Fußball

Klopp ist die Verbindung zwischen Rose und Marsch

Sympathisch kam er rüber, der erste Auftritt des ersten amerikanischen Trainers in Österreichs Bundesliga an seiner neuen Wirkungsstätte. mit Sportchef Christoph Freund (Bild oben). Jesse Marsch sprach in Salzburgs Red Bull Arena Deutsch. Dass es dabei viel Luft nach oben gibt, weiß der 45jährige aus Wisconsin selbst. Sein Deutsch wäre schrecklich, das gab es mit einem entwaffnenden Lächeln zu. Daran änderte eine Saison in Leipzig nichts. Aber er versprach aber eine ständige Steigerung von Tag zu Tag. Er ist der erste Trainer in der Red Bull Ära, der einen Dreijahresvertrag bekam. Erfüllt er ihn, wäre er auch Salzburgs Trainer mit der längsten Amtszeit. Ein Jahr länger als Marco Rose, der sich nach zwei für die neue Herausforderung bei Mönchengladbach entschied. Seit Freund dies wusste, galt Marsch als sein einziger Kandidat für die Nachfolge. Er kennt ihn seit vier Jahren, seit er noch Trainer bei der New Yorker Filiale von Red Bull war: „Er ist sehr wissbegierig, kommunikativ, ein offener Typ, ein Teamplayer“, lobte ihn Freund. Das war nach dem ersten Auftritt von Marsch durchaus nachvollziehbar. Daher bezeichnete der Sportchef seine Vorfreude auf die kommenden Saison „als so groß wie bisher selten, wahrscheinlich sogar noch nie.“

Natürlich drängte sich der Vergleich zum erfolgreichen und populären Vorgänger auf. Rose wirkte sicher mitreißender, entschlossener, wenn er etwas klar ansprach. Das hängt sicher auch mit den Deutschkenntnissen von Marsch zusammen, der versicherte, impulsiver als im normalen Leben zu sein, wenn es um Fußball geht. Er sah via DVD fast jedes Match seines neuen Klub  in der letzten Saison, die Siege über RB Leipzig in der Europa League bekam er live neben Ralf Rangnick auf Leipzigs Trainerbank mit: „Ein Verein mit Riesenherz, mit einer phantastischen Mannschaft“, stellte er fest. Weil es die richtige Balance zwischen Erfahrung, die Alexander Walke, Andre Ramalho, auch Stefan Lainer,  Andreas Ulmer oder Zlatko Junuzovic verkörpern, und jüngeren Spielern mit viel Hunger gäbe. Eines steht für ihn außer Frage: „Eine Komfortzone ist nicht gut für Fußballer.“ Also will er dafür sorgen, dass es keine gibt, die intere Konkurrenz anheizen.

Er hat mitbekommen, dass es ein Transparent gegen ihn auf der Fantribüne gab, als sein Engagement bekannt war. Dafür fand er Verständnis: „Die haben geglaubt, ich bin ein Leipziger.“ Da braucht keiner eine Angst zu haben. Die Verbindung nach Leipzig bleibt vor allem durch seine 17jährige Tochter bestehen, die nicht mit nach Salzburg zieht, ihr letztes Schuljahr in Leipzig absolvieren wird. Er weiß um die Verpflichtung, im Herbst bei der Premiere in der Champions League eine gute Figur abzugeben. Sieht das als Herausforderung, der er sich gerne stellt.

Der Trainer des aktuellen Champions League-Siegers FC Liverpool, Jürgen Klopp, ist auch der, von dem er in letzter Zeit am meisten beeindruckt war. So kommunikativ, energiegeladen und mitreissend würde er auch gerne sein. Das erste Vorbild von Marsch war sein Landsmann Bob Bradley, derzeit Trainer des FC Los Angeles, zuvor Teamchef in den USA und Ägypten, auch der erste Amerikaner, der in Englands Premier League auf der Trainerbank sass. Wenn auch nur zwei Monate bei Swansea. Die Amtszeit des ersten Amerikaners in Österreichs Bundesliga  wird sicher länger dauern, wenn es ihm gelangt, seinen Plan, die Erfahrung mit neuen Ideen zu kombinieren, erfolgreich in die Tat umzusetzen. Sein Vorbild Klopp ist sozusagen die Verbindung zwischen Marsch und Rose: Der Kulttrainer prägte in der Mainzer Aufstiegssaison vor 15 Jahren auch seinen damaligen Verteidiger Rose.  Der hat nie verschwiegen, sich einiges von „Kloppo“ abgeschaut zu haben.

Marsch versicherte, nicht die Absicht zu haben, alles zu ändern. Beim Trainerteam muss er doch etwas tun, da Rose auch Alexander Zickler und Rene Maric mit in die deutsche Bundesliga nahm. Fix ist vorerst nur, dass Fränky Schiemer nach einem 14monatigem Gastspiel bei seinem Stammklub Ried, das er sich anders und erfolgreicher gewünscht hätte, wieder zurückkehrt. Der erst 33jährige Schiemer, als Spieler zwischen 2009 und 2015 mit Salzburg dreimal Meister und zweimal Cupsieger, war unter Thomas Letsch 2016/17 Co-Trainer beim „Farmteam“ in Liefering. Freund ist überzeugt, dass Schiemer mit seinem Enthusiasmus ein wichtiger Teil der neuen Stuff um Marsch sein wird, ebenso die „Urgesteine“ Rene Aufhauser und Herbert Ilsanker. Über gewünschte Neuzugänge sprach Marsch nicht. Könnte davon abhängen, ob er noch Spieler verliert, die nach aktuellem Stand zum Stamm gehören. Freund hat es im Laufe der Zeit gelernt, nichts auszuschließen. Auf jeden Fall sieht bei den  Spielern  die bisher weniger zum Zug kamen, oder die von anderen Klubs zurückkehren, so viel Qualität, um die Lücken zu schließen, die Munas Dabbur, Hannes Wolf, Fredy Gulbrandsen  und Christoph Leitgeb hinterließen. Davon ist er  felsenfest überzeugt. Auch deshalb ist die Vorfreude auf die erste Saison mit Marsch so groß.

Foto: © FC RB Salzburg Media (GEPA).

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