Fußball

Fussballgott Steffen übernimmt statt Kühbauer bis Weihnachten

Mittwoch Mittag verbreitete es sich wie ein Lauffeuer durch Wien,  am Nachmittag um 15:24 Uhr war es offiziell: Rapids Präsidium entschloss sich Dienstag Abend doch zu einem Trainerwechsel, beendete die Ära von Didi Kühbauer, der am 1.Oktober 2018 von Goran Djuricin übernommen hatte, nach drei Jahren, einem Monat und zehn Tagen. Das ist im modernen Trainergeschäft eine lange Zeit. Kühbauer saß bei 144 Spielen auf der  Rapid-Bank, kam auf einen Punkteschnitt von 1,67. Unter ihm schaffte Grün-Weiß zweimal Platz zwei hinter Red Bull Salzburg, in der Europa League den Einzug in die k.o.-Phase nach der Djuricin-Zeit auf der Trainerbank sowie zweimal in die Gruppenphase. Das sind Erfolge, die ihm keiner wegnehmen kann. In der Bundesliga lief es diese Saison schlecht (nur 16 Punkte in sieben Runden, kein Auswärtssieg, negative Tordifferenz, Platz acht), bereits der Rückstand am Ende der vergangenen auf Salzburg (15 trotz Punkteteilung) musste zu denken geben. Viele vermissten zuletzt eine Entwicklung bei Rapid. Zum Verhängnis wurde Kühbauerm mit dem auch Co-Trainer Manfred Nastl beurlaubt wurde, sicher auch seine fehlende Ruhe. Er steht ständig unter Starkstrom. Sicher auch  beim Sky-Interview am Sonntag nach dem 1:4 in Wolfsberg, mit dem er sich eigentlich selbst  Vorwürfe machte. Er ist sicher nicht frei von Schuld. Aber noch mehr als Kühbauer und Nastl müssten die Spieler zur Verantwortung gezogen werden. Was schwer möglich ist.

Das Präsidium mit Präsident Martin Bruckner, Ski-Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister, Monika Kaltenborn (die bisher fast nie in Erscheinung trat), Gerhard Höckner, Stefan Singer und Ex-Teamspieler Gerry Willfurth, dem Verbindungsglied zwischen Präsidium und Sportchef Zoran Barisic, beschloss Dienstag Kühbauers Beurlaubung. Forderte zugleich auch Barisic zur Rückkehr auf die Trainerbank nach fünf Jahren auf. Das lehnte der dezidiert und erfolgreich ab. Aber das Präsidium forderte ihn auf, nach einer anderen Lösung zu suchen, obwohl die Trennung von Kühbauer teuer wird. Sein Vertrag lief bis 30. Juni 2023. Offenbar wollte Barisic vorerst keine externe Lösung, sondern eine interne. Interimistisch für die sechs Spiele bis Weihnachten. Und die hieß Steffen Hofmann. Da der grün-weiße Fußballgott keine Trainerlizenz hat, da er eigentlich nie Trainer werden wollte (er absolvierte die Management-Akademie der Liga), bekommt als Assistent Thomas Hickersberger, der auch zu Kühbauers Trainerteam gehörte und früher zu dem von Barisic). Interimslösungen für sechs Monate sind möglich. Siehe Ried und Christian Heinle.

Der 41 jährige Hofmann ist nun schon in seiner vierten Funktion bei Rapid: Als Spieler (2002-1. Jänner 2006 mit einem Meistertitel sowie 21. Juli 2006 bis 2018 mit seinem zweien Mistertitel), danach von 2018 bis 2020  Talentemanager (der aktuell Martin Hiden heißt), seit eineinhalb Jahren  Trainer der zweiten Mannschaft in der zweiten Liga und jetzt in der Bundesliga. Wahrscheinlich konnte ihn Barisic wie im Sommer 2020 zum Trainerjob mit einem einfachen Satz überreden: „Rapid braucht Dich, Steffen!“ Aber ab Jänner trotzdem einen neuen Trainer. Drei österreichische Lösungen wären aktuell möglich, zwei (Ferdinand Feldhofer, Andrea Heraf) haben eine Rapid-Vergangenheit, die dritte (Markus Schopp) passt am besten zur Fußballphilosophie von Barisic.  Debüt von Hofmann ist am 20. November im Allianz-Stadion gegen Altach mit Rapid-Trainer Damir Canadi. Beide harmonierten in der Saison 2016/17, in der Hofmann noch Spieler war, nicht wirklich. Auf Altach folgen der ausverkaufte Europa League-Hit gegen West Ham, auswärts Ried, das Wiener Derby in Hütteldorf, Europa League in Genk und Admira in der Südstadt. Und wenn das erfolgreich endet, werden garantiert die Rufe kommen, dass der Fußballgott bleiben muss.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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