Fußball

Kein Brexit bei Prödl: Mit Watford zum Stanglwirt

Nur ein Einsatz in der Premier League über 13 Minuten im Oktober, nur einer im League-Cup, im Jänner dann die Knieoperation: Für einen Spieler mit der Klasse und den Ansprüchen von Sebastian Prödl war seine vierte Saison in der Premier League bei Watford eher ein Fiasko. Warum der spanische Trainer Javi Gracia den zuvor von den Fans der „Hornets“ zum Spieler der Saison gekürten Steirer plötzlich links liegen ließ, das wusste keiner. Alles sah nach einem „Brexit“ des 32jährigen Innenverteidigers aus. Aber jetzt scheint alles anders zukommen: Wenn Watford, letzte Saison auf Platz elf und im Cupfinale, dort aber beim 0:6 in Wembley gegen Meister Manchester City total chancenlos, Sonntag zum dritten Mal hintereinander ins Tiroler Trainingslager zum Stanglwirt nach Going bei Kitzbühel kommt, dann wird, wie es aussieht, Organisator Ralph Schader  wie in den letzten zwei Jahren, wie es wieder Prödl begrüßen können (Bild oben).

Obwohl alle Spieler, die Gracia, letzte Saison Prödl vorzog, wie der Nordire Craig Cathcart  oder der Belgier Christian Kabasele weiterhin bei Watford sind, mit dem 29jährigen Engländer Craig Dawson ein routinierter Innenverteidiger von West Bromwich gekauft wurde. Trotzdem ist Prödl  wieder dabei. Nach elf Jahren im Ausland, davon sieben bei Werder Bremen und vier bei Watford, fiel es Österreichs dienstältester Legionär noch einmal genau wissen, sozusagen durchstarten, Auch in Richtung Nationalmannschaft. Watford bestreitet in Österreich zwei Tests gegen renommierte Gegner: Am 18. Juli in Saalfelden gegen Hollands  Meister Ajax Amsterdam, den Semifinalisten der Champions League, zwei Tage später in Zell/See vor dem Rückflug nach England gegen Bayer Leverkusen. Da könnte es ein Österreicher-Duell gegen Aleksandar Dragovic und Julian Baumgartlinger geben, falls der Teamkapitän bis dahin matchfit sein sollte.

Seine Gagen in Bremen und London hat Jungehemann Prödl, dessen Tochter neun Monate alt ist,  unter anderem in Aktien, Anleihen, Start-Ups, Kunst und Immobilien angelegt. Während seiner Zwangspause machte er sich interessante Gedanken, die vor zwei Monaten in einem „Presse“-Interview nachzulesen waren: „Im Fußball werden künstlich Stars geschaffen. Je mehr Geld vorhanden ist, desto austauschbarer wird der Mensch.“  Irgendwie hat er jetzt gegen diese Tendenz den Kampf aufgenommen. Seit Montag trainiert er wieder voll mit der Mannschaft, die ganze Woche hatte er noch ein individueleles Aufbauprogramm. Der Vertrag bei Watford läuft bis 2021.

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