Fußball

Hartberg hat mehr Qualität! Austria macht sich Mut für volle Attacke

Markus Schopp steht knapp vor der Krönung seiner zwei Trainersaisonen bei  Hartberg. Nach dem verdienten 3:2 (1:0) im ersten Play-off-Finale bei der  Austria in der Wiener Generali-Arena fehlen ihm nur noch etwa mehr als 90 Minuten, um die Steirer erstmals in ihrer Klubgeschichte nicht nur unter die ersten sechs der Bundesliga geführt zu haben, sondern sogar in den Europacup. Präsidentin Brigitte Annerl hätte  Samstag knapp vor 19 Uhr nach dem Schlusspfiff des Salzburger Referees Christoph Jäger am liebsten jeden, er mit Hartberg etwa zu tun hatte, umarmt. Aber das ist ja in Corona-Zeiten nicht sehr ratsam. Also beschränke sie sich auf eine „Applaus-Orgie“, die sich die Sieger auch verdienten. Die Entwicklung vom absoluten anfangs nicht Ernst genommenen Nobody und Außenseiter in Richtung Europacupteilnehmer ist fast atemberaubend.

Teamchef Franco Foda, der mit Schopp in der großen Mannschaft von Sturm Graz in der Ära von Boss Hannes Kartnig und Trainrr Ivcia Osim gespielt hatte, fuhr sogar von Graz nach Wien, um das Match vor Ort zu beobachten. Dass er in dem nicht neue Teamkandidaten finden wird, müsste er vorher gewusst haben. Vielleicht war es auch etwas die Verbundenheit mit Schopp, die ihn an den Favoritner Verteilerkreis trieb. Was Foda sah, bedeutete eigentlich die Bestätigung des Tabellenstands in der Bundesliga  nach 22 Runden, nach Ende des Grundduchgangs: Hartberg hat mehr Qualität, kam in die Meisterrunde, Austria nur die Qualifikationsrunde. Wirkte besser organisiert, sicherer am Ball, effizienter, hat Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Samstag war es ausgerechnet ein Ex-Austrianer: Dario Tadic, vor acht Jahren nicht mehr benötigt, sorgte für Austrias Heimpleite. Damit bezwang Hartberg nach der Corona-Pause auswärts der Reihe nach den LASK, Wolfsberg, Rapid, Sturm Graz und zum Abschluss die Austria.

Der 30jährige Tadic wirkte war nicht ganz austrainiert, aber das ändert nichts an seinem Können. Er sorgte nach zehn Minuten für die Führung, als der zu Beginn als Linksverteidiger aufgebotene Alexander Borkovic einen Pass von Benin-Legionär Jodel Dossou nur berührte, aber nicht mehr. Tadic sorgte in der zweiten Hälfte acht Minuten nach Austrias Ausgleich im Anschluss an einen Eckball mit dem starken linken Fuß volley für die neuerliche Führung, das war sein Saisontor Nummer 19! Und er legte zehn Minuten später Dossou bei einem Bilderbuchkonter das  3:1 auf. Kurz davor machte Schopp von der Bank mit dem Zuruf „Dario, zwei Spitzen“ auf eine kleine System-Änderung aufmerksam. Der einzige Tadic-Fehler: Er scheiterte beim Sitzer auf de 4:1-Führung mit einem Heber an  Austrias Tormann Patrick Pentz. So wurden seine ersten Saisontore gegen Austria nicht zum Hattrick, nur zum Doppelpack. Typisch Schopp, das er nachher das 3:2 zwar als tolles Resultat bezeichnete, aber doch feststellte: „Es hätte noch besser sein können“. Auf keinen Fall werde man den Fehler begehen, zu glauben, das Rückspiel werde jetzt mit dem Vorsprung im Rücken, leichter: „Es war ein erster Schritt, nicht mehr!“

Was soll man zur Austria sagen? Dass Kapitän Alexander Grünwald, der mit Rückenproblemen ausfiel,doch abging. Dass sie erst nach der Paus wirklich da war, zuvor konstatierte Trainer Christian Ilzer eine „Müdigkeit im Kopf“. Dass zu wenige Aktionen so perfekt gelangen wie das 1:1 durch Benedikt Pichlers wuchtigen Kopfball nach dem Eckball von Manprit Sarkaria. Dass Ilzers Versuch, mit einem Dreiertausch nach 70 Minuten, mit dem er Youngster Patrick Wimmer vom Mittelfeldspeler an der linken Außenbahn zum Rechtsverteidiger „verwandelte“. das Match noch zu drehen, mißlang. Wenig später lief Austria in Hartbergs Konter zum 1:3, wenigstens konnte Wimmer (Bild oben), der Goldtorschütze vom Mittwoch gegen Altach, in neuer Rolle auf 2:3  verkürzen. Daher braucht die Austria“ nur einen Sieg mit zwei Toren Differenz in Hartberg, um das Play-off zu gewinnen.Ist ihr das zutrauen?

Für Ilzer, der zweimal im Spiel die Besetzung im Abwehrzentrum änderte (von Beginn an Erik Palmer-Brown mit Michael Madl, nach der Pause bis zur 70.Minute Borkovic mit dem Amerikaner, in den letzten 24 Minten dann Klein und Palmer-Brown), auf jeden Fall: „Die Chance lebt definitiv, es gibt keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken!“ Seine Devise heißt „volle Attacke in Hartberg“.Darauf wird Schopp aber seine Mannschaft garantiert einstellen.

 

 

 

Foto: FK Austria/Agentur Zolles.

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