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Rückkehrer Kroos, Neulinge, 100 Millionen-Deal, Taktikzettel: Ein deutscher Aufreger jagt den anderen

Deutschland kommt vor seinen ersten Spielen im Jahr der Heim-EM gegen Österreichs Gruppengegner Frankreich am Samstagabend in Lyon (live bei Puls 24 zu sehen) und drei Tage später gegen Holland in Frankfurt nicht zur Ruhe. Das begann schon beim Kader von Teamchef Julian Nagelsmann mit der Rückkehr des 34 jährigen Real Madrid-Stars Toni Kroos nach drei Jahren und sechs Neulingen, für die Stammspieler rasiert wurden. Von den sechs Neulingen fielen zwei, Aleksandar Pavlovic von Bayern München und Jan-Niklas Beste von Heidenheim, ebenso verletzt aus wie Manuel Neuer, dessen Comeback im Tor damit verschoben wurde. Kaum, dass ihn der Bundestrainer zur Nummer eins für die Europameisterschaft ernannte, zog er sich im Training eine Adduktorenzerrung zu. Also spielt bis auf weiteres Marc-Andre ter Stegen vom FC Barcelona.

In Lyon wird sich Deutschland erstmals in pinkfarbenen Adidas-Dressen (Bild) präsentieren, die für die „Auswärtsspiele“ bei der Europameisterschaft neu kreiert wurden. Um die gab es schon heftige Diskussionen. Aber die waren nichts gegen den Aufreger, den der Donnerstag bekanntgegebene Ausrüsterwechsel vom deutschen Unternehmen Adidas zum US-Riesen Nike auslöste. Dazu kommt es  2027. Dann wird die Zusammenarbeit der Marke mit den drei Steifen und dem DFB 77 Jahre gedauert haben. Etwas paradox: Während der Europameisterschaft bezieht Deutschland am „Home Ground“ von adidas in Herzogenaurach bei Nürnberg sein Quartier. Der „Transfer“ bringt dem DFB doppelt so viel Geld. Adidas zahlte 50 Millionen, Nike ist der deutsche Markt und der vierfache Weltmeister 100 Millionen pro Jahr wert. Wahnsinn. Dimensionen, an die Österreich bei der Zusammenarbeit mit Puma auf einem wesentlich kleineren Markt nicht einmal im Ansatz herankommt. Die Zusammenarbeit zwischen ÖFB und Puma begann 1974, dauert jetzt 50 Jahre, der Vertrag läuft bis Ende 2030.

Der Einstieg von Nike rief sogar deutsche Politik auf den Plan. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte den DFB, er hätte mehr Standortpatriotismus erwartet. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sah sich zur Behauptung genötigt, damit werde ein Stück Heimat vernichtet. Starker Tobak. Freitag enthüllte als Draufgabe „Bild“ den geheimen Taktikzettel von Nagelsmann für das Spiel in Frankreich und deckte auf, er habe eine Anleihe beim Erfolgsstil von Jürgen Klopp genommen. Nach den November-Niederlagen gegen die Türkei und Österreich sollte Nagelsmann nicht wieder verlieren, auch wenn ihm DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig eine Jobgarantie gab. Selbst bei Niederlagen gegen Frankreich und Holland wird Nagelsmann im ersten EM-Spiel gegen Schottland am 14. Juni auf der Bank sitzen. Solche Ansagen hätte er sich vor dem erst fünften Spiel der Teamchefära Nagelsmann  eigentlich sparen können.

Noch vor Nagelsmann schlug Deutschland letzten September im Spiel eins nach der Trennung von Bundestrainer Hansi Flick mit Sportdirektor Rudi Völler als Interims-Teamchef Frankreich in Dortmund 2:1. Von den Neulingen dürfte nur der 27 jährige Maximilian Mittelstädt vom VfB Stuttgart als Linksverteidiger beginnen. Kroos-Partner im zentralen Mittelfeld wird Robert Andrich von Tabellenführer Leverkusen sein, der beim 0:2 in Wien sein Debüt feierte, als einzige Spitze beginnt Arsenal-Legionär Kai Havertz, den Nagelsmann gegen Österreich als linker Verteidiger brachte. Keine Experimente wird der Scout von Österreichs Teamchef Ralf Rangnick bei Frankreich zu sehen bekommen. Antoine Griezmann fehlt wegen einer Knöchelverletzung.

Foto: Adidas.

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