Fußball

Heile Welt in Salzburg, Trainerwechsel bei Chelsea, Rose zu Leipzig

Der FC Salzburg stellt auch diese Saison die jüngste Mannschaft in der Champions League. Das Durchschnittsalter der Startelf beim 1:1 gegen Milan betrug nur 23,1 Jahre. Auch wenn manche nachher einem möglichen Sieg nachtrauerten, es regierte zu Recht der Stolz, dem italienischen Meister trotz personeller Probleme die Stirn geboten zu haben. Heile Fußballwelt also in Salzburg, bei Chelsea, am kommenden Mittwoch der nächste Gegner in der Champions League, gab es hingegen nach dem 0:1 bei Dinamo Zagreb sozusagen den Urknall. Durch einen überraschenden, völlig unerwarteten Trainerwechsel. Thomas Tuchel musste nach seinem 100. Spiel als Chelsea-Trainer gehen. Am 100. Tag nach der Besitzübernahme durch ein amerikanisches Konsortium, die Clearlake Capital Group um Todd Boehly. Eine Machtdemonstration. Tuchel (Bild oben) war im Jänner 2021 von Ex-Besitzer Roman Abramowitsch und der ehemaligen Sportdirektorin Marina Granovskaia engagiert worden. Hatte sensationell in den Monaten danach die Champions League, Europas Supercup und die Klub-WM mit den „Blues“ gewonnen, wurde daher von der FIFA zum „Welttrainer“ gekürt.  Bei den neuen Besitzern, die Chelsea um fünf Milliarden Euro kauften, zählt das nicht.

Chelsea gab mehr als jeder andere Klub im Sommer für neue Spieler aus. Nicht weniger als 280 Millionen! Allein 184 für die Innenverteidiger Kalidou Koulibaly und Wesley Fofana sowie Torjäger Raheem Sterling. Aber Chelsea ist nach sechs Runden der Premier League mit Niederlagen bei Leeds und Ralph Hasenhüttls FC Southampton mit einer negativen Tordifferenz nur Sechster, liegt fünf Punkte hinter Tabellenführer Arsenal. Dazu die Pleite in Zagreb, bei der sich Tuchel wie im falschen Film fühlte.  Daher sah Boehly den richtigen Zeitpunkt gekommen, sich vom deutschen Trainer zu trennen. Offiziell wird das vorhandene Trainerteam vorerst interimistisch die Nachfolge antreten, aller Voraussicht nach auch gegen Salzburg die Mannschaft betreuen. Tuchel hatte mit dem Ungarn Zsolt Löw, dem Deutschen Arno Michels und dem Engländer Anthony Barry drei Assistenten, Löw hat eine Salzburg-Vergangenheit. Der damalige Sportchef Ralf Rangnick setzte ihn in der Saison 2014/15 als Assistent von Trainer Adi Hütter ein. Der sah in Löw eher einen Aufpasser. Englische Medien nannten den Argentinier Mauricio Pochettino der von Jänner 2021 bis vor zwei Monaten Tuchels Nachfolger bei Paris St. Germain war und Brighton-Coach Graham Potter, als mögliche neue Trainer bei Chelsea.

Trainerwechsel auch bei RB Leipzig. Beim zweiten Klub unter Red Bull-Einfluss läuft lange nicht alles nach Plan wie in Salzburg. Nach fünf Runden mit nur einem Sieg sieben Punkte Rückstand auf Bundesliga-Tabellenführer Freiburg, innerhalb von vier Tagen zwei schlimme Pleiten. Letzten Samstag 0:4 in Frankfurt, Dienstag beim Start in die Champions League daheim von Schachtjor Donezk beim 1:4 gedemütigt. Daher zog Boss Oliver Mintzlaff die Reißleine, beurlaubte den erst im Dezember als Nachfolger von Ex-Salzburg-Trainer Jesse Marsch engagierten Domenico Tedesco. Der 36 jährige war bis Sommer sehr erfolgreich, führte die Bullen auf Rang vier, wurde Pokalsieger, holte den ersten Titel der Klubgeschichte. Leipzig hielt alle Spieler, für die zweistellige Millionensummen geboten wurden. Wie Konrad Laimer, den kroatischen Innenverteidiger Josko Gvardiol, den französischen Stürmer Christopher Nkunku, engagierte dazu Xaver Schlager, den deutschen Teamverteidiger David Raum, holte Torjäger Timo Werner von Chelsea zurück. Damit verbunden waren hohe Erwartungen, die bisher nicht erfüllt wurden. Mintzlaffs Begründung für die Trennung klang ähnlich wie bei Marsch. Man traue Tedesco nicht zu, den Turnaround zu schaffen.

Tedesco erlebte einen ähnlichen Absturz bereits 2018/19 bei Schalke 04 nach Platz zwei in der vorigen Saison.  Nach einem 0:7 in der Champions League bei Manchester City und fünf Bundesliga-Niederlagen in Serie, die zum tiefen Fall auf Rang 14 und in den Anstiegskampf führten, war er Geschichte. Mit dabei war damals Guido Burgstaller, mittlerweile via St. Pauli wieder bei Rapid gelandet. Als Favorit auf Tedescos Nachfolge gilt der in einem Vorort von Leipzig lebende Marco Rose, der im Sommer seinen Vertrag bei Borussia Dortmund auflöste und daher auf dem Markt ist. Bisher zeigte sich Rose eher reserviert, wenn er darauf angesprochen wurde, beim Klub in seiner Heimatstadt zu arbeiten. Im Red Bull-Reich hat er aufgrund seiner Erfolge mit Salzburg, von 2017 bis 2019, angefangen vom Youth League-Triumph über ein Double bis zum Semifinale in der Europa League, ein hohes Ansehen.  Die nächsten Aufgaben müssten für Rose in der aktuellen Situation Leipzigs eher ein Grund sein, den Job nicht anzutreten: Samstag gegen seinen Ex-Klub Dortmund, Mittwoch Champions League bei Titelverteidiger Real Madrid, dann bei seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach. Wagt er es trotzdem, wonach es Mittwoch Nachmittag aussah, gäbe es für Rose ein Wiedersehen mit drei Spielern aus seiner Salzburg-Zeit: Schlager, Dominik Szoboszlai und Amadou Haidara.

 

Foto: Chelsea.

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