Fußball

Grönemeyer jubelt über Hinterseer und Kevin Stöger! Bei Trimmel alle Gewalt für den Klassenerhalt

In keiner anderen Liga Europas tobt ein so verrückter Abstiegskampf wie in der zweiten deutschen Liga: Zwischen dem Vierten und dem Relegationsplatz liegen sechs Runden vor Schluss nur sechs Punkte, nur neun zwischen Rang vier und dem Vorletzten, der runter muss. Der Vierte Ingolstadt hat noch Chancen für den Aufstieg und lebt zugleich gemeinsam mit anderen 14 der 18 Klubs mit der Gefahr abzusteigen. Und mittendrin in dem Wahnsinn sind gleich 15 Österreicher: Marco Knaller bei Ingolstadt, Konstantin Kerschbaumer und Manuel Prietl bei Arminia Bielefeld, Stefan Kulovits als Kapitän bei Sandhausen, Lukas Hinterseer und Kevin Stöger mit Vfl Bochum, Georg Teigl mit Eintracht Braunschweig, Christian Gartner mit Duisburg, Christopher Trimmel und Philipp Hosiner mit Union Berlin, Sascha Horvath und Patrick Möschl mit Dynamo Dresden, Lukas Gugganig mit Greuther Fürth, Dominik Wydra mit Erzgebirge Aue und Philipp Mwene mit dem Letzten Kaiserslautern.

Einige kamen völlig entgegen ihren Saisonziele in den Abstiegsstrudel. Bei Trimmel und Hosiner galt ebenso der Aufstieg als Saisonziel wie bei Hinterseer und Bochum. Wie der tiefe Fall bei Union Berlin und Bochum passieren könne? Turbulenzen am Trainerposten, in Berlin ging´s seit der überraschenden Trennung von Trainer Jens Keller im Herbst nur noch bergab, Nach der l1:2-Osterniederlage in Fürth  werden bei Trimmel Erinnerungen an seine vergangenen Rapid-Zeiten wach geworden sein. Vertreter der Ultraszene,die zuvor lautstark „mit aller Gewalt zum Klassenerhalt“ skandiert hatten, redeten am Rasen minutenlang auf die Verlierer ein. Trimmel empfand es als „gutes Feedback. Die wollen sehen, dass wir einfach rennen und kämpfen. Ich weiß nicht, wie viele von uns schon Abstiegskampf mitgemacht haben. Das ist nicht spielen und kombinieren gefragt. Wir müssen uns reinhauen. Jetzt heißt es, auf den Tisch zu hauen. Es geht nicht nur um die Spieler,sondern um den ganzen Klub.“ Der seit letztem Jahr in seiner Traditionsstätte, der Alten Försterei in Köpenick, ein Stadionprojekt stemmt. Ausbau für den Aufstieg.

Lukas Hinterseer (Bild oben) und Kevin Bochum haben derzeit mit Robin Dutt (früher Freiburg, Leverkusen, DFB-Sportdirektor, Werder Bremen, Vfb Stuttgart-Sportchef) schon den vierten Trainer in dieser Saison. Zum ersten Wechsel war es bereits während der Saisonvorbereitung gekommen. Hinterseer und Stöger waren zuletzt die Lebensversicherung des Traditionsklubs, dessen prominentester Fan der weltbekannte deutsche Musiker und Sänger Herbert Grönemeyer ist. Der dies auch in seinem Lied „Tief im Westen“ besingt: „Machst mit ´nem Doppelpass jeden Gegner nass, du und dein Vfl“ heißt es da. Diese Zeiten sind zwar lange vorbei, dank des Österreicher-Duos gelang zuletzt Schadenbegrenzung: Der bärtige Tiroler Hinterseer ließ drei Treffern beim 3:2 in Sandhausen den Doppelpack zum 2:0 gegen Eintracht Braunschweig folgen. Fünf Tore in zwei Spielen erzielt er zuvor noch nie. Erst einmal hatte er in zwei aufeinanderfolgenden Zweitligaspielen getroffen: 2014/15 in der Aufstiegssaison bei Ingolstadt unter Ralph Hasenhüttl. Erstmals als Profi hat er eine zweistellige Torausbeute in einer Saison. Elf sind´s derzeit. Als eine Bewerbung für eine neue Chance in Österreichs Team.

Einige Tore fielen nach tollen Assists von Kevin Stöger. Auf acht Torvorlage am der insgesamt. Nur 22,5 Kilometer von Dortmund entfernt ist auch ein anderer Österreicher mit dem Familiennamen Stöger als der Borussia-Trainer ein Thema. Der in Steyr geborene ehemalige U21-Teamspieler  hatte bereits mit 16 den Sprung aus der Oberösterreich-Akademie in den Nachwuchs des VfB Stuttgart gewagt, hat mit 24 auch schon Stationen in Kaiserslautern und Paderborn hinter sich. Der Linksfuss zieht nicht ur im zentralen Mittelfeld die Fäden, sondern ist auch einer der laufstärksten Spieler der ganzen Liga: 283,6 Kilometer lief Stöger bei seinen 24 Einsätzen, das sind 11,82 im Schnitt. Damit liegt er knapp vor seinen Landsleuten Manuel Prietl (305,4 km bei 26 Spielen/Schnitt 11,74) und Konstantin Kerschbaumer (Schnitt 11,13), die bei Bielefeld für Schwung sorgen.

Auf Stögers Vorlagen wird Hinterseer künftig wohl verzichten müssen. Das Ziel des Oberösterreichs heißt erste Liga. Sein prominenter Berater, der ehemalige deutsche Teamspieler Karlheinz Förster, Europameister von 1980, Vizeweltmeister 1982 und 1986, deutscher und französischer Meister, knüpfte schon die Kontakte. Zu Försters Klienten zählt auch Leipzigs Torjäger Timo Werner. „Es gibt schon ein paar Anfragen“, deutete Stöger seinen Wechsel an. Die nächste Bewährungsprobe für ihn und Hinterseer: Freitag beim Tabellenführer Fortuna Düsseldorf.

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