Fußball

Heuer ist für Louis Schaub August im Oktober! Hinteregger wird operiert

Erstmals seit 33 Jahren verabschiedete sich ein österreichischer Teamchef  mit einem Sieg. 1984 war es Erich Hof im Hanappi-Stadion durch ein 1:0 gegen Holland mit dem berühmten Rinus Michels auf der Trainerbank, Montag Marcel Koller mit dem wie erwartet wenig mitreißenden 1:0 gegen Moldawien in Chisinau. Der Unterschied zwischen Koller und Hof: Der ÖFB verlängert den Vertrag mit dem Schweizer nicht, Hof bot seinen Rücktritt während der WM-Qualifikation selbst an. Er wollte vom damaligen ÖFB-Präsident Beppo Mauhart ein halbes Jahr nach dessen Amtsantritt einen Vertrauensbeweis, den er nicht bekam.

Koller ging mit dem 25. Sieg im 54.Spiel seiner Ära, die er als wunderschöne Zeit bezeichnete. Das Goldtor von Louis Schaub sorgte für ein Torverhältnis von 81:58 in sechs Jahren.  Zum Abschluss brachte der Teamchef mit Philipp Lienhart und Philipp Schobesberger seine Debütanten Nummer 29 und 30, setzte in seiner letzten Partie insgesamt elf Spieler, also eine komplette Mannschaft ein, die er debütieren ließ: Heinz Lindner, Moritz Bauer, Lienhart, Kevin Danso, Max Wöber, Florian Grillitsch, Schaub, Florian Kainz, Guido Burgstaller, Valentino Lazaro und Schobesberger. Koller meinte, er  habe seinem Nachfolger schon einige Lösungen mit junge Spielern präsentiert, die allerdings noch nicht eine Mannschaft in kritischen Phasen führen könnten. Immerhin hat der kommende Teamchef jetzt ein Überangebot an Innenverteidigern: Aleksandar Dragovic, Sebastian Prödl, Martin Hinteregger, Kevin Wimmer, Lienhart, der beim Debüt abgeklärter wirkte als der körperlich stärkere Kevin Danso bei seinem vierten Einsatz für Österreich und auch Max Wöber, der sich im Zentrum noch besser zurechtfinden würde wie als Linksverteidiger, was er beim ersten zweiten Mal auch schon mehr als passabel bewältigte, dabei eine klare Torchance auflegte. Noch ein Wort zu Hinteregger: Er muss sich noch heuer wegen der Fehlstellung eines Knochens im rechten Sprunggelenk einer Operation unterziehen, danach wochenlang pausieren. Der letzte Beweis, das alle Vorwürfe an den Känntner  wegen seiner Absage gegen Serbien und Moldawien aus der Luft gegriffen waren.

Keine Lösung konnte Koller einem Nachfolger in der „Knipserfrage“ hinterlassen. Die Sitzer, die Guido Burgstaller, Marc Janko und Lazaro ausließen, sprachen für sich. So musste Louis Schaub in die Bresche springen: Seit der Rapidler im August Jungvater des kleinen Nino wurde, traf er bei jedem Spiel, in dem Koller ihn einsetzte. Als Joker zum Ausgleich gegen Georgien und zum Sieg gegen Serbien, bei seiner  Premiere in der Startelf in Moldawien. Drei Tore in drei aufeinander folgenden Spielen erzielte im Teamdress schon jahrelang keiner. Damit rettete Schaub  praktisch sieben Punkte im Alleingang. Und zeigte wieder, dass er mit einer Aktion Spiele entscheiden kann, selbst wenn ihm sonst wenig gelingt wie in Chisinau. In der Wintertransferzeit wird es sicher einige Anfragen für den dann 23jährigen Schaub geben. Bisher galt immer der August als der stärkste Schaub-Monat, 2017 ist für ihn der August erst im Oktober.

