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Hinti´s Army im Prater: Perfektes Ende eines mittelmäßigen Abends

Die Fans von Eintracht Frankfurt singen zur Huldigung von Martin Hinteregger seit Monaten  „we are hinti´s army now“. Das haben die Fans von Österreichs Team noch nicht übernommen, aber seit Donnerstag Abend hat der Kärntner seine „army“ auch in der Fankurve des Happel-Stadions. Aus der ertönten „Hinteregger, Hinteregger“-Sprechchöre, als er nach 54 Minuten Rot-Weiß-Rot gegen Israel mit seinem vierten Tor für Österreich im 43. Länderspiel auf die Siegesstraße brachte. Wie er das 2:1 erzielte, war sehenswert: Mit links eine Flanke von Konrad Laimer gestoppt und dann volley  Israels Goalie Ofir Marciano bezwungen. Das war Klasse. Dementsprechend groß war die Freude bei ihm (Bild oben), der Jubel um ihn. Irgendwie wirkte es als Hintereggers Entschuldigung bei den Fans für den „Ausrutscher“ bei seiner Geburtstagsfeier vor dem 0:0 in Polen. Am Ende hieß es 3:1 (1:1) für Österreich, weil zwei Minuten vor Schluss Marcel Sabitzer mit einem abgefälschten Schuss alles klar machte. Zum perfekten Ende eines mittelmäßigen Abends. Da Slowenien in Skopje gegen Nordmazedonien 1:2 (0:0) verlor, eroberte Österreich vor dem direkten Duell am Sonntag in Laibach Platz zwei hinter Polen. Um den zu verteidigen, reicht ein Unentschieden.

Wie gesagt es war ein mittelmäßiger Abend. Weil er von der Leistung her einen Rückschritt gegenüber den letzten drei Partien in Polen, beim 6:0 gegen Lettland und beim 4:1 in Nordmazedonien bedeutete. Ein Rückschritt, den man mit den Ausfällen begründen kann. Mit Stefan Lainer über rechts, David Alaba über links und Xaver Schlager im Zentrum fehlte ein Trio, das für Tempo hätte sorgen können, das beim passiven Beginn überhaupt fehlte. Und auch die Aufstellung von Teamchef Franco Foda passte nicht so ganz zu den Vorgabe, unbedingt drei Punkte zu holen. Stefan Posch statt Lainer war zwar solide, aber bis zu seiner Verletzung keiner, der für Druck und Offensivakzente sorgte. Stefan Ilsanker als  zweiter „Sechser“ zur Absicherung neben Kapitän Julian Baumgartlinger merkt man den fehlenden Spielrhythmus in Leipzig an. Wie Valentino Lazaro den bei Inter Mailand, Das gestand Foda auch nach dem Spiel. Und der zuletzt im Zentrum so starke Laimer kam über links gar nicht so gut zu Geltung.

Das hätte gegen eine stärkere Mannschaft als es Israel war, ins Auge gehen können. So passierte nichts außer durch ein Supertor von Eran Zahavi, seinem zehnten in der EM-Qualifikation, nach 34 Minuten in Rückstand zu geraten. Die „Garanten“ für den Umschwung zu Gusten Österreichs trugen den weißen israelischen Teamdress. Das waren die Innenverteidiger Eyan Tibi, Hatem Abd Elhamed (wie der einen Vertrag bei Schottlands Meister Celtic Glasgow bekommen konnte, bleib ein Rätsel) und Loai Taha. Man konnte es an den Gesten von Andi Herzog in der Coaching Zone bereits zu einem Zeitpunkt, als Israel führte, merken, wie sehr ihn die Fehler in der Abwehr, die vielen Ballverluste im Aufbauspiele, wütend machten.  Die Innenverteidiger garantierten auch mit schwachem Stellungsspiel, Konzentrationsfehlern, dass Österreich zu Chancen kam. Hätte Herzog einen so robusten Innenverteidiger zur Verfügung gehabt wie Zuschauer Emanuel Pogatetz, mit dem er noch für Österreich gespielt hatte, der mit 36  noch immer aktiv ist, dann hätte es Österreich schwerer gehabt. Garantiert. Und mit dem Du, das oft beim LASK hinten dicht macht, nämlich mit dem von Foda „verschmähten“ Gernot Trauner und Pogatetz hätte Israel wahrscheinlich sogar gewonnen. Es wird für Herzog kein Trost sein, aber mit seinen drei Innenverteidigern würden auch absolute Topstars unter den Trainern wie Jürgen Klopp, Pep Guardiola oder Jose Mourino mit Israel nicht die EM-Qualifikation schaffen.

„Wir verlieren in wichtigen Phasen leider immer wieder die Konzentration“, klare Herzog nachher. Und daher brachte Israel die Führung nicht in die Pause, sondern kassierte sieben Minuten nach Zahavis Führung den Ausgleich. Durch Lazaros erste gelungene Aktion. Zuvor konnten Hinteregger, Laimer und Arnautovic eigentlich ungehindert durch Israels Abwehrzentrum kombinieren. Nach Hintereggers Führung kam Israel zu keiner Ausgleichschance.  Österreich damit auf Kurs, aber nicht sorgenfrei: Laimer bat nach dem Assist zu Hintereggers Tor wegen seiner Adduktorenprobleme um den Austausch, Posch schied verletzt aus, Marko Arnautovic, der zum Teil mit etwas Pech zu viele Chancen ungenutzt ließ, ging im Finish mit muskulären Problemen im Oberschenkel aus, Alaba ist für Sonntag kein Thema. Also Sorgen genug für Foda trotz des perfekten Endes am Donnerstag.

Aber wenn man einen Blick auf die Auslosung macht, könnte man sogar prophezeien, dass Österreich auch bei einer Niederlagen in Laibach das EM-Ticket schaffen wird. Weil Slowenien im November nach Polen muss, Österreich sehr wohl Siege gegen Nordmazedonien im Happel-Stadion und in Riga gegen Lettland zuzutrauen sind. So gesehen hatte Kapitän Baumgartlinger zu Recht, man habe sich mit dem 3:1 eine Position geschaffen, die dem Team nach den März-Niederlagen gegen Polen und Israel keiner zugetraut hätte. Aber auch Israels Sportchef aus Österreich, Willi Ruttensteiner fand mit der Behauptung, es wäre gegen Favorit Österreich mehr drinnen gewesen, die richtigen Worte.

Foto: © ÖFB Media.

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