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Gut für die Statistik – aber in Bosnien wird das nicht reichen

Sechster Sieg im siebenten Spiel unter Franco Foda,, gut für die Statistik und das Selbstvertrauen für den Start in die Nations League. Aber viel mehr positives läßt sich über as 2:0 (1:0) gegen Schweden vor nur 11.100 Zuschauern in der neuen Generali-Arena nicht  sagen. Fast ist man versucht von einem Muster ohne Wert zu sprechen. Weil Foda 17 Spieler einsetzte und sein schwedischer Kollege Janne Andersson vier Tage vor dem Nations League-Duell gegen die Türkei in Stockholm von der Mannschaft, die im WM-Viertelfinale gegen England ausschied, nur  Rechtsverteidiger Emil Krafth vom französischen Klub Amiens einsetzte. Und der spielte damals  auch nur, weil Mikael Lustig von Celtic Glasgow gesperrt war. Der zweite schwedischen Anzug wirkte wie die Fleisch gewordene Harmlosigkeit. Ex-Teamkapitän Andi Ivanschitz, der ebenso wie Emanuel Pogatetz, Zlatko Junuzovic und Martin Harnik offiziell verabschiedet wurde, sah so einen Spieler seines Ex-Klubs Seattle Sounders namens Gustav Svensson wenig effektiv im Mittelfeld herumwerken. Gegen diese Schweden hätte auch noch Ivanschitz mit fast 35 Jahren mitgehalten.

Österreichs Defensive ließ  praktisch keine schwedische Chance zu. Nur  zwei gelungene Distanzschüsse. Den ersten durch Krafth vor der Pause, den zweiten in der zweiten Hälfte, als es noch 1:0 stand, durch  Marcus Rohden vom italienischen Klub Crotone.  Bei beiden reagierte Tormann Heinz Lindner hervorragend, beim zweiten fast mirakulös. Und bewies, dass alle Diskussionen um die Nummer eins überflüssig sind. Besser als Lindner kann man sich für das Vertrauen eines Trainers nicht bedanken. Österreichs zweiter herausragender Spieler: David Alaba! An beiden Toren beteiligt: Beim ersten wehrte Swansea-Keeper Kristofer Nordfeldt die Flanke des Kapitäns auf Innenverteidiger Filip Helander ab, sorgte so für ein Eigentor. Beim 2:0 traf Alaba mit links ins lange Eck, ließ Nordfeldts Nachfogler Karl Johnsson von Guingamp keine Chance. Da hätte auch Schwedens Nummer eins, Robin Olsen, nichts halten können.

Eine der wenigen Offensivaktionen Österreichs, bei der alles passte. Bis zur Pause gelang es nicht, eine Chance herauszuspielen, in der zweiten Hälfte änderte sich das. Die auffälligsten Schwächen: zu langsame Ballzirkulationen, zu viele Wechselpasses, die nicht ankamen. Man kann es drehen und wenden wie man will: So eine Leistung  wird Dienstag in Zencia gegen Bosnien nicht reichen. Da muss mehr kommen. Obwohl Österreich einen Vorteil haben wird: Zwei Tage mehr Pause. Die Bosnier spielen  Samstag in Belfast gegen Nordirland um Punkte. Das wird sicher mehr Substanz kosten als Österreich der Test gegen Schweden, Diskussionen über die Aufstellung gegen Schweden sind müssig. Es mag überraschend gekommen sein, dass Stefan Ilsanker als Innenverteidiger einer der nur vier Österreicher war, die durchspielten. Ausser ihm noch Stefan Lainer und Martin Hinteregger sowie als einziger Mittelfeldspieler Peter Zulj. Etwas unerwartet kam aber doch, dass  Louis Schaub nach seinen Leistungen bei Köln gar nicht zum Zug kam. Fodas Analyse nach dem 2:0  kann man nur unterstreichen: „Es gibt Spiele, nach denen man weiß, dass es um einiges besser geht.“

Ein Kapitel für sich an dem Tag,  an dem der ÖFB seinen neuen Legendenklub mit Josef Hickersberger als Kapitän, dem zwei Spielerinnen, 35 Spieler, drei Ex-Teamchefs (Hickersberger, Hans Krankl, Marcel Koller) angehören, ins Leben rief: Die Kulisse. Wer glaubte, die Stimmung für das Team sei durch die Resultate in der Ära Foda viel besser geworden, der wurde eines besseren belehrt. 11.100 Zuschauer sind blamabel.  Wenn eine Tribüne praktisch leer bleibt, wie die eigentlich für die Austria-Fans vorgesehene Osttribüne, dann macht das alles noch viel schwerer.  Auf der Westtribüne entrollte die Hurricans von der Hardcore-Fans bald ein Transparent mit der  Forderung „Heimspiele nur im Happel-Stadion“ und stimmten Sprechchöre an, wonach sie  nur im Prater zu Haue sind. Dort war bisher immer Andy Marek  der Stimmungsmacher bei Heimspielen. Auch der ging Donnerstag ab. Aber die Rapid-Stimme im Austria-Stadion? Das geht ja gar nicht, wäre eine Provokation. Weil es bei vielen nur ein Lippenbekenntnis ist, wenn vom Team als nationaler Angelegenheit, die alle Fußballfans vereint, gesprochen wird.

 

 

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