Fußball

Kurt Garger Trainerpionier in China: Von Stripfing nach Kunming!

Jahrelang spielten Peter Pacult und Kurt Garger gemeinsam bei Rapid unter Otto Baric und dem FC Swarovski  Tirol unter Ernst Happel. Jahrzehnte später sind sie österreichische Trainerpioniere: Pacult in Albanien bei Meister Kukesi, Garger mit 57 Jahren tausende Kilometer entfernt in China.  Beim Drittligsten Lijiang am Fuße des Himalayas, der jetzt in die Hauptstadt der Provinz Yunnan, Kunming, in 2000 Meter Höhe übersiedelt. Künftig Flying Tiger Yunnan Kunming heißen wird.  Garger, als Innenverteidiger  mit Rapid, FC Tirol und Austria Salzburg siebenmal Meister, sechsmal Cupsieger und zweimal im Europacupfinale, unterschrieb vorerst für ein Jahr. Und nimmt zwei ehemalige Mitspieler  und Freunde als Assistenten nach China mit: Den ehemaligen Tiroler Torjäger Christoph „Gischi“ Westerthaler, zuletzt im Leistungzentrum Horn, sowie den Ex-Rapidler Franz Weber.

Gargers bisherige  Trainerlaufbahn? Zweimal bei Gerasdorf, dann Admira/Wacker, FCN St Pölten, FSV Frankfurt in der zweiten Liga (da holte er noch Westerthaler als Stürmer), Eisenstadt, Parndorf, Dunejska Streda in der Slowakei, Hartberg, Vienna (viermal, zuletzt auch als Sportchef) und als letzte Station Stripfing. Vom niederösterreichischen Landesligaklub im Marchfeld  nach China – eigentlich unglaulich: „Eine lukrative Chance im einem riesigen Markt“, nennt Garger es, ohne in Details zu lukrativ gehen zu wollen, weil das die österreichische Neidgesellschaft sofort auf den Plan rufen würde. „Arbeiten wir gut, könnte dies die Tür für mehr Österreicher öffnen“, glaubt der Burgenländer. Der Tiroler Richard Kitzbichler ist derzeit Video-Assistent von Roger Schmidt, des ehemaligen Meistermachers von Red Bull Salzburg bei Beijing Guoan, Ex-Teamstürmer Rubin Okotie bekam beim Zweitligisten BJ Enterprises in Peking keinen neuen Vertrag. Oder wollte nicht mehr bleiben.

Wie kommt Garger nach China? Eher zufällig! Seit zehn Jahren lebt in Wien ein ehemaliger chinesischer  Journalist namens Hong Wei. Ein früherer Kollege von ihm namens Zuo Rui wurde Sportchef beim Zweitligisten Yunnan Lifiang in einer 600.000 Einwohner Stadt. Der lag seinem Präsidenten immer wieder mit dem Wunsch nach einem ausländischen Trainer in den Ohren. Wurde aber erst erhört, als der Abstieg drei Runden vor Schluss bei fünf Punkten Rückstand praktisch nicht mehr zu verhindern war.  Zuo Rui rief  Hong Wei an, fragte ihn, ob er eine Lösung wisse. Hong Wei wandte sich an den ehemaligen Gerasdorf-Manager Ernst Weninger und dem fiel sein ehemaliger Trainer und  Freund Garger ein. Und so begann alles.

Anfang Oktober flog Garger für die letzten drei Spiele nach China. Sah zunächst ein 1:6-Debakel von der Tribüne aus, ehe er das Training übernahm und anzog. Vor allem die Defensive besser organisierte. In den letzten zwei Partien fielen die Niederlagen mit einem Tor Unterschied viel erträglicher aus.  Danach Rückflug nach Wien, viele Telefonate, ehe es zwei Tage vor dem Jahreswechsel zur Einigung kam: Vorerst für ein Jahr, in dem Garger und sein Team nicht nur für den Aufstieg, sondern auch für Nachhaltigkeit sorgen sollen. Sprich mit der Installierung einer Nachwuchsakademie.

Der Verein  hat durch das einjährige Gastspiel in der zweiten Liga Blut geleckt,  Hat große Pläne. Garger darf mindestens acht, höchstes zehn neue Spieler holten. Allerdings nur Chinesen, denn Legionäre sind nur in den höchste zwei Ligen erlaubt. Neuerdings dürfen allerdings nicht mehr drei, sondern  nur zwei am Spielbericht stehen. Und zudem übersiedelt der Klub in die Hauptstadt der Provinz Yunnan, die flächenmäßg größer als Deutschland ist. 45  Millionen Einwohenr hat, die Hauptstadt Kunming acht Millionen. Die gilt wegen des milden Klimas als Stadt des ewigen Frühlings, ist ein Olympistützpunkt, ein Eldorado für Golfer. Freunde von Garger, wie der Ex-Rapidler Robert Pecl, haben sich deshalb bereits zum Besuch angesagt,

Die Provinzregierung sagte die Unterstützung zu. Es gibt zwei dritte Ligen in China. Eine im Süden, in der Gargers neuer Klub spielt, eine im Norden. Mit je 14 Vereinen. Nach 26 Runden  spielen jeweils besten vier ein Play-off. Das ist die Vorgabe für Garger, damit sich sein Vertrag automatisch um ein Jahr verlängert. Zu jedem Auswärtsspiel geht es im Flugzeug, anders sind die großen Distanzen nicht zu bewältigen.  Die Flying Tigers werden ein Profibetrieb sein, In einem Stadion für 45.000 Zuschauer, das vor drei Jahren eröffnet wurde. In dem in Lijiang, in dem Garger sich oben mit Präsident und Sportchef  den Fotografen stellte, passten 35.000.  Dort sollen noch drei Heimspiele ausgetragen werden.

Garger sieht den Job als sein bisher größtes Abenteuer unter der Devise einmal rund um die Welt. Frau und Töchter bleiben in Gablitz, werden ihn besuchen.  Bis Ende Mai, bis zur Pause zwischen Hin-und Rückrunde im Grunddurchgang, ist der Urlaub in Österreich für Garger, Westerthaler und Weber kein Thema: „Ich hab sie genommen, weil ich weiß, das ich mich auf sie verlassen kann, Heimweh kein Thema sein wird“, behauptet Garger. Bis Ende Mörz hat er Zeit, eine konkurrenzfähige Mannschaft zu bilden, Vor allem einen chinesischen Knipser, der für Tore gut ist, zu finden. Die Mentalität der chinesischen Spieler? „Nach den bisherigen Erfahrungen ähnlich der von Österreichern.  Sie stritten mit dem Präsidenten, weil der nach Niederlagen die Bezahlungen einstellte. Sie raunzten bei mir, als ich im Training die Intensität erhöhte.“ Also in dieser Hinsicht kein Neuland. Samstag beginnt das große Abenteuer. Reine Flugzeit via Peking nach Kunming 13 Stunden. Bis dahin in der Heimat noch aufreibende Behördenwege. Zwecks Beglaubigung von Dokumenten via Innen-und Gesundheitsministerium ins Außenamt, von dort in die chinesische Botschaft. Jobvermittler Hong Wei wird für den ORF eine Dokumentation über das erste österreichische Trainerteam in China drehen,

 

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