Bis 5. November 2018 war ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian auch Präsident der Wiener Austria, ehe er die Funktion zur Verfügung stellte, an Frank Hensel übergab, weil er zum Gewerkschaftschef gekürt wurde. Schon damals muss sich die Austria in einer finanziellen Schieflage nach dem Stadion-Neubau befunden haben, Verbindlichkeiten über 70 Millionen Euro entstehen nicht von einem Tag auf den anderen. Jetzt wird Katzian über seinen Rückzug bei der Austria froh sein, obwohl ihm das violette Schicksal sicher nahe geht. Wenn Freitag der Aufsichtsrat tagt, dann kann es nur ein Thema geben: Wie ist noch Geld aufzutreiben, um die Lizenz zu retten? Wie kann innerhalb von zwei Wochen etwas gelingen, woran man zuvor in eineinhalb Jahren scheiterte? Die großen Schuldzuweisungen sollten aus Vernunftsgründen erst später erfolgen. Schadenfreude wäre völlig fehl am Platz. Eine Bundesliga ohne den Wiener Traditionsklub, bei dem zum 110. Geburtstag die Lichter ausgehen, wäre ein enormer Schaden für den ganzen Fußball. Den es durch die aktuellen Debatten ohnehin schon gibt.
Im Moment läuft so ziemlich alles verkehrt. Dazu zählt auch die Instagram-Botschaft des strategischen Partners Insignia durch Luka Sur, den 26 jährigen Sohn von Präsident Michael Surguladze. Die mit den Worten „stay hopeful“ endet. Man solle nicht die Hoffnung verlieren. Aber was davor zu lesen, ist, macht keine Hoffnung, sondern nährt den Verdacht, dass der Abschuss mit Insignia auch zu den Fehlern der Austria zählt nicht. Insignia stellt fest, dass es zu seinen Aufgaben zähle, Sponsoren zu bringen, um den nächsten Schritt zu machen, um „elite level players“ zu holen, also Spieler von internationaler Klasse, damit Austria zu den „top brands in Europa“ wachse und für „great moments in Favoriten“ sorgen. Die Austria als Topmarke in Europa, große Momente in Favoriten? Völlig realitätsfremd. Bisher gelang es Insignia nicht einmal, die Mittel zu besorgen, um die Lizenz zu sichern. Aber das zählt aus Insignia-Sicht nicht zu den Aufgaben. Ein großes Missverständnis.
Auch die Variante, wonach Austria in die von der Bundesliga im Vorjahr beschlossenen „Corona-Insolvenz“ gehen sollte, um nicht aus er Liga verbannt zu werden, bedeutet in Wahrheit nicht die Rettung. Beim Lizenzverfahren würde die Austria zwar nur mit dem Abzug von sechs Punkten und einem Transferverbot für zwei Jahre sanktioniert werden, aber um das parallel laufende Sanierungsverfahren über die Bühne zu bringen, wären wieder Millionen notwendig. Die Austria nicht hat. Dass noch am Tag der Verweigerung der Lizenz der Abschied des ersten Spielers nach Saisonende publik wurde, passt so richtig ins Bild. Aber das ist am leichtesten zu verkraften, dass Manprit Sarkaria ab Juni für Sturm Graz und nicht mehr für Austria spielt. Die „Kleine Zeitung“ meldete den Wechsel bereits Dienstag Abend, Sturm musste ihn widerwillig 16 Stunden später bestätigen. Wollte eigentlich den achten Einkauf in der Ära von Sportchef Andreas Schicker erst nach Saisonende bekannt geben, „weil man nicht auf einen hintritt, der schon am Boden liegt“, wie Schicker feststellte. Sarkaria (Bild oben) strebte eigentlich einen Wechsel nach Deutschland an, ließ sich deshalb von der deutschen Rogon-Agentur beraten, aber es wurde „nur“ die Steiermark. Sturms Trainer Christian Ilzer kennt ihn aus seiner Austria-Zeit, in der Sarkaria in die Mannschaft kam, plant ihn als Sturmspitze ein. Bei den sieben Schicker-Transfers war noch kein Flop dabei. Bleibt es auch beim achten so? Trennen wird sich Sturm nach der Saison wohl von seinem albanischen Legionär Bekim Balaj und Kevin Friesenbichler, den Stürmer mit Austria-Vergangenheit.
Zurück zu Violett: Dort läuft derzeit so gut wie alles falsch. Zeigt sich auch bei den Young Violets. Zwölf (!) Corona-Fälle, daher musste das Zweitligaspiel gegen Liefering verschoben werden.
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