Fußball

Leverkusens neuer Trainer Bosz ist für Dragovic riskant

Freitag beginnt in Leverkusen für Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic (Bild oben) ein neues Kapitel mit einem neuen Trainer. Eines, das das sehr spannend werden dürfte. Leverkusens Chefetage um den spanischen Geschäftsführer Fernando Carro de Prada, Sportvorstand Rudi Völler und Sportdirektor Simon Rolfes erwartet sich mit Peter Bosz glanzvolle Auftritte wie von Ajax Amsterdam unter seiner Regie im Frühjahr 2017 am Weg ins Europa League-Endspiel oder wie in seinen ersten sieben Spielen im Herbst 2017, als der 55jährige mit Borussia Dortmund die Bundesliga beherrschte. Bosz soll sein neues Team mitreißen, ein neues Feuer entfachen. Zum Champions League-Platz von RB Leipzig fehlen sieben Punkte.  Zwei Wochen Vorbereitung bleiben dafür Zeit, dann folgt mit dem Heimspiel gegen den Dritten Mönchengladbach gleich die Nagelprobe. Lverkusen verzichtet auf ein Trainingslager.

Die Skeptiker beim Trainerwechsel von Heiko Herrlich zu Bosz erinnern sich an die folgenden acht Partien vor einem Jahr ohne Sieg, in denen Dortmund 21 Tore kassierte. Als der Holländer nicht bereit war, seine risikofreudige Spielidee etwas zu modifizieren, folgte das Aus durch Dortmunds Boss Hans Joachim Watzke.  Kam für ihn Peter Stöger, der die Borussia von Platz acht noch auf Rang vier und in die Champions League brachte. Damit stellt sich die Frage: Wird das mit Bosz und Leverkusen, dem Ex-Klub von Österreichs Teamchef Franco Foda, passen? Das wird auch ihn interessieren, deshalb wird er bis März sicher bei dem einen oder anderen Leverkusen-Spiel vorbei schauen. Für Baumgartlinger wird es in dem Bosz-System wahrscheinlich einfacher als für Dragovic. Bosz braucht in seinem 4-3-3 im Mittelfeld aggressive Balleroberer, mit einem Aktionsradius von einem Strafraum bis zum anderen, in moderner Diktion Box-to-Box-Spieler. Baumgartlinger entspricht genau diesem Profil.

Anders sieht es beim Defensivpersonal aus, zu dem Dragovic zählt. Denn nach der Spielidee von Bosz soll das gesamte Team nach Ballverlust extrem weit nach vorne geschoben ins Gegenpressing gehen.  Das erfordert von den Abwehrspielerin, die nach der Bosz-Idealvorstellung fast auf Höhe der Mittellinie postiert sein müssten, viel, viel Mut, um Konter im Keim zu zerstören. Falls das schief geht, ist das 4-3-3 von Bosz mit bis zur 50 Metern Raum hinter der Viererkette extrem anfällig für das schnelle Umschalten des Gegners. Denn wenn nur einer zurückweicht statt vorne draufzugehen, gerät das System in Not. Dragovic, der lange brauchte, bis Bosz-Vorgänger Heiko Herrlich davon überzeugt war, dass er eigentlich Leverkusens sicherster Wert in der Abwehr ist, auf ihn mehr Verlass war als auf die verletzungsanfälligen Bender-Brüder Sven und Lars, kennt das bedingungslose Nach-vorne-Verteidigen noch aus der Leverkusener Zeit von Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt, der bis März 2017 darauf setzte. Damals fand sich Dragovic eigentlich nie wirklich richtig zurecht. Vielleicht auch, weil er die Saisonvorbereitung nach der Europameisterschaft 2016 verpasst hatte.

Jetzt ist er beim Bosz-Schnellkurs voll dabei. Wird damit alles anders oder es wieder für Dragovic riskant? Foda wird uns muss darauf hoffen, dass es bei der ersten Variante bleibt. Denn Österreich braucht ab März in der EM-Qualifikation den verlässlichen Dragovic. Egal, ob mit drei Innenverteidigern oder mit Viererabwehr. Denn wann Sebastian Prödl bei Watfords Trainer Javi Gracia wieder gefragt sein wird, kann im Moment keiner abschätzen. Prödl macht keine Anstalten, daraus die Konsequenzen zu ziehen. An Möglichkeiten zur Veränderung würde es nicht mangeln.

 

Foto: Instagram.

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