Donnerstag jubelte Rapid in Grün-Weiß über das späte Siegestor in der Nachspielzeit zum 2:1 in der Europa League bei Spartak Moskau durch Joker Philipp Schobesberger. Drei Tage später fehlte Schobesberger in Innsbruck, spielte Rapid im „Auswärtsrot“, in dem Kapitän Stefan Schwab im neuen Fanartikelkatalog (Bild oben) zu sehen ist. Die Erfolgsstory wiederholte sich auch in Rot: Wieder Siegestor mit der letzten Offensivaktion in der Nachspielzeit, erneut durch einen Joker, der Veton Berisha hieß. Rapid prolongierte mit dem 1:0 am Tivoli über Wacker Innsbruck sein spätes Glück, womit die Chance auf einen Platz unter den ersten sechs, auf die Meisterrunde lebt. Die Trendwende?
Der Rückstand auf Hartberg beträgt vor den letzten sechs Runden drei Punkte, auf Austria fünf, auf Wolfsberg sechs. Hätte jemand nur die Jubelszenen über das späte Glück auf der Rapid-Bank gesehen, wäre die Vermutung nahe gelegen, dass ein Titelgewinn gefeiert wurde. So groß war die Erleichterung. Aber die Wahrheit heißt: Rapid hat keinen Grund zur Euphorie, sondern nur 19 Punkte aus 16 Runden, ist Achter hinrwe Hartberg.
Frustrierte Wacker-Fans warfen nachher einige Getränke mitten in die Rapid-Jubeltraube. Die Reaktion von Trainer Didi Kühbauer zeigt, dass er sich besser als früher im Griff hat: Er beruhigte Manuel Martic, der sich verbal mit einem der Getränkewerfer anlegen wollte, schickte ihn in die Kabine. Vielleicht stand er auch deshalb über den Dingen, weil er zum zweiten Mal ein goldenes Händchen hatte. In Moskau, als er Stefan Schwab und Schobesberger einwechselte. In Innsbruck, als er Veton Berisha in der 79.Minute Veton Berisha für den Totalversager Andrij Ivan brachte. Dabei wollte er zunächst Deni Alar auf den Rasen schicken, aber dann disponierte er um. Schobesberger konnte kein Thema sein. Er fehlte, weil er wieder etwas spürte, als Vorsichtsmaßnahme. Was der „Pfitschipfeil“ spürte, präzisierte Kühbauer nicht. War es die operierte Hüfte? Ausser Diskussion steht für den zufriedenen Kühbauer der Einsatz von Schobesberger nächsten Sonntag gegen Sturm Graz. Die Grazer feierten im zweiten Match unter Roman Mählich mit dem 3:0 (1:0) über Wolfsberg den zweiten Sieg. Durch die gelungene Heimpremiere liegt Sturm dank der besseren Tordifferenz auf Platz sechs, überholte Hartberg, liegt drei Punkte vor Rapid. Da gibt´s am Sonntag in Hütteldorf ein „Endspiel“ um den ominösen Strich.
Wie in Moskau ging das entscheidende Tor von Schwab aus. Am Tivoli war noch eine Station dazwischen, die Boli Bolingboli hieß. Der Pass in den Lauf von Berisha brachte die späte Entscheidung, weil der Norweger nicht den bisherigen Ruf als „Chancentod“ bestätigte, sondern die Nerven bewahrte, zu seinem zweiten Saisontor verwandelte. Und nachher gestand: „Wir waren nicht gut, siegten unverdient, nehmen aber die die Punkte gerne mit.“ Zu den Vätern des späten Glücks zählte auch Tormann Richard Strebinger, der vor der Pause einen Rückstand verhinderte. Auch der überlegene Tabellenführer Red Bull Salzburg konnte sich bei seinem Tormann bedenken, dass es im Schnürlregen ein 1:0 (0:0) gegen den Vorletzten Altach gab. Cican Stankovic verhinderte nach der Pause den Ausgleich. Auch Salzburg kam diesmal nach der Europa League schwer auf Touren, musste sich mit einem Arbeitssieg begnügen.
Kühbauer war es egal, wie es gelang, die wichtigen drei Punkte zu holen, den zweiten Auswärtssieg hintereinander zu feiern. Hauptsache, es gelang. Verständlich. Am wichtigsten für Rapid: Jetzt ist eine Woche Zeit, eher es zum großen Kraftakt im Jahresfinale mit den Spielen gegen Sturm, die Glasgow Rangers und den Erzrivalen Austria innerhalb von acht Tagen kommen soll. Nicht Kühbauers spätes Glück hatte am Wochenende ein Ex-Rapid-Trainer, der zu den Didis besten Freunden zählt. Zoran Barisic bezog in Slowenien mit Olimpija Laibach im 14. Spiel die erste Niederlage, die mit 2:6 (1:3) beim Dritten NK Aluminj gleich heftig ausfiel. Auch wegen einer roten Karten des Ex-Admrianer Micky Bagnack für einen Ellbogencheck kurz nach dem Pausenpfiff bekam. Laibach traf dreimal Stange und Latte, ein korrektes Tor zählte nicht. Der Rückstand auf Tabellenführer NK Maribor wuchs auf neun Punkte. Passiert ist dies im Ort Kidricevo, der 6500 Einwohner hat, in dem das Stadion gerade 600 Zuschauer fasst.