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Klare Fronten bei Sturm Graz: Günter Kreissl kommt nicht zurück

Fünf Tage vor dem Saisonstart am Sonntag in St.Pölten sorgte Sturm Graz für klare Verhältnisse: Günter Kreissl wird nach einer viermonatigen Auszeit nicht wie eigentlich geplant mit 1.Oktober zurückkehren und die Funktion des  technischer Direktors unter seinem Nachfolger als Sportchef Andreas Schicker  übernehmen, damit auch nahe an der Mannschaft sein. Darauf einigten sich Präsident Christian Jauk, Wirtschafts-Geschäftsführer Thomas Tebbich und Kreissl. Mit dessen Namen auch die letzten großen Erfolge von Sturm verbunden sind: 2016/17 Platz drei, ein Jahr später der Cupsieg durch das 1:0 im Finale gegen Red Bull Salzburg nach Verlängerung und Vizemeister. Aber in den letzten zwei Saisonen blieb Sturm hinter den Erwartungen. Und dafür machten manche auch Kreissl verantwortlich, speziell lokale Medien. Die stellten seit Wochen in Frage, ob Kreissls Rückkehr im Sinne eines Neuanfangs wirklich die richtige Lösung sei.

Kreissl kam 2016 von Wr. Neustadt nach Graz, arbeitete im wahrsten Sinne des Wortes rund um die Uhr, um Sturm nach vorne zu pushen. Mit Franco Foda als Trainer gelang das noch, bevor der  Österreichs Teamchef wurde. Manchmal ging mit Kreissl auch sein Temperament durch, wenn er unter anderem deutlich hörbar und sichtbar seinem Unmut über Schiedsrichter Luft machte. Doch der Cupsieg, bereits mit Fodas deutschem Nachfolger Heiko Vogel (aktuell U 23-Trainer von Mönchengladbach), auf der Bank, bedeutete das Ende des Aufwärtstrends. Im Erfolg macht man Fehler und das dürfte auch bei Sturm passiert sein. Einige Abgänge wie Routinier Christian Schulz, der die Karriere beendete, Deni Alar, Peter Zulj, Marvin Potzmann oder Thorsten Röcher schwächten die Mannschaft entscheidend, zumal einige Neue die Erwartungen nicht erfüllten. Wenige Monate nach dem Cupsieg musste Vogel gehen, Nachfolger Roman Mählich rettete zwar die Qualifikation zur Meisterrunde und dann einen Europacup-Platz, aber das reichte vielen auch  nicht. Kreissl stimmte der Trennung zu. Mit Nestor el Maestro als Trainer klappte es auch nicht, schon gar nicht nach der Corona-Pause. El Maestro war Kreissls Wahl.

Schicker, von Kreissl letzte Saison als sein Assistent zu Sturm geholt, krempelte über den Sommer die Mannschaft um, installierte mit Christian Ilzer seinen Wunschtrainer, eine steirische Lösung. Jetzt sollte Kreissl noch dazu kommen. Offenbar überwog die Skepsis, ob das mit Schicker als Chef von Kreissl gut gehen könnte. Bedenken, die Schicker nie artikulierte. Das wäre auch etwas unglaubwürdig gewesen, weil er ja die geplante Variante stets befürwortet hatte. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und Kreissl (Bild oben) hatte zuvor sowohl in Wr.Neustadt als auch in Graz funktioniert. Allerdings unter anderen Voraussetzungen, mit Kreissl als Chef. Offenbar bestanden im Klub Zweifel, dass sich eine Persönlichkeit wie Kreissl wirklich unterordnen kann.

Kreissl trug die Lösung mit klaren Fronten nach offenen und wertschätzenden Gesprächen, wie er es nannte, mit Jauk, Tebbich und Schicker mit, konnte sie nachvollziehen.  Wegen der durch Corona entstandenen wirtschaftlichen Zwänge und weil die letzten zwei Saisonen ohne Erfolg doch Zweifel hinterließen. Die Initiative zur Vertragsauflösung ging von Sturm aus. Und darum war auch das Angebot an Kreissl durchaus fair.

 

 

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