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Klartext von Martin Stranzl: „Die üblichen Baustellen!“

Vernichtende Kommentare in Englands und Italiens Medien nach der 0:4-Blamage gegen Ungarn und dem 2:5-Debakel  gegen Deutschland in der Nations League. „England zu Gulasch verarbeitet“, titelte die „Daily Mail“, schrieb von der schlechtesten Leistung unter Teamchef Gareth Southgate. „Ein Italien, das es nicht gibt“, beschrieb die „Gazzetta dello Sport“, die Demütigung des Europameisters. In Österreich blieben sogar nachdenkliche Betrachtungen zum 0:2 in Dänemark in der Minderheit. Eine kam von einem, der schon zu aktiven Zeiten, auch in seinen neun Jahren im Nationalteam mit 56 Länderspielen und einer EM-Teilnahme, bekannt dafür war, Dinge, die ihm auffallen und nicht gut verlaufen, klar und schonungslos anzusprechen. Das hat sich bei Martin Stranzl in seinem Job als Sky-Experte nicht geändert. So hat er, der mitten in der Ausbildung zur Trainer A-Lizenz steht, auch zu den ersten, zum Teil kräftig umjubelten, Spielen unter dem neuen Teamchef Ralf Rangnick seine eigene Meinung: „Bei uns sah man die üblichen Baustellen, die wir auch unter Franco Foda schon hatten!“

Im Sky Podcast meinte Stranzl, der Donnerstag seinen 41. Geburtstag feiert, damit die linke Abwehrseite, eine im kreativen Mittelfeld, „wenn wir einmal das Spiel machen und Lösungen finden müssen. Da fehlt uns ein Mann. Und ich würde auch sagen: Halb-rechts auf der offensiven Position haben wir auch Probleme!“ Die spricht Stranzl als einziger an. Auf der spielte mit Ausnahme von 45 Minuten immer Konrad Laimer. Stranzl sieht auch wenig Chancen, dass sich dies in nächster Zeit ändern wird: „Diese Spieler werden wir nicht herzaubern können. Da geht es darum, junge, talentierte Fußballer auszubilden“.

Stranzl meinte, gegen Topnationen wie Frankreich oder Dänemark müsse man auch variantenreicher spielen. Die könne man durch forsches, aggressives Anlaufen zwar überraschen, auf Dauer werden man da Probleme bekommen: „Wenn man sich die letzten Großturniere anschaut, war keine Mannschaft dabei, die mit so einer aggressiven Art erfolgreich war!“ Obwohl er das Auftreten als in Ordnung fand, sprach er auch an, dass es nicht viele Tormöglichkeiten gab, die aus dem Spielaufbau erarbeitet wurden: „Die wir hatten, entstanden aus hohen Bällen und Pressing oder hohes Anlaufen. So ehrlich muss man sein. Gegen kleinere Gegner wird auch gefragt sein, dass man kreativ ist!“

Der Verblieb in der Nations League Gruppe A wäre wichtig, weil man sich gegen Topnationen weiterentwickeln könne. Nur mit dieser Erfahrung sei eine Verbesserung möglich: „Man darf jetzt nicht alles verteufeln, was vorher war. Wir müssen wieder mehr Kreativität schaffen und mehr Spieler im eins-gegen-eins ausbilden. Aber der Prozess wird dauern. Wunderdinge soll und darf man jetzt keine erwarten!“ Die Vergangenheit unter Franco Foda sprach in dem Podcast auch Sky-Experte Alfred Tatar an: „Unter ihm waren wir erfolgreich und die Fans waren unzufrieden. Wer nur attraktiven Fußball sehen möchte, der muss in den Zirkus gehen. Wie jeder Trainer wird auch Rangnick an den Resultaten gemessen werden!“

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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