach, bis er auch im Team eine feste Größe war. Passierte erst so richtig in Kollers Ära, nach dem Wechsel von Austria zu Werder Bremen im Winter 2012. In der Glanzzeit von Kollers Ära, der Qualifikation für die Euro-Endrunde 2016, wuchs der Mittelfeldmotor zu einem Erfolgsfaktor: Siegestor  zum wichtigen 1:0 gegen Moldawien, der Elfmeter, den David Alaba beim 4:1 gegen Schweden in Stockholm zur 1:0-Führung verwandelte, entstand durch ein Foul an Junuzovic. Mit seiner Sprunggelenksverletzung im ersten Spiel der Endrunde gegen Ungarn in  Bordeaux begann die Talfahrt. Kollers Entscheidung, Alaba seine offensive Rolle anzuvertrauen, erwies sich nicht als glücklich. Weder in der Euro gegen Portugal und Island noch jetzt in der  WM-Qualifikation, in der Junuzovic wegen diverser Verletzungen die Hälfte der Partien verpasste. Auch mit ein Grund für das Scheitern. Denn zu der  besseren Lösung, Marko Arnautovic zentral auf der Position von „Zladdi“ spielen zu lassen, entschloss sich Koller erst, als das WM-Ticket beretis verspielt war.

Als Junuzovic 2007 in der U20 von Paul Gludovatz unter anderem mit Sebastian Prödl,  Martin Harnik, Veli Kavlak stand, die bei der WM in Kanada begeisterte, Platz vier belegte, hatte er sein Teamdebüt schon über ein Jahr, am 1. März 2006 bei der 0:2-Heimpleite gegen Kanada unter Josef Hickersberger hinter sich. Da sein Körper ein Jahrzehnt später nicht mehr so mitmachte, wie er wollte, die Trainingsbelastungen daher genau gesteuert werden müssen, zog Junuzovic Bilanz: Bei einer Endrunde der EURO war er, wenn auch zu kurz, dabei. Bei der WM 2022 wäre er bereits 34, also nicht mehr realistisch. Daher Konzentration auf den Klub, bei dem er als verlängerter Arm und Vertrauter von Trainer Alex Nouri gilt, Manager Frank Baumann den Juni 2018 auslaufenden Vertrag mit ihm verlängern möchte. Da steht noch ein harter Poker bevor.

Nach seinem gelungenen Kurzeinsatz beim 0:0 im Nordderby gegen den Hamburger SV ist Junuzovic jetzt Bremens Mutmacher: „Man sieht auf Anhieb, welche Bedeutung er für uns hat“, behauptete Nouri. Koller redete da nicht anders. Junuzovic findet Werders Saison gar nicht so negativ, weil ihm eine gewisse Grundstabilität mehr wert ist als permanentes Spektakel vor beiden Toren. Möglicherweise geht sein Einsatz gegen Gladbach auf Kosten seines Landsmann Florian Kainz, dessen Teamkarriere ja erst am Anfang steht, In Hamburg war Junuzovic für den Steirer gekommen.

Aber wie lange ist Junuzovic noch Werders Hoffnungsträger? Den auslaufenden Vertrag unterschrieb er 2015 in seiner besten Saison mit sechs Toren und 15 Assists. Letzten Sommer bot Baumann die Verlängerung, allerdings zu deutlich reduzierten Bezügen: Nicht mehr 2,6 Millionen Euro pro Saison, sondern 1,6 bis 1,8. Junuzovic und sein Salzburger Berater Thomas Böhm sagten nein. Es gab Flirts mit Trabzonspor aus der Türkei und  Orlando City aus den USA. Für die Amerikaner verhandelte Andreas Herzog mit seinem ehemaligen Mitspieler Baumann. Die Gespräche mit beiden Klubs scheiterten immer an Werders Ablöseforderungen. Man wollte den Kapitän nicht verlieren. Im Juni kann das Junuzovic nicht mehr passieren: Dann ist er gratis frei. Seit Sommer gab es zwar Ankündigungen von Baumann, mit Junuzovic zu reden, aber zu konkreten Gesprächen kam es bisher nicht.

Foto: Instagram.

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