Die Nachricht erreichte Österreichs Team Mittwoch Nachmittag auf dem Fahrt vom Flughafen Amsterdam ins Hotel. Die Disziplinarkommission der UEFA mit dem Deutschen Hans E.Lorenz, dem Schweizer Jacques Antenen, dem Tschechen Rudolf Repka sowie dem Portugiesen Joao Leal sperrte Marko Arnautovic nach einem Bericht des Schweizer Ethik-und Diszilinarinspektors Jean Samuel Leuba für Österreichs zweiten Gruppenspiel gegen Favorit Holland am Donnerstag Abend in der Johan Cruyff-Arena von Amsterdam. Grund: Die Beschimpfungen des nordmazedonischen Verteidigers Ezgijan Alioski nach dem Tor zu Österreichs 3:1 m Sonntag in Bukarest. Deutlich zu sehen in den TV-Bildern. Vom Vorwurf der rassistischen Beleidigungen, die von Nordmazedoniens Verband kamen, blieb nichts übrig. Sonst wäre die Sperre viel happiger ausgefallen. Seit Montag tat ja Arnautovic auf Anraten seines p.r.-Agenten kund, wie sehr ihm das leid tue, er das bereue, es unentschuldbar sei, auch wenn er provoziert wurde. Nach dem Urteil setzte er noch einen drauf. Mit einer Spende von 25.000 Euro für ein Integrationspojekt. Nicht inmal ein Zehntel seines Monatsgehalts bei Shanghai-Port.
Die anderen österreichischen Reaktionen? Keiner wagte es offenbar auszusprechen, dass Arnautovic der Mannschaft geschadet hat. Präsident Leo Windtner konnte nicht verstehen, dass Provokateur Alioski ungeschoren davon kam. Aber Österreich tat gut daran, gegen die Sperre nicht zu protestieren. Andere meinten vorwurfsvoll, ein solches Urteil hätte sich die UEFA gegen einen größeren Verband nicht erlaubt. Auch das ist der völlig falsche Ansatz. Auch wenn es vor 15 Jahren der Weltverband die FIFA war, bei der deutschen Heim-WM wurde Deutschlands Mittelfeldspieler Thorsten Frings nach dem Viertelfinale gegen Argentinien wegen der Beteiligung an Handgreiflichkeiten für das Semifinale gegen Italien gesperrt. Das erste Video-Urteil der WM-Geschichte. Also sollte sich Östereich besser nicht in die Opferrolle flüchten und eventuell Donnerstag Abend die Frage nach einer möglichen Niederlage stellen, ob die mit Arnautovic auch passiert wäre. Traienr Franco Foda sprach von einer Hiobsbotschaft. Ist sie das wirklich? Wenn eine Mannschaft von einem Spieler abhängig ist, spricht das nicht für sie. Auch wenn er Arnautovic heißt. Die richtige Antwort fand David Alaba mit dem Satz „wir stehen das durch“. Das spricht für Charakter und guten Geist.
Hollands Teamchef Frank de Boer sah das Arnautovic-Fehen als Vorteil für Holland, warnte aber dennoch vor „Vollgassfussball“, für den vor allem die Spieler mit Red Bull-Philosophie verantwortlvh seien. Wie Stefan Lainer, Martin Hinteregger, Andreas Ulmer, Konrad Laimer, Xaver Schlager und Marcel Sabitzer. Die fügten de Boer und Ajax in der Europa League 2014/15 schmerzliche Niederlagen zu. Es begann mit einem 0:3 in der Johan Cruyff-Arena und endete mit dem 1:3 in Salzburg. Mit Österreichs Fussball wird in Holland aber nicht in erster Linie Arnautovic in Verbindung gebracht, auch nicht Marc Janko trotz erfolgreicher Zeit bei Twente Enschede. Dafür stehen in der Erinnrung von Oranje noch immer Ernst Happel und Franz Hasil mit ihren Triumphen bei Feyenoord Rotterdam: Sieger im Europacup der Meister und Gewinner im Weltcup.
Was ändert sich für Österreich ohne Arnautovic? Franco Foda fehlt ein Joker, der etwas bewegen kann. Den Arnautovic-Platz auf der Bank wird Mainz-Legionär Karim Onisiwo, der in Bukarest nur auf der Tribüne sass, bekommen. Gibt´s sonst Umstellungen? Man könnte zwischen Sasa Kalajdzic und Michael Gregoritsch überlegen und ob mit Philipp Lienhart die Abwehr vielleicht stabiler wäre als ohne ihn. Hollands Trümpfe im 5-3-2-System? Ganz klar über rechts Denzel Dumfries, Schütze des Siegestors beim 3:2 gegen die Ukraine. Das wird für Andreas Ulmer nicht nur wegen der Temperaturen ein heißer Abend. Dann im zentralen Mittelfeld Frenkie de Jong vom FC Barcelona sowie Kapitän Giorgino Wijnaldum, der von Liverpool zu Paris St.Germain wechselt. Vorne sind Memphis Depay und Wout Weghorst für Tore gut. Über ihn müssten Österreichs Abwehrspieler aber sozusagen Insiderwissen haben: Durch Xaver Schlager, Weghorsts Mitspieler bei Wolfsburg.
Marcel Sabitzer meinte schon am Tag nach dem 3:1 gegen Nordmazedonien, chancenlos in Amsterdam unterzugehen wäre schlecht für die Stimmung vor dem Montag-Spiel gegen die Ukraine in Bukarest. Demist nichts hinzuzufügen. Apropos Ukraine-Spiel: Dafür kann ja Arnautovic Donnerstag Kräfte sparen. Ob die dann Montag schon für 90 Minuten reichen, muss dennoch bezweifelt werden.