Fußball

Hinteregger sagt, was er denkt: Volle Attacke gegen den Trainer

Österreichische Legionäre halten ihre Klubs auf Trab. Nicht nur Marko Arnautovic in London West Ham. Seit Samstag Abend Martin Hinteregger Augsburg. „Als Profi kannst Du nicht mehr du selbst sein“, klagte er bereits letzten Herbst, „man darf nicht mehr sagen, was man denkt.“ Und dazu noch: „Wenn jeder Fußballer nach dem Spiel sagen würde, was er denkt, anstatt der üblichen Phrasen, dann wäre es lustig. Und sicher interessanter. Aber an diesen Punkt werden wir nicht mehr kommen.“ Nach Augsburg zehnten Spiel in Serie ohne Sieg sagte der 25jährige Kärntner einfach, was er sich dachte. Bei Augsburg  fand  man es gar nicht lustig. Denn der Abwehrrecke attackierte nach dem 0:2 in Mönchengladbach voll seinen Trainer, stellte damit Manuel Baum schon mehr als in Frage, demontierte ihn eigentlich. In Österreichs Team hat Hinteregger wegen seiner Jagdleidenschaft den Spitznamen „Jäger“. Mit seiner Wortspende gegenüber dem Bayrischen Rundfunk eröffnete er die Jagd auf Baum.

Hinteregger wollte sich nicht an den Diskussionen daran beteiligen, ob Gladbachs Führungstor irregulär war oder nicht, weil Kapitän Lars Stindl im Abseits stand und das nicht passiv war, weil er dabei mit Kevin Danso einen anderen Österreicher behinderte, sondern stellte fest, Gladbach hätte schon zur Pause 4:0 führen können: „Ich weiß nicht, mit welcher Taktik wir spielten. Immer nur defensiv und dem Ball nachlaufen bringt nichts.“ Und zur Frage, ob der Trainer noch die Mannschaft erreiche, setzte er einen drauf: „Bei uns zeigte doch schon das ganze Jahr 2018 die Kurve nach unten. Ich kann nichts positives über den Trainer sagen. Ich sage aber auch nichts negatives.“ Den letzten Satz konnte er wohl nicht ganz im Ernst gemeint haben. Damit hatte „Bild“ unter dem Titel „Augsburg-Star geht auf eigenen Trainer los „seine Spitzenstory, die Bundesliga nach Hannover ihre zweite Trainerdiskussion. In Hannover kam es Sonntag prompt zur Trennung von Andre Breitenreiter, zum dritten Trainerwechsel der Saison. Stunden später stand mit dem deutschen Ex-Teamspieler Thomas Doll (zuletzt in Ungarn bei Ferencvaros Budapest) der Nachfolger fest. Peter Stöger änderte nach der ersten Absage im Dezember wie erwartet seine Meinung nicht, nahm sich selbst aus dem Rennen.

Augsburg muss auf Hintereggers verbale Offensive reagieren. Manager Stefan Reuter kündigte ein klärendes Gespräch mit Hinteregger an. Bisher sass Baum ganz fest im Sattel. Aber irgendetwas kann intern nicht mehr stimmen. Ein weiteres Indiz außer den Resultaten: Der Brasilianer Caiuby, in Augsburgs Konterspiel ein wichtiger Mann,  kehrte nicht mehr aus dem Weihnachtsurlaub erst letzten Freitag aus der Heimat zurück. Ließ verlauten, er habe keine Lust mehr, gegen den Abstieg zu spielen, wolle den Vertrag lösen und fiel am Wochenende  bereits in Feierstimmung in einer Augsburger Disco auf. Augsburg liegt nur vier Punkte vor den Abstiegsplätzen, hat sein Montag einen neuen Co-Trainer: Den deutschen Ex-Teamtorhüter Jens Lehmann.

Das Arnautovic-Theater in London wurde um ein Kapitel reicher: Rund um  Westhams blamabler Cuppleite ohne ihn, dem 2:4 beim Letzten der League One, Wimbledon, gaben die „Hammers“ die Vertragsverlängerung mit dem Österreicher bekannt. Aber ohne genaue Angaben. Arnautovic wäre ohnehin bis 2022 unter Vertrag gestanden.. Dann ist er schon 33. Offenbar darf er bei West Ham in Pension gehen. Das Gegenschäft für die abgesagten China-Pläne? Jedenfalls bekam er eine „Belohnung“ dafür, gemeinsam mit seinem Bruder  Danijel für Riesenunruhe gesorgt zu haben, die sich in zwei Niederlagen (0:2 in Bournemouth, 2:4 bei Wimbledon) auswirkte. Verkehrte Fußballwelt.

 

 

 

Foto: Fussball Bild/©Krieger.

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