Eishockey

Hendln übernehmen Bauernhof: Im Eishockey droht der nächste Krach!

Giuseppe Mion kommt wie der neue Präsident im Eishockeyverband, Klaus Hartmann, aus Villach. Der Unterschied zwischen beiden: Mion ist schon aus Spielerzeiten eine Villacher Legende, für jeden, der sich mit Österreichs Eishockey beschäftigte,eine bekannte und anerkannte Größe. Hartmann nicht. Mion weiß aus eigener Erfahrung als Verbandskapitän, unter anderem bei der A-WM 2004 in Prag mit dem legendären 2:2 gegen den späteren Weltmeister Kanada, wie schwierig die Arbeit im Verband ist, um alles am Laufen zu halten. Hartmann und seine Crew, zu der bald mit Michael Herzog-Löschnig der nächste Kärntner als Vizepräsident kommen wird, haben keine Ahnung davon. Daher lieferte Mion Samstag im Villacher Kongresszentrum zur Revolution von Hartmann und seinen Helfern den Spruch des Tages: „Jetzt übernehmen die Hendln den Bauernhof!“ Treffender geht´s  nicht.

Das abgewählte Präsidium würde mit den Erfahrungen vom Samstag  wohl anders agieren als es in viel zu nobler Zurückhaltung tat, seit Hartmanns Kandidatur offiziell war.  Und nicht den Lügen entgegentrat, mit denen Hartmanns Team im Wahlkampf punktete. Das geht vor allem auf das Konto von Alt-Präsident Gernot Mittendorfer, der von Peter Freunschlag , dem Präsidenten der Linzer Black Wings, die Rechnung dafür präsentiert bekam, immer den Konsens zu suchen. Als Österreichs Team in Linz Länderspiele bestritt, unter anderem gegen Tschechien erst im Penaltyschießen verlor, was fast wie ein Sieg zählte, stimmte danach die Abrechnung hinten und vorne nicht. Mittendorfer verzichtete darauf, Freunschlag zur Rechenschaft zu ziehen, schenkte ihm und den Black Wings quasi Geld. Als „Dank“ dafür gab Freunschlag die Vollmacht für die fünf Stimmen der Black Wings dem ehemaligen Damen-Referenten Martin Kogler, von dem jeder wusste, das er im Lager von Hartmann stand. So geht es in Österreichs Eishockey zu. Es passte so richtig ins Bild, dass sich Ex-Teamspieler Herbert Hohenberger als Präsident des Kärntner Verbands auf der Hauptversammlung nicht sehen ließ. Sondern erst am Abend bei Hartmanns Siegesfeier in der Villacher Brauerei.

Die Attacken aus Hartmanns Lager auf Sportchef und Teamchef Roger Bader lassen erahnen, welch schwierige Zeit ihm in seinem letzten Vertragsjahr bevorstehen wird. Eigentlich müsste dem Schweizer vor der Zusammenarbeit mit diesen Herren grauen, die ein Sommertrainingslager des Nationalteams für unnötig finden. Ebenso, dass der Teamchef einmal im Jahr über den großen Teich fliegt, um seine NHL-Legionäre besucht. Beides ist inzwischen bei allen gestandenen Eishockeynationen üblich. Nicht nur einmal pro Saison. Das hat sich bis zu Hartmann und seiner Mitstreitern in Kärnten noch nicht durchgesprochen. Im letzten Jahrhundert war es eben noch nicht so.  Überdies traf Bader im Februar nicht nur Michael Raffl und Michael Grabner, sondern mit Thimo Nickl und Fabian Hochegger auch zwei Hoffnungen aus der in die A-Gruppe aufgestiegenen U 20. Und holte sich bei einem Treffen mit Marco Rossi dessen Zusage ein, für die Olympiaqualifikation zur Verfügung zu stehen, egal, was der NHL-Draft für ihn bringen wird. Dass Corona weder Draft noch Olympiaqualifikation zuließ, liegt nicht in Baders Bereich. Geradezu lächerlich, dass Bader vorgeworfen wurde, den Aufenthalt bei der U 20-WM in Minsk unterbrochen zu haben, um für einen Tag nach Wien zu fliegen und dann beim Aufstieg wieder dabei war. In Wien musste er nämlich als Sportchef bei der Präsidiumssitzung anwesend sein. Wenn sich der Verband die Kosten für einen Flug von Minsk nach Wien und retour nicht mehr leisten kann, dann gute Nacht. Solche Zeiten könnten aber unter Hartmann kommen.

Die Anfechtung seiner Wahl sehen die Kärntner Sieger gelassen. Es gibt Juristen, die dazu eine andere Meinung haben. Inzwischen droht dem Eishockey der nächste Krach. Diesmal erneut der Liga nach dem Eklat in Linz um die Black Wings, Freunschlag, Ex-Manager Christian Perthaler und den neuen Verein. Diesmal geht es um die Wahl zum Liga-Präsident im Jänner in Salzburg, als der von den Vienna Capitals nominiere Kandidat nicht die nötige Zweidrittel-Mehrheit unter den elf Klubs fand. Nämlich Jochen Pildner-Steinburg, der Präsident der Grazer 99ers.  Capitals-Boss Hans Schmid hat inzwischen zwei Rechtsgutachten eingeholt. Laut deren Erkenntnis war die Wahl von Pildner-Steinburg eigentlich korrekt war. Was inzwischen das Schiedsgericht der Liga mit Hellmut Reichel (KAC), Günther Hanschitz (Innsbruck) und Gerald Rauchenwald (Villach) inzwischen mit 2:1-Stimmen akzeptierte. Was passiert jetzt? Eigentlich nicht anzunehmen, dass sich Pildner-Steinburg nach alldem, was zuletzt passierte, den Job nochmals antun will. Vorerst regt er einen runden Tisch an.

 

Foto: DEL.

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