Fußball

Lieber Marko! Zeig´ bitte die Wahrheit am Platz!

Bisher sind Veranstalter Russland, Brasilien, der Iran, Japan, Mexiko, Südkorea, Saudi-Arabien und aus Europa noch Belgien, Deutschland (mit dem 3:1 in Belfast gegen Nordirland) sowie England (durch ein Tor von Harry Kane in letzter Minute zum 1:0 gegen Slowenien in Wembley) für die Weltmeisterschaft 2018 qualifiziert. Freitag Abend könnte Serbien mit seinem herausragenden Kapitän Nemanja Matic, dem neuen Mittelfeldstrategen von Manchester United, dazukommen, wenn  im Wiener Happel-Stadion vor mehr als 20.000 serbischen Fans unter  40.000 Zuschauern der zweite Sieg  in dieser Qualifikation über Österreich nach dem 3:2 von Belgrad gelingt. Dann sind die Serben erstmals seit der WM 2010 in Südafrika, bei der sie Deutschland 1:0 besiegten, wieder bei einem Großereignis dabei. Damals schafften sie  die Qualifikation ebenfalls in einer Gruppe mit Österreich. Kann dies jetzt Österreichs Team mit neuformierter Abwehr und Kreativabteilung bis Montag, bis Serbiens Heimspiel gegen Georgien,  hinauszögern?

Nur wenn sich die Spieler auch auf dem Rasen so ins Zeug legen wie seit  Mittwoch bei der verbalen Verteidigung von Teamchef Marcel Koller vor dem letzten Heimspiel seiner Ära und von Sportchef Willi Ruttensteiner, über dessen Zukunft Samstag vormittags im ÖFB-Präsidium gegenüber dem Stadion im Hotel Danube Hilton beraten wird. Die Situation, die Marc Janko, Marko Arnautovic und Kapitän Julian Baumgartlinger, der kluge Lösungen, klare und schnelle Entscheidungen statt Indiskretionen forderte, um nicht die Zukunft des Teams zu gefährden, kritisierten, entstand aber vor allem dadurch, dass sie von den letzten 18 Spielen nur vier gewannen. Zu wenig für eine Mannschaft mit den meisten Legionären in der rot-weiß-roten Erfolgsgescichte. Daher die Diskussionen um den von ihnen so geschätzten Koller. Und dass die Landesverbandchefs  wieder mehr Macht bekamen, sollten sie ÖFB-Präsident Leo Windtner vorwerfen, der sich darauf einließ, um im Juni seine Wiederwahl in Zell/See zu sichern.

Arnautovic kann man nicht widersprechen, wenn er behauptet, die Spieler müßten eigentlich den Druck bekommen. Den hätten  sie sich eigentlich auch selbst auferlegen müssen, wenn es um die Chance geht, erstmals zu einer Weltmeisterschaft zu fahren. Diese leichtfertig verschenkten. Heute könnten sie die Wahrheit nochmals am Platz zeigen. Dass Koller auch 2016 und 2017 gute Arbeit leistete, es nur unglücklich lief, wie der England-Legionär weismachen will. Er könnte mit gutem Beispiel vorangehen. Indem er das Match gegen die Serben nicht als  Privatduell mit den serbischen Topstars aus England wie Matic, Southampton-Stürmer Dusan Tadic oder Newcastle-Torjäger Aleksandr Mitrovic verkommen zu lassen. Diese Gefahr besteht durchaus: Bei Arnautovic sind wegen der serbischen Wurzeln durch seinen Vater sicher  einige Emotionen im Spiel. Es gab ja Zeiten, in denen er für Österreich in Schuhen spielte, auf denen sowohl die rot-weiß.rote Fahne als auch die serbische zu sehen war.  Die Initiative dazu ging von ihm aus, er bestellte diese Schuhe eigens. Arnautovic spielte als einziger der Startelf für Freitag auch beim letzten Duell gegen die Serben in Wien – das war vor  neun Jahren in der Ära von Karel Brückner. Damals führten die Serben bei ihrem 3:1-Sieg schon nach 24 Minuten 3:0, kam Arnautovic in der zweiten Hälfte zu seinem zweiten Länderspiel.

Bei Aleksandar Dragovic gibt´s diese Wurzeln auch, aber die Emotionen  halten sich beim Innenverteidiger in  vertretbaren Grenzen. Auf den neuen Leicester-Legionär wird es aber ankommen: Der Schlüssel zum versöhnlichen Abschied von Koller gegen Serbiens Legionärstruppe liegt darin, ob die Abwehr mit den Neulingen Philipp Lienhart und Max Wöber  das Premier League-Duo Mitrovic und Tadic besser in den Griff bekommt als vor einem Jahr in Belgrad, als beide für alle drei Tore sorgten. Serbiens Teamchef Slavoljub Muslin setzt nach acht Spielen ohne Niederlage logischerweise weiter auf viel  Erfahrung. Branislav Ivanovic, im Sommer von Chelsea zu Zenit St. Petersburg gewechselt, war als einziger auch schon 2008 beim Sieg im Happel-Stadion dabei. Eckpfeiler sind auch Aleksandr Kolarov von AS Roma oder Scalkes Innenverteidiger Matija Nastasic, der seinen sonstigen Mitspieler Guido Burgstaller bekämpfen muss.

Das Ergebnis wird sicher auch die Stimmung am Samstag im ÖFB-Präsidium beeifnlussen, in dem Ruttensteiner das Konzept, wie die Talfahrt des Teams gestoppt werden soll  mit einem Anforderungsprofil für den Koller-Nachfolgers vorlegen wird. Ein Knalleffekt, wie manche  jetzt behaupten, ist U19-Teamchef Peter Schöttel als Alternative mancher Landespräsidenten zu Ruttensteiner aber nicht. Ohne Eigenlob betreiben zu wollen: Es stand auf diesem Blog bereits am 21. September.

 

 

Meist gelesen

Nach oben