Wenn der Franzose Sebastien Haller Sonntagnachmittag vor 80.000 Zuschauern im Westfalen-Stadion sein erstes Bundesligaspiel für Borussia Dortmund gegen Augsburg bestreiten wird, dann bedeutet dies ein Wunder. Denn der 28 jährige Franzose, den Dortmund als Nachfolger für Ex-Salzburg-Torjäger Erling Haaland verpflichtete, bekam vor sechs Monaten im Dortmunder Trainingslager eine Hodenkrebs-Diagnose. Kämpfte sich mit zwei Operationen und einer Chemotherapie zurück. 176 Tage nach dem Schock trug er im spanischen Trainingslager erstmals wieder den Dortmund-Dress, im zweiten Vorbereitungsspiel gegen den FC Basel erzielte er innerhalb von sieben Minuten drei Tore zum 6:0. Für die Startelf wird es noch nicht reichen, aber einen Kurzeinsatz konnte sich Trainer Edin Terzic schon gut vorstellen.
Hallers Comeback wird auch einige Österreicher, die mit ihm zu tun hatten, sehr bewegen. Adi Hütter war bei Eintracht Frankfurt Hallers Trainer (Bild oben), Martin Hinteregger sein Mitspieler. Haller kam 2017 für sieben Millionen Euro von Utrecht, Hütter machte ihn besser, in der Saison 2018/19 war er ein wesentlicher Bestandteil bei Franfurts Höhenflug bis ins Semifinale der Europa League. Vor den Spielen gegen Chelsea drohte Haller eine Adduktorenoperation, Hütter schickte ihn nach Fuschl zum Salzburger Sportwissenschaftler Franz Leberbauer. Dessen Methoden halfen, von Fuschl ging es an die Stamford Bridge nach London, wo Frankfurt im Elfmeterschießen ausschied. Hütter wechselte Haller zum Nachspiel ein, der Franzose verwandele im Penaltydrama Frankfurts ersten Elfmeter. Haller kam in dieser Saison auf 15 Tore in der Bundesliga, fünf in der Europa League, wechselte für 50 Millionen Euro nach London zu West Ham. Ein Riesengeschäft für Frankfurt. Bei West Ham kam Haller in zwei Saisonen nie auf Touren, 2021 kaufte ihn Ajax Amsterdam für 22,5 Millionen, bekam von ihm 47 Tore in 66 Spielen. Ende Mai bestritt er sein letztes Pflichtspiel für Ajax, Dortmund zahlte 31 Millionen für ihn. Im Juli kam die Krebsdiagnose.
„Er ist ein besonderer Spieler und Mensch. Ich drücke ihm alle Daumen“, versicherte Hütter. Er weiß weiterhin praktisch alles aus nächster Nähe über Haller, obwohl der Goalgetter im Laufe der Jahre seine Telefonnummer gewechselt hat. Denn Armin Reutershahn, jahrelang Assistent von Hütter in Frankfurt und bei Mönchengladbach, ist jetzt Co-Trainer in Dortmund. Dort erhoffen sich alle schon magische Momente mit Haller.
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