Fußball

Ivanschitz und seine neuen Herausforderungen

Vergangene Woche meldete sich Österreichs Ex-Teamkapitän Andi Ivanschitz sozusagen erstmals zu Wort. Da kam er aus Prag, wo er mit seiner Frau und den drei Kindern bis zum Ende dieses Schuljahrs noch wohnt nach Wien, hatte interessante Wortmeldungen bei der Diskussion der Spielergewerkschaft über die Bezahlung in Österreichs Fußball, über die Situation der Bundesliga im Jahr eins der Reform. Am gleichen Tag war die Aufzeichnung der ORF-Sendung Stöckl, die Donnerstag knapp vor Mitternacht zu sehen war. Da redete der bisher einzige Österreicher, der in der nordamerikanischen Major Soccer League Meister war, bei Barbara Stöckl ebenso wie die Journalistin Renata Schmidkunz, Franz Viehböck, der einzige Österreicher, der bisher im All war, und Opernsänger Herbert Lippert über seine Visionen im jugendlichen Alter und neue Herausforderungen mit nunmehr 35 Jahren.

Er ist mit sich im reinen, will vorerst seiner Familie etwas zurückgeben. Seiner Frau, die auf der Reise durch Griechenland, Deutschland, Spanien, die USA und Tschechien alles organisiert hat.  Und sich auch mehr um die Kindern kümmern. Sohn Ilia ist elf, strebt eine Karriere wie der Vater an, auch die achtjährige Nahla ist begeisterte Fußballerin. Was immer Ivanschitz auch sagte, wie er über die sechs Jahre als Kapitän von Österreichs Nationalteam, die schon im Alter von 19 Jahren begann, und seinen 69 Länderspielen redete, es wirkte sehr authentisch. Er weiß, dass der Fußball derzeit in einer Blase lebt, sich damit immer mehr von der Realität und auch von den Fans entfernt. Das kann man einem Mann, der bei einer Europameisterschaft, in der Champions und Europa League spielte, auf 104 Spiele in der deutschen Bundesliga kam, auf 49 in der spanischen La Liga, auf 40 in der Major League Soccer, schon alles abnehmen.

Ivanschitz steht vor neuen Herausforderungen. Wie die genau aussehen, weiß er noch nicht. Die Rückkehr nach Österreich ist die wahrscheinlichste Option. Wer Ivanschitz knapp vor Mitternacht bei Stöckl sah und reden hörte, der kann nur sagen: Gebt ihm rasch einen Job in Österreichs Fußball. Ganz egal, ob er schon einen Trainerkurs belegt hat oder nicht.  So viele Erfahrungen aus 19 Jahren im Fußball, davon zwölf als Legionär, die muss man raschest nützen. Das ist ein Mann, der mit sympathischem und authentischem Auftreten, mit der Art, wie er sich artikuliert, einfach ein Sympathieträger ist, für ein besseres Image der Fußballszene sorgen würde. So etwas muss man nützen. Egal, ob es bei einem Klub ist oder beim Fußballbund. Ivanschitz gehört rasch irgendwo ins Geschehen eingebunden. Nicht unter ferner leifen, sondern als Mann, der etwas bewegen soll. Sucht nicht Mattersburg nach dem Rückzug von Ex-Teamkeeper Robert Almer einen neuen Sportchef? Ivanschitz in seiner burgenländischen Heimat, das hätte doch gewiss Charme. Ebenso ein Job im Umfeld der Nationalmanschaft. Auch wenn man den für ihn erst „erfinden“ müsste. Da könnte man ja einen Blick über die Grenzen nach Deutschland machen. Stichwort Oliver Bierhoff.

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