Fußball

Leipzig fehlen verschränkte Arme von Sabitzer: Koller sieht wie in Hamburg auch in Dortmund nur einen Österreicher

Leipzig wird eher Meister, als dass Dortmund sie noch einholt: Starker Sager von  Deutschlands Rekordteamspieler Lothar Matthäus vor dem Samstag-Schlager in Dortmund, bei dem er als „Sky“-Experte vor Ort sein wird. In Dortmund ist die Nervosität auch ziemlich groß: Donnerstag tauchten überraschend  die Bosse Hans Joachim Watzke und Michael Zorc zur Kurzbesprechung mit Trainer Thomas Tuchel am Trainingsgelände auf. Dort ließ Tuchel  den Hügel, auf dem sonst die treuesten Fans, Fotografen, TV-Teams und wahrscheinlich auch Spione der kommenden Gegner stehen, räumen. „Dortmund hat total den Druck,  um wieder auf Platz drei zu kommen“, behauptete Marcel Sabitzer, einer der  zwei österreichischen Stützen des Sensationsaufsteigers, dessen zweiter Platz hinter Bayern einzementiert ist.  Da geht es mehr darum, am Meister dranzubleiben. Gegen Dortmund feierte Leipzig in der Hinrunde den ersten Sieg als Aufsteiger.

Sabitzer schoss mit seinem fünften Saisontor letzten Runde Leipzig zu den big points gegen Hoffenheim. Darauf folgte wieder  sein spezieller Torjubel mit verschränkten Armen. Im Sommer 2015 hieß es, dass Sabitzer gar nicht von Salzburg nach Leipzig in die zweite Liga wolle, obwohl er dort ein Jahr zuvor unterschrieben hatte. Der Blick zurück bringt jetzt nichts mehr, Sabitzer weiss inzwischen auch, dass ihm nicht viel besseres passieren konnte.  Die unerwartete Verfolgerrolle von Bayern  ist kein Thema, wenn Sabitzer regelmäßig mit David Alaba chattet. Aber das Gefühl, dass die Bayern diese  Konkurrenzsituation etwas überrascht und nervt, hat er schon.Ist dem coolen Steirer egal. Woher er seine spezielle Jubelgeste hat,weiß er nicht. Irgendwann hat er die verschränkten Arme im Fernsehen gesehen und übernommen, ohne die „Urheberrechte“ zu kennen. Interessiert ihn auch null. So wie die Atmosphäre vor 81 navigate here.360 Zuschauern in Dortmund samt der berühmten gelben Wand, der größten Stehplatztribüne Europas. Das Drumherum kann den 22jährigen inzwischen nirgends mehr  nervös machen: „Der Ball ist rund, die Tore sind eckig. Überall.“ Wenn man in der Weltmeisterliga spiele, dann können einen nichts mehr groß überraschen. Auch nicht in der Champions League, die nächste Saison wohl Thema sein wird: „Wir werden uns alle sehr freuen, wenn wir am Herbst auch unter der Woche spielen dürfen“, versicherte Leipzigs Sportchef Ralf Rangnick.

Sabitzers Trainer Ralph Hasenhüttl präsentierte sich nach zwei Tagen mit 38 Grad Fieber wieder in der Öffentlichkeit, wird die Mannschaft coachen, trainierte sie aber vorher wegen der Ansteckungsgefahr lieber nicht. Das übernahm in Abstimmung mit ihm Assistent Zsolt Löw, ein Rangnick-Vertrauter: „Jubelsprints werden sich bei mir diesmal nicht ausgehen, dazu bin ich nicht fit genug“, prophezeite Hasenhüttl, der  sich die Hongkong-Grippe selbst zuschrieb: „Zum Unterschied von den anderen Trainern hab´ich auf die Impfung vergessen.“ Vor dem Abschlusstraining wusste er, ausser dem gesperrten Forsberg auch den vergrippten Torjäger Werner vorgeben zu müssen. Aber das war noch nicht alles. Gestern stellt sich auch noch heraus, dass trotz aller Vorsichtsmassnahmen der Grippevirus noch zwei  Stammspieler erwischte: Sabitzer und Demme. Also werden den Leipzig-Fans in  Dortmund  die verschränkten Arme von Sabitzer abgehen. Könnte sein, dass die vier Ausfälle Leipzigs Winterkauf aus Salzburg, Upamecano, zum Bundesligadebüt verhelfen. Leipzig lief beim Sieg über Hoffenheim 115,3 Kilometer, Dortmund beim 1:1 in Mainz nur 110,1.

Ebenfalls in Dortmund: Österreichs Teamchef Marcel Koller, wie immer bei seinen „Spionagetrips“ top secret. Stefan Ilsanker wird wegen Sabitzers Ausfall der einzige aus Kollers Kader am Rasen sein. Freitag Abend sah er beim 1:0 (0:0) des  Hamburger SV  in einem spielerisch schwachen Kampfspiel gegen Leverkusen auch nur einen Österreicher. Sein Kapitän Julian Baumgartlinger spielte von Beginn bis zur Pause solid, ehe Leverkusens Trainer Roger Schmidt mit dem Austausch gegen Sturmtank Kiessling einmal mehr zeigte, kein großer Baumgartlinger-Fan zu sein. Weil Leverkusen  in den ersten 45 Minuten kein einziges Mal gefährlich in Hamburgs Strafraum kam, opferte er den Salzburger. Effekt: Gleich null. Leverkusen weit hinter den Erwartungen, Schmidt weiter umstritten. Zumal das Siegestor Hamburgs einer erzielte, der Leverkusen gehört, an Leipzig verliehen war, ehe er im Jänner nach Hamburg weiter gereicht wurde: Der griechische Innenverteidiger Papadopoulos. Michael Gregoritsch bedeutet für Österreichs nächstes Spiel in der WM-Qualifikation gegen Moldawien ein Fragezeichen: Vorderes Band im linken Sprunggelenk gerissen, auf unbestimmte Zeit ausser Gefecht. Bitter, da er  von Beginn an im Angriffszentrum der Hamburger gespielt hätte. Die Verletzung im Donnerstagtraining zog er sich zu, weil er beim Schiessen mit links in den Schuhbändern  des Spielers, der ihn attackierte, hängen blieb. Ungewöhnlich.

Die leichtere Aufgabe als Leipzig hat Samstag sicher Bayern daheim gegen das kriselnde Schalke. Ein Österreicher-Duell steht dabei bevor, könnte sogar ein direktes werden: David Alaba als linker Verteidiger gegen den ehemaligen Bayern-Amateur Alessandro Schöpf, Schalkes rechten Mittelfeldspieler. Letztes Frühjahr verlor der Tiroler mit Schalke in der Allianz-Arena 0:3. Das war sein erstes Spiel in München als Bayern-Gegner. Ob diesmal ein zweiter Österreicher den Schalke-Dress trägt,  ist nicht sicher: Guido Burgstaller konnte wegen muskulärer Probleme nicht voll trainieren.

Foto: Instagram.

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