Zum Glück gibt es österreichische Ausrufezeichen in der Ice Hockey League. Red Bull Salzburg löste Olmpija Laibach als Tabellenführer ab, stellt den Spieler mit der besten Plus/Minus-Bilanz der Liga, den im Sommer von den Vienna Capitals geholten Benjamin Nissner mit + 21. Die Vienna Capitals stießen bis auf Rang vier vor. Vor allem ihres 35 jährigen Tormanns: Bernhard Starkbaum hat mit 92,9 Prozent „Save Percentage“ die beste Statistik aller Keeper, besser als alle in der Liga engagierten ausländischen Torhüter. Da mutet es im Rückblick noch unwürdiger an, wie lang ihn Manager Franz Kalla mit der Vertragsverlängerung hinhielt. Eishockey-Kärnten, sprich Meister KAC und Villach, findet man derzeit nur auf den Plätzen sieben und acht, Dornbirn und Linz am Tabellenende.
Das größte österreichische Ausrufezeichen muss aber in diesem Jahr nicht in der Liga, sondern im berühmten Rogers Place von Edmonton (Bild oben) kommen. Bei der zweiten U 20-WM hintereinander, bei der rot-weiß-rote Hoffnungen dabei sind. Im Vorjahr wurde wegen Corona der Abstieg ausgesetzt, da es bei der U 20 keine B-WM gab. Heuer ist es anders. Die jungen Österreicher können sich besonders in die Auslage stellen, wenn sie den Klassenerhalt schaffen. Die Herausforderung ist groß: Entweder in der Gruppe mit Kanada, Finnland, Tschechien und Deutschland nicht Letzter werden, was mit einem Sieg über Deutschland am Silvestertag am ehesten gelingen könnte. Dann würde man sozusagen mit dem Klassenerhalt ins neue Jahr rutschen. Wenn das nicht geschafft wird, geht es in die Relegation gegen den Letzten der anderen Gruppe mit USA, Russland, Schweden, der Slowakei und der Schweiz. Also wahrscheinlich die Schweiz.
Einiges hat sich gegenüber 2020 verändert. Vor einem Jahr bekam Teamchef Marco Pewal von seinem Klub Villach keine Freigabe, diesmal schon. Mit Philipp Lukas und Philipp Pinter als Assistenten und Jürgen Penker als Tormann-Coach. Roger Bader, der für Pewal als Teamchef eingesprungen war, ist diesmal in seiner Funktion als Sportdirektor dabei, wenn das Team Mittwoch mit einem Charter von München nach Edmonton fliegt. Im Kader stehen neun Spieler vom letzten Aufgebot, der Jahrgang 2002 gilt als schwächer als der von 2001 und 2000. Zu den neun gehört Tormann Sebastian Wraneschitz, der letztes Jahr trotz vier Niederlagen aufzeigte, danach ein Engagement in der kanadischen Western Hockey League bei den Victoria Royals bekam, aber dort nach einer Kehlkopfentzündung w.o. geben musste. Er will der beste Tormann des Turniers werden. Und zwei, die für die Scouts der NHL-Klubs interessant sind: Der 17 jährige Klagenfurter Center Marco Kasper, der bereits in Schweden bei Rögle auf sich aufmerksam machte, unter anderem beim 5:2-Sieg in der Champions League bei Sparta Prag. Weshalb er dem internationalen Eishockeyverband IIHF auf seiner Homepage eine Geschichte wert war. Unter dem Titel: „Kasper´s time is coming!“ Die Zeit von Kasper kommt.
Auch der in der Schweiz ausgebildete Vorarlberger Vinzenz Rohrer, der beim Ex-Klub von Marco Rossi in Ottawa spielt, ist ein Kandidat für den nächsten NHL-Draft. Eine gute Entwicklung machte zuletzt der gebürtige Wiener Leon Wallner in Schweden: Seit einem Monat kommt der Stürmer bei Zweiligist Södertäjle regelmäßig zum Einsatz. Vorerst bezieht Österreich ein Trainingscamp in Red Deer zwischen den Eishockeyhochburgen Edmonton und Calgary. Dort gibt es vor Weihnachten Tests gegen Schweden und die Slowakei, nach denen das endgültige WM-Aufgebot nominiert wird. Am Heiligen Abend übersiedeln die Österreicher ins Quartier in Edmonton, drei Tage später steigt das erste WM-Spiel gegen Finnland. So wie letztes Jahr müssen alle in der „Bubble“ leben, pendeln zwischen Hotel und Rogers Place, dürfen ansonst nirgends hin. Aber diesmal dürfen Zuschauer in die Halle, gibt´s keine Geisterspiele im Rogers Place. Was alle schon vor dem ersten Spiel als „Sieg“ empfinden.
Foto: IIHF.