Fußball

Jubel mit Dreiländer-Fahne: Erinnerungen an Alabas Wembley-Triumph vor sieben Jahren

Bei seinem ersten Endspiel in der Champions League war David Alaba mit 21 Jahren der jüngste Spieler am Rasen. Sonntag Abend beim zweiten im Estadio da Luz von Lissabon gehört er mit Tormann Manuel Neuer, Jerome Boateng und Thomas Müller zu den vier, die schon am 25. Mai 2013 über das 2:1 (0:0) gegen Borussia Dortmund in Wembley gejubelt hatten. Jetzt sind alle des Quartettes überzeugt, dass Bayern besser als vor sieben Jahren ist. Damals pfiff mit Nicola Rizzoli ein italienischer Schiedsrichter, Sonntag wird mit Daniele Orsato wieder ein Italiener der Unparteiische  sein. Ich war in Wembley Augenzeuge des Alaba-Triumphs, davon blieben bis heute viele Erinnerungen. Als wäre es gestern passiert . . .

Es begann  Samstag früh mit dem AUA-Flug nach London. In der Maschine sass unter anderem Herbert Gager, Alabas Trainer im Austria-Nachwuchs, damals im Amt bei den violetten Amateuren. Mit ihm sein Sohn in einem weißen Trikot der Bayern mit Autogramm von Alaba. Für Gager, aktuell Trainer in der Regionalliga Ost (Wiener Linien) war das Wembley-Finale sozusagen Frustbewältigung nach einem Umfaller seiner Mannschaft am Abend zuvor in Parndorf. Alaba hatte ihm und seinen Sohn die Karten besorgt. Ebenso einigen Mitspielern aus den Zeiten in der Hollabrunner Stronach-Akademie, Allen voran Philipp Koblischek, der vier Jahr nach dem Ende siner Karriere bei Horn aktuell in Alabas Diensten steht. Als persönlicher Berater. Wer von den österreichischen Journalisten ein Interview mit Alaba will, schaltet am besten Koblischek ein. Im Flugzeug war auch Rapids Fußballgott Steffen Hofmann, einer aus dem engeren Freundeskreis von Bayerns Kapitän Philipp Lahm. Auf Hoffmann wartete am Flughafen Heathrow der Taufpate seiner ersten Tochter, Owen Hargreaves, Mitspieler im Bayern-Nachwuchs und bei den Amateuren. Er arbeitete damals für eine englische TV-Station. Wembley war, inklusive Medientribüne, brechend voll. Insgesamt 86 298 Zuschauer. Welch ein Unterschied zu den leeren Tribünen in Lissabon.

Alaba spielte damals nicht im Abwehrzentrum, sondern linker Verteidiger. Hatte Dortmunds Polen an der rechten Flanke, Jakub Blaszczykowski, viel besser im Griff als ein Jahr zuvor beim 2:5 im deutschen Pokalfinale in Berlin, in dem Trainer Jupp Heynckes Alaba nach 69 Minuten ausgetauscht hatte. Alaba war in Wembley zur Pause der Bayern-Spieler, der die meisten Passes gespielt hatte, nämlich 47. Davon 84 Prozent zu einem Mitspieler. Der Schönheitsfehler dabei: Da sein Freund Franck Ribery vor ihm von Dortmund meist perfekt abgeschirmt wurde, gingen Alabas Passes selten nach vorne. Die auffälligste Offensivaktion Alabas kam nach 75 Minuten: Ein Kracher aus 20 Metern, den Dortmunds Tormann Roman Weidenfeller gerade noch abwehrte. Da stand es 1:1, zwei Minuten vor Schluss sorgte Arjen Robben für Bayerns Triumph und Glückseligkeit.

Alaba jubele in einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift „Meine Kraft liegt in Jesus“ und mit einer Dreiländer-Fahne In den Nationalfarben von Österreich, den Philippinen und Nigeria. Seinem Geburtsland sowie der Heimat von Mutter und Vater. Zuvor war es die 107 Stufen hinauf zur königlichen Loge gegangen. Dort hatte Alaba erstmals den Henkelpott in den Händen, ehe unten am Rasen weiter gefeiert hatte. Und  in der Kurve, in der seine Freunde sassen. Das TV-Interview schaffte Alaba gerade noch, dann musste er zur Dopingkontrolle. Die bereitete ihm einige „Probleme.“ Daher kam er als einziger der Sieger nachher nicht in die Mixed Zone, in der die Journalisten vergeblich auf ihn warteten. So fuhren Ö 3-Reporter Adi Niederkorn und ich nachher etwas frustriert mit der U-Bahn zurück ins Londoner Zentrum. Kein Interview mit dem ersten österreichischen Sieger in der Königsklasse seit Franz Hasil am 8. Mai 1970 in Mailand mit Feyenoord durch das 2:1 gegen Celtic Glasgow. Damals war ich  im zweiten Semester eines bald danach abgebrochenen Ius-Studiums.

Alaba folgte am Abend wie alle anderen den „Befehl“ von Heynckes, die Sau rauszulassen. Sowohl beim Bayern-Bankett im Governor House als auch später im Landmark-Hotel, in dem die Eltern, Freunde und Bekannt wie Box-Champion Marco Nader warteten. Sonntag Abend, als ich in Wien am Heimweg von der Redaktion war, meldete sich Alaba am Handy. Nach der Entschuldigung, im Jubeltrubel darauf vergessen zu haben, dass Journalisten aus der Heimat in der Mixed-Zone auf ihn warteten, holte er das Interview nach: „Ich hab´s noch immer nicht gecheckt, dass ich Champions League-Sieger bin.“ 2013 hatte das gewonnene Finale von Wembley noch nicht das Triple bedeute, war erst der zweit Titel. Danach warteten auf ihn noch das deutsche Pokalfinale und ein WM-Qualifikationsspiel mit Österreich gegen Schweden: „Ich hab´noch genug Energien“ versicherte er damals. Und so war es auch. Am Samstag darauf , am 1. Juni, gewann er mit Bayern das deutsche Pokalfinale gegen VfB Stuttgart in Berlin 3:2, wobei  beide Treffer der Verlierer Landsmann Martin Harnik erzielte. Gemeinsam mit ihm gelang dann sechs Tage später im Wiener Happel-Stadion ein 2:1 gegen Schweden, bei dem Alaba einen Elfmeter zum 1:0 verwandelte. Das reichte aber nicht zum WM-Ticket.

2020 würde der Finalsieg das zweite Triple in Alabas Karriere perfekt machen. Danach folgt Urlaub. Weshalb er wahrscheinlich bei Österreichs Start in die Nations League Anfang September in Norwegen und gegen Rumänien in Klagenfurt fehlen wird.

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