Fußball

Zum Zeichen der Geschlossenheit 13:0 statt 9:4 für Franco Foda

Montag Vormittag versuchte der umtriebige Max Hagmayr, der Berater von Franco Foda, noch bei der Chefetage von Werder Bremen abzuklären, ob Chancen auf die Nachfolge des entlassenen Trainers Alex Nouri bestehen oder nicht: „Das wäre sich zeitmäßig nicht mehr ganz ausgegangen“, bemerkte er lachend. Wenige Stunden bestellte das Präsidium von Österreichs Fußballbund auf Vorschlag von Präsident Leo Windtner den 51jährigen Trainer von Tabellenführer Sturm Graz zum Nachfolger von Marcel Koller, der übrigens laut „Bild“ bei Werder ein Kandidat sein soll, als Teamchef. Damit hat Österreich erstmals einen deutschen Teamchef, für den es laut Windtner im Präsidium keine Gegenstimme gab. Das wären ja fast nordkoreanische Verhältnisse im ÖFB. Stimmt auch so nicht.

Die Wahrheit: Zum Zeichen der Geschlossenheit stimmten die vier, die für Österreichs Rekordteamspieler Andi Herzog eintraten, nämlich die Landesverbandschefs von Tirol, Salzburg, des Burgenlands und Wien  zu, ihre Stimmen in ein Ja für Foda zu verwandeln. So heißt es jetzt offiziell 13:0 statt 9:4.  Herzog kam schon zum dritten Mal nicht zum Zug. Wie schon bei der Nachfolge von Karel Brückner und Didi Constantini. Was hat der nur verbrochen, dass er in seiner Heimat nicht zum Zug kommt? ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel meinte, die letzten drei Kandidaten, also Foda, Herzog und Austrias Trainer Thorsten Fink, hätten hundertprozentig die Qualifikation, um das Team erfolgreich zu führen. Warum dann ein Österreicher im eigenen Land nichts zählt? Werner Gregoritsch, Österreichs bisher erfolgreichster U 21-Teamchef, schaffte es nicht einmal unter die letzten Acht. Auch nicht nachvollziehbar. Wo doch auch Schöttel vor drei Wochen für eine österreichische Lösung eintrat. Montag schwächte er das wieder ab. Er wollte damit nur sagen, dass er auch österreichische Trainer für durchaus geeignet hielt, überdies sehe er Foda fast als Wahl-Österreicher. Weil er als Trainer ja mit etwas mehr als einem Jahr Unterbrechung nur bei Sturm arbeitete. Dennoch: Zwei, die vor drei Wochen für den Sportdirektor Schöttel stimmten, folgten seinem österreichischen Weg nicht. Die Bundesliga und Niederösterreich. Schwer beschädigt ist auf jeden Fall der Ruf der österreichischen Trainerausbildung, wenn das Präsidium zum zweiten Mal hintereinander keinem, der sie absolvierte, für gut genug hielt, Teamchef zu werden.

Windtner schmiedete für Foda eine Allianz mit der Bundesliga. Deren Präsident Hans Rinner ist mit Foda seit gemeinsamen, erfolgreichen Zeiten bei Sturm befreundet, bemühe sich bereit vor sechs Jahren, Foda zu diesem Job zu verhelfen, den damals Koller bekam. Jetzt gelang es. Würde ein früherer  Präsident von Austria oder Rapid in einer Ligafunktion einem seiner ehemaligen Spieler bei der „Teamchefkür“ helfen, drei Stimmen verschaffen, dann wäre sofort der Vorwurf der „Wiener Verhaberung“ am Tisch. Wie nennt man das aktuell  in steirischer Version? Wahrscheinlich wurde Herzog auch Schöttels Bestellung zum Verhängnis. Weil nicht sowohl der Sportchef wie auch der Teamchef aus Wien kommen durfte. Das zog in Oberösterreich, der Steiermark, in Kärnten und auch in Niederösterreich. Vorarlberg ist schlecht auf Herzog zu sprechen,weil er das Angebot von Altach, Damir Canadis Nachfolger zu werden, abgelehnt hatte. Somit brachte Windtner, der vorerst bis Weihnachten den ehemaligen ÖFB-Pressechef Wolfgang Eichler als pr.-Berater wieder an der Seite hat, seinen Kandidaten Foda durch. Der nicht wie Herzog eine WM-Erfahrung als Spieler und Trainer hat.

Schöttel hatte seit seiner Bestellung auch mit dem Schweizer Rene Weiler nach dessen Entlassung bei Anderlecht gesprochen, mit dem früheren kroatischen Teamchef Niko Kovac, der eine Salzburg-Vergangenheit hat, aber bei Eintracht Frankfurt nicht aus dem Vertrag kommt, mit Markus Weinzierl sowie mit seinen ehemaligen Mitspielern Adi Hütter und Peter Stöger. Bei Weinzierl gab es Probleme, den trotz Beurlaubung noch bis 2019 laufenden Vertrag mit Schalke aufzulösen. Weiler sagte ebenso ab wie Hütter und Stöger. Bei Stöger gab es den letzten Anruf erst einen Tag vor Fodas Bestellung. Der  Wiener Trainer des 1.FC Köln bemerkte dazu nur: „Wäre ich in Österreich geblieben, hätte es garantiert nicht so ein großes Interesse an mir wie jetzt gegeben.“ Nicht nur Schöttel, auch Windtner bemühte sich vergeblich.

Er konnte sachlich keinen Grund liefern, warum er Foda für die beste Lösung hält. Schöttel präzisierte die Vorzüge des Sturm-Trainers: „Seine Mannschaften sind immer extrem gut organisiert, er geht konsequent und bestimmt seinen Weg, hat ein energisches Auftreten.“ Foda ist der zweite Teamchef, für den der ÖFB eine Ablöse bezahlt. Der erste hieß vor zwölf Jahren Josef Hickersberger, der aus dem Rapid-Vertrag herausgekauft wurde. Damals verhandelte für Rapid der Sportdirektor, der Schöttel hieß. So wie damals Hickersberger, so wird  Foda jetzt Sturm Graz bis Jahresende weiter betreuen. Bleibt noch sieben Runden lang die Chance auf weiteren Siegesjubel. Für das Teamtrainingslager ab nächsten Montag in Marbellla sowie das letzte Länderspiel des Jahres gegen Uruguay  wird er eineinhalb Wochen beurlaubt.  Teamchef Foda, dessen Zweijahresvertrag am 1. Jänner 2018 beginnt, darf  seine zwei Assistenten von Sturm zum ÖFB mitnehmen, den Deutschen Thomas Kristl und den Ungarn Imre Szabics. Bleibt noch die Frage, wer bei Sturm am 18. Dezember von Foda übernehmen wird. Bei den bereits in Graz kolportierten Namen fehlt der heiße Geheimtipp: Heimo Pfeifenberger. Den Wolfsberg-Trainer aus Salzburg schätzt Sturms Sportchef Günter Kreissl seit der gemeinsamen Zeit beim SC Wr.Neustadt sehr.

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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