Fußball

Götterdämmerung bei Messi: Von Saudis blamiert!

Das fünfte Spiel der Wüsten-WM brachte die erste Top-Sensation, die niemand auf der Rechnung hatte: Nach 36 Spielen ohne Niederlage oder 1238 Tagen blamierte sich Argentinien mit seinem Topstar Lionel Messi vor 88.000 Zuschauern im Lusail-Stadion gegen Saudi-Arabien, die Nummer 51 der Rangliste, verlor nach 1:0-Pausenführung durch einen von Messi verwandelten Elfmeter 1:2, kassierte bei seiner ersten Auftaktniederlage seit 1990 beide Tore innerhalb von fünf Minuten. Bei der gescheiterten Aufholjagd von der 53. bis zur 99. Minute tauchte Messi mitunter ab. Durch seinen Treffer ist er zwar der erst vierte Spieler, der bei fünf Weltmeisterschaften traf, aber das kann den 35 jährigen nicht freuen. Es sieht nicht danach aus, als sollte er seine Karriere mit dem WM-Titel krönen können. Dazu fehlte Argentinien zu viel: Tempo, Spielfreude, Ideen, eine solide Defensive. „Es fühlt sich so an wie damals in Brasilien“, meinte Messi vor dem Startspiel. 2014 kam Argentinien ins Finale. Das kann man sich nach der Pleite eigentlich nicht mehr vorstellen.  Von der blieben auch drei Abseitstore vor der Pause in Erinnerung, Eines von Messi, dann zwei von Inter Mailands Stürmer Lautaro Martinez. Bei tipp3 stand Montag die Quote für Argentiniens Ausscheiden nach den Gruppenspielen bei 8,00.

Seit Dienstag müssen alle Fans in Saudi-Arabien nicht mehr die Erinnerung an die WM 1994 aufleben lassen, an das Debüt bei der Endrunde und den sensationellen Aufstieg ins Achtelfinale durch ein 1:0 gegen Belgien. In den vier folgenden Teilnahmen gab es zum Teil heftige Niederlagen (2002 in Japan 0:8 gegen Deutschland)  und nur einen Sieg. Vor vier Jahren in Russland im letzten Gruppenspiel gegen Ägypten 2:1. Jetzt jubeln die Saudis über zwei gewonnene Partien bei der WM-Endrunde hintereinander, die zweite gegen ein Kaliber wie Argentinien mit Messi. Gab es noch nie. Auch ein einzigartiger Erfolg für den Teamchef, der Franzose ist.  Der 54 jährige Herve Renard  gewann 2002 mit Sambia sensationell die Afrikameisterschaft, 13 Jahre später auch mit der Elfenbeinküste. Seine Engagements bei französischen Klubs (Sochaux, Lille) endeten stets vorzeitig.

2019 begann er nach drei Jahren bei Marokko in Saudi-Arabien als Teamchef, bekam nach überzeugender WM-Qualifikation den Vertrag bereits bis 2027 verlängert.  Er stützt sich auf die Spieler von Al-Hilal. Der Klub aus Riad dominierte nicht nur den nationalen Fußball, sondern gewann auch zweimal die asiatische Champions League. Kein Zufall, dass die Torschützen Saleh Al Shehri und Salem Al Dawsari, der drei Argentinier austanzte und den Ball genau ins lange Eck schlenzte, Spieler von Al Hilal sind. Neun gehörten zur Startelf. Im Tor setzte Renard mit Mohammed Al-Owais auf einen, der bei Al Hilal nur Reservist ist. Das Resultat gab ihm recht.

Mehr als einen Achtungserfolg traute den Saudis trotz guter Defensiv-Organisation, die für Stabilität sorgt, Einsatzwillen und Kampfbereitschaft fast keiner zu. Die Prognosen vom Scheitern in der Gruppenphase könnten nach dem Paukenschlag aber nicht halten. Zumal es so viel Unterstützung  wie nie zuvor bei einem WM-Turnier gibt. Zahlreiche Fans ließen es sich nehmen, den WM-Start der „Falken“ im Nachbarland Katar vor Ort zu verfolgen. Daher gab es eine Art Heimspiel-Atmosphäre. Trägt die den Außenseiter erstmals nach 28 Jahren ins Achtelfinale? Die nächste Hürde am Samstag ist Polen mit Robert Lewandowski. Der Dienstag beim 0:0 gegen Mexiko auch eine Götterdämmerung erlebt: Der scheiterte bei einem Duell der Kapitäne mit einem Elfmeter an Mexikos 37 jährigen Tormann Guillermo Ochoa, der an seiner fünften WM spielt, ein Nationalheld ist. Saudi-Arabien ist in  dieser Gruppe Tabellenführer. Wer hätte diesen historischen Moment erwartet?

Foto: AP.

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