Fußball

Ist der dritte Europacup-Bewerb gut oder schlecht für Österreich?

Vor einer Woche sickerte am Rande der Auslosung für Champions und Europa League in Monaco durch, dass  die UEFA einen dritten Europacupbewerb plant. Mit dem Arbeitstitel Europa League 2. Der Plan: 32 Klubs in acht Vierergruppen. Die acht Gruppensieger steigen direkt ins Achtelfinale auf, die Zweiten müssen sich gegen die acht ausgeschiedenen Gruppendritten aus der ersten Europa League, die mit 32 statt bisher 48 Klubs beginnen soll, qualifizieren.  Am Montag wird darüber weiter diskutiert:  Bei der Generalverammlung der European Club Association, Europas Klub-Verband, unter Vorsatz von Juventus-Boss Andrea Agnelli in Split.  Zur Task Force, die für die neuen Pläne zuständig ist, gehört auch ein Österreicher: Rapids Finanzreferent Raphael Landthaler (Bild oben), Er sagt: „Entschieden ist noch gar nichts, es gibt drei Varianten, die zur Diskussion stehen“.

Vorweg: An der Champions League ändert sich nichts. Es geht nur um die Europa League. Die Varianten: Es bleibt alles, wie es ist, sie wird auf 64 Teilnehmer aufgestockt oder es kommt die zweite Europa League. Wohin die Tendenz zeigt, wollte Landthaler nicht prophezeien. Wobei auch noch darüber befunden werden müsste, wie man in die erste oder  zweite Europa League kommt, bevor diese neue Möglichkeit den Zuschlag erhält. Er stellte fest, dass der neue Bewerb nicht nur für die Ligen aus den kleineren Ländern  vorgesehen ist, sondern auch für die großen. Ohne dass mehr Klubs aus ihnen teilnehmen dürfen. Dass man damit eigentlich nur ein „Netz“ schaffen wollte für Klubs, die im Play-off die normale Europa League verbocken, wolle Landthaler zwar nicht abstreiten. Aber das sei nicht der alleinige Beweggrund für die Pläne gewesen. Wenn man bedenkt, dass nur Meister Red Bull Salzburg und Rapid es aus Österreich heuer in die Gruppenphase schafften, LASK, Sturm Graz und Admira aber nicht, wären die neuen Pläne gar nicht schlecht für Österreich. Sondern eher positiv.

Ein Österreicher sieht das aber komplett anders und sagt dies auch offen. Etwa diese Woche  in einem doppelseitigen Interview in „Sport Bild“. Das ist Georg Pangl (Bild unten), der Generalsekretär der Vereinigung der europäischen Ligen mit mehr als 700 Klubs. Der ehemalige Vorstand von Österreichs Bundesliga bezweifelt, dass die Diskussion sich erst im Anfangsstadium befindet: „Der Zug ist längst auf Schiene. Schon letzten Dezember trafen sich eine Arbeitsgruppe der Club Association mit Vertretern der UEFA zum Thema Europa League. Danach  gab es mindestens vier Sitzungen.“ Die europäischen Lingen fühlen sich übergangen, weil sie entgegen der Absprachen vor zehn Monaten im Konsultationsprozess erst dabei sind, wenn das Produkt praktisch schon fertig ist, nicht von Anfang an. Laut Pangl sei die Aufstockung auf 64 Klubs seit einem Treffen rund um den Supercup in Tallinn vom Tisch, die zweite Europa League letzte Woche in Monaco abgesegnet worden: „Erst an diesem Tag bekamen die internationale Spielergewerkschaft und wir  die Mitteilung von dem konkreten Plan.“

Landthaler sieht hinter der negativen Haltung von Pangl und der Europäischen Ligen die Angst, dass je mehr Geld in internationalen Bewerben vergeben wird, dies zu finanziellen Lasten der nationalen Bewerbe gehen wird. Teilt dies aber nicht ganz.  Pangls düstere Prognose: „Ein weitere großer Einschnitt mit Auswirkungen auf die nationalen Ligen. Deren innere Balance durch  neue UEFA-Einnahmen und Zahlungen an die teilnehmenden Klubs in der zweiten Europa League dann noch mehr zerstört wird.“  Seine Hochrechnung: Zwischen 2018 bis 2024 bekommen die 32 Topklubs in Europa  via Champions League insgesamt zwölf Milliarden Euro von der UEFA: „Von den 32 sind geschätzt mindestens die Hälfte immer dieselben.“ Für die 700 Klubs an der Basis, die es nie schaffen, in einen internationalen Bewerb zu kommen,  blieben insgesamt 800 Millionen: „Die UEFA-Gelder müssen breiter gestreut werden, so ist alles eine Bedrohung für die Zukunft der nationalen Ligen. Selbstverständlich auch in Österreich.“

Daher die Befürchtung, dass die Eintönigkeit,die schon jetzt viele Ligen praktisch lähmt, weiter wachsen wird. Die Frage ist, ob dies zu verhindern ist, wenn die UEFA bei diesen Plänen mitspielt. Die Hoffnung, dass Präsident Aleksander Ceferin alles bremst, weil auch seien Heimat Slowenien davon betroffen sein würde, hält sich in Grenzen. Die UEFA-Exekutive, die alles entscheidet, tagt wieder am 27. September. Wenn dort noch nichts beschlossen wird, dann wohl beim nächsten Meeting im Dezember.

 

 

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