Erstmals seit 1976 entschied das Elfmeterschießen das Finale der Europameisterschaft. Gab es damals in Belgrad dank des späteren Rapid-Stars Antonin Panenka ein Happy End für die Tschechoslowakei gegen Titelverteidiger Deutschland, so endete 45 Jahre später in Wembley der englisch Traum vom ersten Titel seit 166 durch drei vergebene Elfmeter. Nach einem 1:1 (1:1 0:1) nach regulärer Spielzeit und Verlängerung gewann Italien das achtminütige Penaltydrama 3:2, das 34. Spiel ohne Niederlage bedeutete den ersten EM-Titel Italiens seit 1968. Riesenjubel bei Italien, Teamchef Roberto Mancini beglich mit seinem Freund, Delegationsleiter Gianluca Vialli, die offene Rechnung mit Wembley. Auch der vor wenigen Tagen nach dem Viertelfinale an der Achillessehen operierte Leonardo Spinazzzola jubelte mit Gipsfuss und Krücken am Wembley-Rasen mit, kam als erster auf das Podest.. Ganz Italien flippte aus. Euphorie pur.
Einige randalierende englische Fans überrannten zwei Stunden vor Anpfiff Absperrungen, verschafften sich ohne Karten Zutritt ins Stadion. Viel Prominenz auf der Tribüne. Prince William mit Herzogin Kate und Sohn George, Englands Premier Boris Johnson, Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella, Englands Altstars mit Geoff Hurst, dem dreifachen Torschützen aus dem WM-Finale 1966 beim 4:2 gegen Deutschland, David Beckham und Wayne Rooney, Gianluca Zambrotta, Gianluca Zambrotta, Italiens Weltmeister von 2006, Italiens Trainerstar Fabio Capello, Chef der technischen Kommission der UEFA und Englands Teamchef zwischen 2005 und 2012, Super-Model Kate Moss, Filmstar Tom Cruise. 65.000 Zuschauer sahen schon nach 117 Sekunden das bisher schnellste Tor in einem EM-Finale. Aus einem Konter nach einem Eckball Italiens ging England in Führung. Linksverteidiger Luke Shaw leitete ihn ein, brachte den Ball zu Kapitän Harry Kane, der sich ins Mittelfeld zurückfallen ließ, den vorstürmenden Rechtsverteidiger Kieran Trippier ins Spiel brachte. Dessen Flanke vollendete Shaw, den Italiens Abwehr, die sich zu sehr auf Kane konzentrierte, volley. Das erste Tor des Manchester United-Verteidigers für England. Italien brauchte lange, um sich von dem Schock zu erholen. Andererseits blieb das Englands einziger Torschuss nach der Pause. Bis dahin passte das Konzept von Teamchef Gareth Southgate mit Fünferabwehr, drei Innenverteidigern, Trippier und Shaw auf den Außenbahnen.
Nach der Pause erinnerte England an eine Squadra Azzura vergangener Jahre. Beton anrühren, den Vorsprung verteidigen, so hieß die Devise, die nicht gut ging. Mancini tauschte nach 54 Minuten, brachte Flügelstürmer Domenico Berardi für Mittelstürmer Ciro Immobile, im Mittelfeld Bryan Cristante für Nicola Barella, der klar im Schatten von Declan Rice stand. Nach einem Eckball von Berardi und einem Kopfball von Marco Verratti, den Jordan Pickford nach an die Stange abwehrte, verwertete Leonardo Bonucci den Abpraller. Ausgleich nach 67 Minuten, vier Minuten später wechselte Southgate Offensivspieler Bukayo Saka für Verteidiger Trippier ein, stellte von 5-3-2 auf 4-3-3 um. Aber an der vorsichtigen Spielweise änderte sich nichts. Auch Italien ging kein Risiko mehr ein. Daher ging es in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen, für das Southgate extra Markus Rashford udn Jaden Sancho knapp vor Schluss der Verlängerung einwechselte.
Geschossen wurde auf der Tor vor dem Sektor mit den englischen Fans. Es begann Italien, Joker Berardisorgte für die Führung. Kane glich aus, Joker Andrea Belotti scheiterte an Pickford, Maguire brachte Englandin Führung, Bonucci glich wie in der regulären Spielzeit aus. Dann schickte Rashford Tormann Gianluigi Donnarumma ins falsche Eck, traf aber nur die Stange. Joker Federico Berandeschi traf zum 3:2 für Italien. Das sollte die Entscheidung sein. Denn danach scheiterte Sancho an Donnarumma, Jorginho an Pickford und der Stange, hielt Donnarumma auch den Elfmeter von Sako. Donnarumma wurde prompt als Spieler des Turniers ausgezeichnet. Bei Italien trafen drei Joker, bei England am Ende ein 21 jähriger (Sancho)und ein 19 jähriger (Sakko) nicht. Da flossen viele Tränen. „Sie waren wunderbar“, lobte Mancini seine Europameister, „nach dem Schock über den Rückstand haben wir dominiert“. Als Kapitän Giorgio Chiellini 15 Minuten nach Mitternacht den Pokal in die Höhe stemmte, waren viele englische Fans schon gegangen. Österreich kann sagen: Wir sind am neuen Europameister gescheitert, hielten mit dem voll mit!