Austrias Ex-Trainern geht es derzeit besser als zu ihren violetten Zeiten. Thomas Letsch liegt in Hollands Eredivisie mit Vitesse Arnheim nach neun Runden mit nur zwei Punkten Rückstand auf Ajax Amsterdam auf Platz zwei, Christian Ilzer mit Sturm Graz derzeit dort, wo Austrias General Manager Peter Stöger mit seiner Mannschaft gerne wäre, nämlich auf Platz vier, kann den Samstag im Heimspiel gegen WSG Swarovski Tirol weiter absichern. Stöger hat hingegen einen Tag später sein erstes Wiener Derby in seiner Doppelfunktion vor der Brust. Und gibt offen und ehrlich, wie er nun einmal ist, zu, dass er gerne mit Rapid tauschen würde, was die Ausgangsposition betrifft. Platz drei mit 17 Punkten ist nun einmal besser als Rang acht mit nur neun. Das müssen auch die Austria-Fans, die den Namen des Erzrivalen am liebsten nicht in den Mund nehmen, einsehen.
Stöger sieht die violette Situation ähnlich wie die von Rapid vor zwei Jahren, als ohne Qualifikation für die Meisterrunde auch „durchtauchen“ die Devise war. Das Festhalten an Didi Kühbauer als Trainer bezeichnet Stöger als Anfang des grün-weißen Aufschwungs: „Er hatte eben das nötige Standing, dass nicht einmal Gedanken an einen Trainerwechsel aufkamen!“ Sonntag kehrt Kühbauer zum Derby nach der Grippe wieder auf die Trainerbank zurück. Da werden Erinnerung an gemeinsame Erfolgszeiten in Hütteldorf wieder vor 24 Jahren wieder wach: Meister, im Finale des Europacups der Cupsiegers. Stöger nimmt den Sager von den eigenen Gesetzen, die ein Derby habe, nicht in den Mund, sieht eine 50:50-Chance. Und überlegt, wie er mit Christoph Monschein, Dominik Fitz und Alon Turgeman umgehen soll. Im Kader werden sie sein, ob einer nach der Verletzungspause schon beginnen wird, ließ er offen. Bei Monschein war die Pause um Monate kürzer als bei Fitz und Turgeman.
Stögers Standing ist bei Austria noch unantastbarer als das von Kühbauer bei Rapid. Und auch beim 1.FC Köln drei Jahre nach der Trennung offenbar noch immer gut. Köln steckt in der Krise, wartet seit 18 Spielen auf einen Sieg, liegt als Vorletzter auf einem Abstiegsplatz. Die Negativserie wird Samstag bei Borussia Dortmund nicht enden. Trainer Markus Gisdol hat trotz Vertrag bis 2023 immer weniger Rückhalt. Scheint nur noch eine Frage der Zeit, wann er gehen muss, auch wenn die Trennung teuer wird. In dieser Szenerie werden Rufe nach Stögers Rückkehr laut, drangen auch schon bis zu ihm. Kein Wunder, brachte er Köln doch in seinen vier Jahren als Trainer (Bild oben) von der zweiten Liga bis in die Europa League. Geschäftsführer Alexander Wehrle, mit dem er prima zusammenarbeitete, ist weiterhin im einflussreichen Amt.
2013 kassierte die Austria eine siebenstellige Ablöse für Stöger, als er aus dem lauenden Vertrag in die zweite Liga wechselte. Er selbst zahlte sozusagen mit. Dass sich ähnliches 2020 wiederholen wird, ist auszuschließen: „Keine Angst, ich bin hier“, versicherte Stöger, „hab einen Vertrag bis Sommer!“ Danach könnte aber trotz Stögers Riesenherz für Austria alles möglich sein. Vor allem, wenn bis dahin nicht mit einem Investor alles unter Dach und Fach gebracht wurde.