Eishockey

Immer hungrig: Marco Rossi durch Corona-Pause noch besser

Freitag endet in Bruck/Leitha unweit von Wien eine dreiwöchige Etappe von Österreichs größtem Eishockeytalent, Marco Rossi, am Weg nach oben in die NHL: Das von seinem Vater Michael, der 200 Spiele als Verteidiger von VEU Feldkirch, Lustenau und Graz in der Bundesliga absolvierte, organisierte Sommer-Trainingscamp im Leithana-Sportzentrum mit dem ehemaligen NHL-Profi und Salzburg-Stürmer Rob Schremp, Markus Peintner, dem Assistenten von Teamchef Roger Bader und Chris Harand als Trainer. Die schwärmen vom 18 jährigen als bereits kompletten Spieler. Komplett, was Technik. physische Stärke, Schnelligkeit und vor allem die mentale Einstellung betrifft. Vater Michael hält sich im Hintergrund. Mit einer Ausnahme: Er bringt für die Fotos mit Ex-Teamspieler Harand (Bild oben) die Werbeaufschriften des Sponsors. Das ist der von den Grazer 99 ers, die Moser Medical Group. Die Devise Haare statt Glatze passt aber nicht ganz zum Youngster.

Die Geschichten von der Unterstützung der Eltern für die Karriere des Sohnes sind schon erzählt. Die täglichen Fahrten  des Vaters, der mitunter  Österreichs Jahrhundert-Tormann Reinhard Divis um Rat fragte, von Vorarlberg nach Zürich zum Training über vier Jahre oder insgesamt 475.000 Kilometer. Die gestrichene Familienbeihilfe vom Land Vorarlberg, als sich Marco vor zwei Jahren entschloss, nach Kanada zu gehen, für die Ottawa 67´s zu spielen. Als die Ontario Hockey League wegen Corona im März beendete wurde, erwischte er eine der letzten Maschinen zurück nach Zürich. Da hatte er 120 Scorerpunkte aus 56 Partien im Gepäck. Nach einer Supersaison, für die er als zweiter Europäer die Red Tilson Trophy als bester Spieler der Ontario Hockey League erhielt. Die Trainer wählten ihn zum cleversten Spieler, besten Spielmacher. Wer seine Bewegungen im Training sieht, seine Technik, der ahnt schon warum.

Schmächtig ist er. Das passt eigentlich gar nicht zur bevorstehenden NHL-Karriere. Er lächelt, wenn man ihn darauf anspricht: „Keine Angst, ich hab´genug Kraft!“ Gerade durch die Corona-Pause. Rossi gehört nicht zu denen, die darüber klagen, sondern sieht die positiv: „Ich bin dadurch super beinand, weil ich noch nie so lange trainieren und dabei an meinen Schwächen arbeiten konnte. Ich bin immer hungrig, wenn ich auf´s Eis gehe!“ Die Leidenschaft für den Sport gab ihm sein Vater mit mit auf den Weg. Ebenso den Ratschlag, immer für den Erfolg der Mannschaft zu arbeiten, nicht für persönliche Erfolgserlebnisse.

Kräftiger, schneller, generell besser sei er geworden, behauptet Marco Rossi.  Und das Programm geht ja weiter, wenn auch für ein paar Tage ohne Eis. Mit seinem Personal Trainer Max Cavada in die Kraftkammer etc. Dazu hat er daheim im Ländle einige Platten von „Like Ice“. Ein Belag wie Eis. Perfekt zum Training der Technik. Er nützt alle Möglichkeiten. Mit den ständig wiederkehrenden Fragen nach seinem Lieblingsklub in der NHL hat er zu leben gelernt: „Ich kann beim Draft ohnehin nichts beeinflussen, also warum  soll ich mir den Kopf darüber groß zerbrechen?“ Also hat er den 9. Oktober, an dem der Draft erstmals virtuell stattfinden soll, noch gar nicht im Fokus. Es stört ihn schon, dass er nicht wie geplant in Montreal im Rahmen der traditionellen Zeremonie stattfinden kann, wenn sich die NHL-Klubs die Rechte an den größten Talenten, die zwischen 1. Jänner 2000 und 15. September 2002 geboren wurden, sichern. Einen kleinen „Ersatz“ dafür könnte es, falls es Corona erlaubt, in Rossis Heimat geben: Es wird für den 9.Oktober in Feldkirch eine Gala geplant, bei der er anwesend sein würde und wartet, bei welchem Klub seine NHL-Karriere beginnen wird.

Welcher als Erster einen Spieler auswählen darf, steht noch nicht fest. Die Nummer zwei sind die Los Angeles Kings, dann kommen die Ottawa Senators, die sowohl die Nummer drei als fünf sind. Dazwischen liegen die Detroit Red Wings. Auf den Plätzen sechs bis acht sind Anaheim, New Jersey und die Buffalo Sabres, wo mit dem ehemaliger Feldkircher Erfolgstrainer und Schweizer Teamchef Ralph Krueger ein Freund von Rossis Vater Trainer ist. So wäre Buffalo vielleicht kein schlechter Platz. In Ottawa zu bleiben, wäre eine willkommene Option, bei der er nicht übersiedeln müsste.  Bei Buffalo wäre die Verbindung zu Thomas Vanek hergestellt, der von 2005 bis 2013 für die Sabres spielte, den Rossi als Österreichs besten Spieler aller Zeiten schätzt. Bei dem er sich Tipps geholt hatte, wie man sich auf der im Vergleich zur Europa kleineren Eisfläche verhalten soll, bevor er nach Ottawa übersiedelte. Als sich Vanek bei ihm während der letzten Saison meldete und ihm zu seinen Leistungen gratulierte, machte das Rossi schon stolz. 14 Jahre wie Vanek in der NHL zu spielen, mehr als 1000 Spiele zu absolvieren, das wäre  ganz in Rossis Plan. Auf jeden Fall wird er der erste Österreicher seit Vanek vor 17 Jahren sein, der in der ersten Runde des Drafts gezogen wird. Derzeit liegt er als bester Europäer auf Rang sechs.  Die Nummer eins, der Kanadier Alexis Lafreniere, hatte  in der abgebrochenen Saison übrigens acht Scorerpunkte weniger als Rossi.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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