Es gab auch etwas rund um Kollers Abschied, das zum Nachdenken anregte. Nämlich, was Niederösterreichs Verbandpräsident Johann Gartner, der Bürgermeister von Ziersdorf, über die Analyse, die der ehemalige Sportchef Willi Ruttensteiner letzten Samstag dem ÖFB-Präsidium über die verpatzte Euro 2016 und die Talfahrt danach präsentierte, verriet. Von einer Gruppenbildung unter den Spielern war da ebenso die Rede wie von der Tatsache, dass sich David Alaba mit der von ihm zugedachten Rolle nicht so recht anfreunden konnte. Vor einem Jahr, nach der EURO, hatten Koller und Ruttensteiner beides in Abrede gestellt. Zu Alaba fällt einem noch ein: Bei der EURO stand er als Linksverteidiger nie zur Diskussion, da Christian Fuchs noch den Teamdress trug. Gegen Ungarn begann er in der gleichen Rolle wie in der erfolgreichen Qualifikation neben Julian Baumgartlinger. Das änderte sich erst nach der Verletzung von Zlatko Junuzovic. Da musste er dessen Offensivrolle übernehmen. In der er weder bei der EURo noch in der verpatzten WM-Qualifikation überzeugen konnte. Alabas Vorbehalte zeigen jedenfalls, dass er seine Fähigkeiten besser einschätzen kann als ihm das derzeit manche zutrauen.

Bis Freitag hat Ruttensteiners Nachfolger Peter Schöttel Zeit, eine Liste von zehn Kandidaten für Kollers Nachfolge der Task Force im Verband zu präsentieren. Dienstag begann er mit den Arbeiten, kam aus Erewan durch das 5:0 (0:0) mit der U21 gegen Moldawien noch von Werner Gregoritsch ein starkes Ausrufezeichen. Montag hatte Schöttel noch in Leogang seinen Job als U19-Teamchef mit dem 2:0 gegen Israel, dem Aufstieg in die Eliterunde der EM-Qualifikation mit dem Punktemaximum und ohne Gegentor,  ohne Fehl und Tadel erledigt. ÖFB-Prsident Leo Windtner sprach in Chisinau von einem einigermaßen versöhnlichen Ende des verlorenen Kampfs um das WM-Ticket. Entschuldigung, aber der Blick auf die bereits feststehenden Endrundenteilnehmer in Russland steht im Widerspruch dazu. Nicht nur wegen Serbien, weil die in beiden Partien gegen Österreichs um nichts besser waren, in Wien sogar klar schlechter. Sondern vor allem,weil Island für einen Rekord sorgte: keine andere Mannschaft aus einem Land mit so wenigen Einwohner, schaffte es bisher, zur Weltmeisterschaft zu kommen. Island hat 340.000 Einwohner, Österreich rund 8,8 Millionen.

Daher ist der Triumph der Inselkickr die zweite Blamage, die sie Österreich in zwei Jahren zufügten: 2016 der 2:1-Sieg bei der EURO in Paris und ihr Vordringen bis ins Viertelfinale, jetzt ihr WM-Ticket. Darüber jubelt auch Ex-Rapidler Arnor Traustason, der immer zum Kader gehört, auch Freitag beim 3:0 in der Tprkei als auch Montag beim 2:0 gegen den Kosovo in Reykjavik  auf der Bank sass, obwohl er bei AEK Athen nicht zum Zug kommt. An Islands Triumph hatte auch ein Trainer seinen Anteil, der in Österreichs Bundesliga zweimal entlassen wurde: Der 46jährige Helgi Kolvidsson. In der Abstiegssaison des SC Wr.Neustadt kam er auf 20 Partien in sieben Monaten, darauf folgend in Ried nur auf sechs Runden zwischen Juni und August 2015. Danach heuerte er in der Heimat beim Verband an, beobachtete und analysierte für das Teamchefduo Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson die EURO-Gegner. Seit Hallgrimsson allein das Sagen hat, ist er dessen Assistent, sitzt neben ihm auf der Bank. Auch bei der WM-Endrunde in Russland.

 

 

 

Foto: Orf.at.

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