Fußball

Gelungener deutscher Neustart mit drei österreichischen Siegern und starkem Lienhart

Gelungener Neustart der deutschen Bundesliga als erste Topliga, in der nach der Corona-Pause wieder der Ball rollte. Vor einem Milliardenpublikum. Mehr als 200 Länder schauten via TV zu. Unglaublich, wie viel Interesse es in England, wo die Premier League vermutlich erst ab 12. Juni wieder spielt, gab: Der Pay-TV-Sender BT Sports brachte alle sechs Spiele auf sieben Kanälen live, dazu die gesammelten Highlights. Ein Monat deutsche Bundesliga kostet 28 Euro. Das Boulevardbatt „Sun“ erschien mit einer zwölfseitigen Sonderbeilage, empfahl den Fans jedes Premier League-Klubs, ihrem Verein einen deutschen zuzuordnen. Der Vorschlag für die von Liverpool hieß schon wegen Trainer Jürgen Klopp Borussia Dortmund, für die von Manchester United Bayern München, für die von Arsenal Borussia Mönchengladbach

Die TV-Zuschauer hörten alle Zurufe, praktisch jeden Ballkontakt, sahen auch besondere Einfälle. Wie in der Leipziger Red Bull-Arena, wo eine vom Flughafen Halle-Leipzig ausgeborgten Gangway für die Verbindung von der Tribüne zu den Trainerbänken sorgte. Weil nicht alle Betreuer und Spieler auf der Ersatzbank Platz fanden. Alle betonten nachher, wie sehr das Publikum fehle, dies sehr, sehr komisch sei, auf Dauer keine Lösung sein könne. Aber vom Niveau her ließen die Partien nicht viele Wünsche offen. Punkto Fitness, Intensität und Aufwand kaum ein Unterschied zu den Partien vor der Corona-Pause. So liefen die Mannschaften von RB Leipzig und Freiburg beim 1:1 jeweils 120 Kilometer. Beachtlich. Von der erstmaligen Möglichkeit fünf Spieler auszutauschen, machten vier Mannschaften (Mönchengladbach, Frankfurt, Schalke und Paderborn) Gebrauch, bei drei wie bisher blieben Leipzig und Wolfsburg beim 2:1 (1:0) in Augsburg.

Damit zählten Trainer Oliver Glasner und Xaver Schlager zu den österreichischen Siegern. Mit etwas Glück, weil das Siegestor durch den von Glasner eingewechselten Daniel Ginczek erst in der Nachspielzeit fiel. Damit stieß Wolfsburg auch ohne seinen gesperrten Torjäger Wout Weghorst auf Platz sechs, der die Europa League-Qualifikation bedeuten würde. Die Erleichterung stand Glasner bei der Gratulationstour an seine Spieler (Bild oben) ins Gesicht geschrieben: „Man kann man von Glück reden, wenn so spät das Siegestor fällt. Aber im großen und ganzen hatten wir das Spiel im Griff.“ Der dritte österreichische Sieger: Stefan Lainer mit Borussia Mönchengladbach auch dank der schnellsten Tors seit sieben Jahren. Schon nach 40 Sekunden hieß es in Frankfurt 1:0 gegen Adi Hütters Eintracht, wobei sich Lainers Landsmann Martin Hinteregger nicht geschickt anstellte. Die zweite Chance bedeutete schon nach sieben Minuten das 2:0. Endstand 3:1 (2:0). „Wir haben den Beginn etwas verschlafen“, gestand Hinteregger. Hütters Rufe vor der Pause „das ist kein Freundschaftsspiel“ sagten genug. Es war die fünfte Eintracht-Niederlage hintereinander (vier in der Bundesliga, eine in der Europa League) mit 2:16-Toren. Das passierte zuvor in Hütters Ära noch nicht. Der nächste Gegner heißt Bayern in München. Bei nur fünf Punkten Abstand zum Relegationsplatz muss sich Frankfurt vorerst nach unten orientieren. Marco Rose konnte sich freuen: Gladbach überholte RB Leipzig, die Mannschaft aus seiner Geburtsstadt, eroberte Rang drei.

Weil Leipzig daheim trotz 20:6-Torschüssen über ein 1:1 (0:1) gegen Freiburg nicht hinaus kam. Das lag ausser an der schlechten Chancenverwertung (Konrad Laimer vergab die erste) auch an der Freiburger Defensive mit einem starken Philipp Lienhart im Abwehrzentrum. Er stand meist richtig, verlor kaum einen Zweikampf,  trug einiges zum ersten Punktegewinn Freiburgs in Leipzig bei. Mit dem Freiburg bereits einen Punkt mehr als in der ganzen letzten Saison hat. Marcel Sabitzer kam wegen muskulärer Probleme erst nach 69 Minuten. Er ging Leipzig merkbar ab. Am Ende war sogar Glück dabei, dass Freiburgs vermeintliches Siegestor in der Nachspielzeit nach Videobeweis nicht zählte.

Das erste Tor nach der Corona-Pause gelang einem Ex-Salzburger. Erling Haaland leitete Borussia Dortmunds  4:0 (2:0) gegen Schalke, den höchsten Dortmunder Sieg im Revierderby seit 1966, ein. Dafür gab es nachher die „La ola“-Jubelwelle der Sieger vor der leeren Südtribüne. Dortmund kam Bayern bis auf einen Punkt nahe, der Tabellenführer spielt Sonntag Abend bei Union Berlin. Schalke wirkte völlig hilflos. Guido Burgstaller kam zur zweiten Hälfte, Alessandro Schöpf nach 73 Minute als schon alles verloren war, Michael Gregoritsch blieb das Desaster erspart. Nicht viel besser erging es Stefan Posch, Florian Grillitsch und Christoph Baumgartner mit Hoffenheim. Das 0:3 (0:0) gegen Hertha BSC Berlin bedeutete bereits die achte Heimniederlage. Baumgartner und Grillitsch zählten zu den Chancenverneblern. Ein Einstand nach Wunsch für den neuen Trainer Bruno Labbadia. Seine Spieler vergaßen nach dem zweiten und dritten Tor auf das Kontaktverbot beim Jubel. Die Liga stellte aber rasch klar, dass dies nicht bestraft wird.

 

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