Fußball

Lainer und Kainz kennen Geisterspiel-Gefühl: Eine Chance für Trainings-Weltmeister!

Nach zwei Monaten Pause und nur einer Woche Mannschaftstraining geht es Samstag mit der deutschen Bundesliga weiter. Auf den letzten Metern vor dem Neustart brach auch in einer der europäischen Topligen der Streit aus, war von Einigkeit keine Spur mehr. Es ging um den Notfallplan für den Fall, dass es trotz Hygienekonzept und aller Vorkehrungen zu einem Abbruch kommt. Die großen Differenzen bei der Video-Sitzung der 18 Erstligisten, bei der nur Vereinsvertreter, aber nicht Liga-Geschäftsführer Christian Seifert zugelassen waren, gab es um die Frage, ob es dann wie ursprünglich geplant zwei Absteiger geben wird.  Mit den zwei Mannschaften, die beim Abbruch am Tabellenende liegen. Werder Bremen forderte, über die Wertung erst zu entscheiden, wenn ein Abbruch feststehe. Eintracht Frankfurt machte sich dafür stark, die Abstimmung um ein bis zwei Wochen zu verschieben. Acht Klubs stimmen für den Vorschlag aus Bremen, darunter die Topvereine Bayern München und Borussia Mönchengladbach. Die Mehrheit befürwortete die Vertagung. Das Fazit, das wohl nicht nur für Deutschland gilt: Nur wenn es um das Geld geht, ist sich die Liga einig.

Können die Klubs jetzt in Topform sein? „Wir haben immer gesagt, es so zu nehmen, wie es kommt“, meinte Adi Hütter vor dem Samstag-Duell der ehemaligen Salzburg-Doubletrainer gegen Mönchengladbach und Marco Rose. Der hat mit seiner Mannschaft schon Geisterspiel-Erfahrung. Das Nachtragsspiel gegen den 1.FC Köln am 11.März (Bild oben) war das erste in der Geschichte der deutschen Bundesliga ohne Zuschauer. Damals machten auch zwei österreichische Teamspieler, Stefan Lainer und Florian Kainz, ihre Erfahrung mit ganz leeren Rängen. Ihr Urteil nach Gladbachs 2:1-Sieg: Von der Intensität war es sicher kein Freundschaftsspiel, obwohl dies die Kulisse eigentlich vermittelte. Rose ist überzeugt, dass sich ohne Fans die Bewertung der Spiele verändern, öfters von einem Langeweiler geredet werden wird. Einig sind alle, dass mit Borussia Dortmund der erste Bayern-Vefolger aus der neuen Konstellation einen Nachteil haben wird. Nicht nur, weil Samstag beim Revier-Derby gegen Schalke mit Kapitän Marco Reus, dem Belgier Axel Witsel und Emre Can drei verletzte Stammspieler fehlen, sondern weil dem besten Heimteam der Liga  ein Titel-Trumpf abgehen wird. Die Unterstützung durch die mächtige Südtribüne, auf der 24 454 Fans ihr Team bei jedem Heimspiel zum Sieg peitschen, ein Geräuschkulisse von 130 Dezibel, vergleichbar mit dem Lärm eines Düsenjets, erzeugten.

Das fehlt nicht nur  Samstag im Revierderby, sondern auch im Kracher gegen Bayern. Ob die Dortmunder mit der Situation umgehen können, muss sich erst zeigen.“Kaiser Franz“ Beckenbauer, der sich gerade von einer Leisten-Operation erholt, kündigte via „Bild“ für die letzten neun Runden „ganz neue Spieler“ an. Er sieht die Stunde der Trainings-Weltmeister gekommen, die nun ihre große Chance haben. Aus eigener Erfahrung weiß er, das bei vielen, die im Trainings glänzten, beim Ernstfall im vollen Stadion die Nerven flatterten. Die würden nun von den leeren Rängen profitieren, und wie im Training aufdrehen können: „Da sind einige Überraschungen möglich!“

Die Panne vor dem Start leistete sich Augsburgs neuer Trainer Heiko Herrlich: Er verließ das Quarantänehotel, um im Supermarkt Zahnpasta und Hautcreme einkaufen. Redete darüber auch noch in einer virtuellen Pressekonferenz. Die Konsequenz daraus, die er selbst zog: Er steht zu seinem Fehler, wird Samstag gegen Wolfsburg und Oliver Glasner  nicht auf der Bank sitzen. Der Blick des zweiten österreichischen Trainers in der Bundesliga auf das Finish seiner ersten Saison mit Wolfsburg:  „Vieles, was bisher selbstverständlich war, ist es inzwischen nicht mehr.“ Neu auch, dass wegen der Abstandsregeln der Raum für Besprechungen größer als bisher sein muss: „Ich hoffe, das in der letzten Reihe nicht einige einschlafen, weil es so langweilig ist, was ich erzähle!“

Ebenfalls das Quarantänehotel verließ Urs Fischer, der Schweizer Trainer von Union Berlin. Allerdings aus privaten Gründen. Da Freitag Fischers Schwiegervater starb, ist Sonntag sein österreichischer Assistent, der Salzburger Markus Hoffmann, der Chef gegen Bayern München. Fünf statt bisher drei Auswechslungen sind bis Saisonende möglich, Deutschland wendet die Empfehlung der FIFA an. Ziemlich groß ist die Angst bei den Trainern vor den Außenmikrofonen. Alle ihre Zurufe werden klar zu hören sein. Das gab auch Julian Nagelsmann, den Trainer von Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Hannes Wolf bei RB Leipzig, zu denken: „Ich muss mich anständig benehmen und sehen, dass meine Aufreger gutmütiger stattfinden. Was vom Feld von unseren Spielern kommt, wird sozialverträglich sein!“

 

Foto: DFL.

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