Fußball

Lienhart reift bei Freiburgs Kulttrainer Streich: „Er weiß, was jeder braucht!“

Jahr für Jahr schwärmt Fußball-Deutschland von Freiburg-Trainer Christian Streich. Obwohl seine größten Titel nur  A-Jugend-Meister, A-Jugend-Pokalsieger und Zweitligameister sind. Aber viel mehr zählt bei dem 54jährigen, was er Saison für Saison aus vergleichbar geringen Mitteln, aus einem der kleinsten Spielertetats der deutschen Bundesliga, das sind geschätzte 30 Millionen Euro, macht. Derzeit ist es besonders viel, mehr als erwartet: Platz drei hinter Bayern München und RB Leipzig nach sechs Runden, nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer. Und mittendrin bei der größten Überraschung ist ein Österreicher, der bisher in jeder Partie durchspielte: Philipp Lienhart, der herausragende Kapitän der U21 bei der  Europameisterschaft in Italien. Der Höhenflug löst bei ihm jedoch keine Hochstimmung aus. Große Töne wird man von dem zurückhaltenden Niederösterreicher (Bild oben) ohnehin nie hören: „Wichtig ist der respektable Abstand zum Tabellenende.“

Es gibt durchaus Gründe, warum es für Freiburg bisher so gut wie noch nie zum Start klappte. Keinen Leistungsträger im Sommer verloren, damit ein breiterer Kader mit 29 Spielern, mehr Qualität im Training, mehr interne Konkurrenz.  Zuletzt kam mit Luca Waldschmidt der Torschützenkönig der U 21-Europameisterschaft, der auch beim 1:1 gegen Österreich in Udine getroffen hatte, von der Bank: „So etwas hätte sich bis vor kurzem niemand denken können“, meinte Lienhart. Und dann sorgte dieser Waldschmidt nur neun Minuten nach der Einwechslung für den Sieg letzten Sonntag in Düsseldorf. Ebenfalls Joker war Vicenzo Grifo, der inzwischen von Hoffenheim fix erworbene Italiener, der als Lieblingsschüler von Streich gilt: „Wenn wir nur ein Prozent weniger miteinander machen, dann kommen wir in Schwierigkeiten. Das ist bei uns jedem bewusst“, behauptete Lienhart, der „Mister Zuverlässig“ im Abwehrzentrum. Der noch etwas als wichtigen Aspekt sieht: „Ob auswärts oder daheim macht bei unserem Spielstil keinen großen Unterschied!“

Die interne Stimmung passt bei dem Außenseiter. Der Zusammenhalt ist groß, keine Intrigen, keiner muckt auf. Weil jeder weiß: Ein anderer Trainer als Streich wird nicht kommen: „Unsere jungen Spieler reifen, das ist wichtig“, sagte Streich zuletzt. Zu denen gehört auch Lienhart. Samstag nachmittag kommt mit Borussia Dortmund der bisher beste, stärkste, prominenteste Gegner dieser Saison nach Freiburg. Der allerdings bisher schon sieben Punkte liegen ließ. Seit 16 Duellen ist der Titelanwärter gegen Freiburg unbesiegt,  hat sieben der letzten acht Duelle im Schwarzwald-Stadion gewonnen. Dennoch will Lienhart nicht vom bisher schwersten Spiel gegen Topstars wie Marco Reus oder Jaden Sancho sprechen: „Für uns ist doch jeder Gegner schwer, uns fällt gar nichts leicht. Das sah man auch in Paderborn oder gegen Augsburg.“ Die einzige Niederlage gab es bisher daheim gegen  den Vorletzten 1.FC Köln, auf den Freiburg derzeit zehn Punkte Vorsprung hat.  Wenn´s dabei bleibt, dass diese Saison der Abstiegskampf erspart bleibt, dann wären schon alle zufrieden. Auch Lienhart, der Streich Erfolgsstil simpel beschreibt: „Er weiß genau, was jeder Spieler gerade braucht.“ Ob Lob oder Kritik. Was das bei ihm ist, verriet er aber nicht, behauptet nur vielsagend: „Mal so, mal so!“

Ein heißes Österreicher-Duell wird es Samstag in Leverkusen geben, wenn  der Zweite RB Leipzig mit Marcel Sabitzer und Konrad Laimer beim Sechsten Leverkusen gastiert. Beide haben ebenso wie Freiburg nur einen Punkt weniger als Bayern, verloren in der Champions League,  ohne ein Tor zu treffen. Teamkapitän Julian Baumgartlinger wird beginnen. Zu Aleksandar Dragovic sagte Trainer Peter Bosz vor dem 0:3 bei Juventus Turin, als er ihm mitteilte, dass er nicht zur Startelf gehört: „Deshalb hab ich Bauchweh, du bist auf Augenhöhe mit den anderen“. Nach den gezeigten Abwehrschwächen musste Bosz nach dem Match eigentlich unter Durchfall gelitten haben und Dragovic Samstag spielen.

 

Foto: @philipp_lienhart.

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