Innerhalb von sieben Tagen vergab Red Bull Salzburg gegen Olympique Marseille und Sturm Graz zwei Titelchancen.. Doch Trainer Marco Rose zeigte in der ersten Niederlage nach 29 gewonnenen Cupspielen, dem 0:1 im Klagenfurter Finale des Uniqa-Cups, vor einer großartigen Kulisse von 27.100 Zuschauern bei allen Mitgefühl für seine „großartigen Jungs“ auch Größe. In dem er feststellte, ein Verein wie Salzburg könne durchaus seine Ziele verpassen: „Aber dann werden wir stark zurückkommen und neue Ziele verfolgen.“ Klang nach einem neuen Anlauf des Meisters in der kommenden Saison zu erster Qualifikation für Champions League und Double mit ihm. Alle von „Bild“ gemeldeten Kontakte zu RB Leipzig dementierte er glaubwürdig. Wenn Rose bleibt, wird es auch gelingen, den ganz großen Ausverkauf, den viele Pessimisten Salzburg voreilig prophezeien, von Stefan Lainer, Duje Caleta-Car, Amadou Haidara, Diadie Samassekou, Xaver Schlager, Valon Berisha bis zu Hee Chan Hwang, zu verhindern.
Ein Verlierer des Cupfinales spielte gar nicht mit: Die Wiener Fußballszene. Die Großklubs Rapid und Austria stehen nicht nur im Schatten von Salzburg, sondern endgültig auch von Sturm Graz. Dabei sind die Steirer nicht nur im Vergleich mit Salzburg,sondern auch mit Rapid und Austria punkto Klubbudget ein Underdog. Der dieses Minus mit Herz, Leidenschaft und Energie wettmacht. Um so großartiger fühlt es sich an, sein Traumziel, den fünften Cupsieg und dazu Platz zwei in der letzten Zehnerliga hinter Salzburg, zu einem entscheidenden Teil bereits realisiert zu haben. Darum sprach Präsident Christian Jauk im Wörtherseestadion von einem der glücklichsten Tage in seinem Leben. Wenn die 120 Minuten von Klagenfurt und die Feiern bis ins Klagenfurter Morgengrauen, bei denen anfangs in der Kabine auch der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhofer und der Volks-Rock´n-Roller Andreas Gabalier, der seinen „Hulapulu“-Hit sang, gratulierten, nicht zu große, bleibende Spuren hinterließen, müsste der zweite Teil zu schaffen sein. Bei fünf Punkten Vorsprung auf den Dritten Rapid und sechs auf den LASK vor den letzten drei Runden.
Goldschütze Stefan Hierländer gestand, er habe beim Jubel vor der Sturm-Tribüne geglaubt, vor einer schwarzen Wand mit gefühlten 100.000 Menschen zu stehen. Auch die Fans sind ein Machtfaktor der „Blackies“. Ohne dass man den Eindruck bekommt, dass sie den Klub so dirigieren und beherrschen wollen wie die grün-weißen im Westen von Wien, sie soviel Einfluss auf Entscheidungen in der Chefetage haben. Und falls der Eindruck täuscht, dann macht man es in Graz eben diskreter und geschickter als in Hütteldorf. Ein positives Transparent für den Sportchef wie von den Sturm-Fans in Klagenfurt für Günter Kreissl („Günter, du bist ein Segen für den Verein“) gab es für Fredy Bickel und Franz Wohlfahrt bei Rapid und Austria noch nicht. Das kann man ohne weiters auch darauf zurückführen, dass es bei Rapid in den letzten zwei Saisonen, bei Austria in dieser keinen Anlass dazu gab Das Thema umstrittene Trainerwahl hat sich bei Kreissl mit dem Cupsieg erledigt. Stolz trugen alle nachher schwarze T-Shirts mit den Jahreszahlen der fünf Cupsiege in der Klubgeschichte: 1996, 1997 und 1999 jeweils unter Ivica Osim in der Erfolgsära von Präsident Hannes Kartnig, 2010 mit Franco Foda als Trainer und Hans Rinner als Präsident, 2018 mit Heiko Vogel als Trainer, Kreissl als Sportchef und Präsident Jauk. Vogel sah sich als kleinsten Rädchen in der Grazer Erfolgsmaschinerie. Kreissl hat im Zusammenstellen des Kaders ein besseres Händchen gehabt als die Kollegen in Wien, auch wenn in Graz nicht alle Personalien funktionierten. Aber dann twittert er nicht wie zuletzt dreimal Austria-Vorstand Markus Kraetschmer seinen Frust in die Fanwelt hinaus, was man als entbehrlich sehen kann. Irgendwer bei Austria muss ja in dieser Saison an den Flops schuld sein. Wohlfahrt kämpft dagegen, nicht für alles allein verantwortlich gemacht zu werden.
Wie Rapid und Austria bald wieder aus dem Schatten der steirischen, schwarz-weißen Wand treten können? Überzeugende Ansätze dazu gibt es nicht. Der Wechsel von Marvin Potzmann von Sturm zu Rapid wird die Kräfteverhältnisse nicht auf den Kopf stellen, auch wenn der das entscheidende Tor zum Cupsieg vorbereitete. Kreissl scheint mit den Personalplanungen, seinen bereits fixierten Neuzugängen der Wiener Konkurrenz schon wieder einen Schritt voraus zu sein. Bei Austria dauert die Lösung der Trainerfrage schon quälend lange, jedenfalls zu lange. Austria redet vorerst vom Kampf der Amateure unter Andi Ogris um den Aufstieg in die neue zweite Liga, organisiert für das Freitag-Heimspiel gegen Karabakh, das für Ogris Endspielcharakter hat, Fan-Marsch und Ticketaktionen. Der Austria würde es gut tun, wenn es Spiele mit Endspielcharakter für Violett nächste Saison wieder in der Bundesliga gibt.