In abgeschwächter Form wird sich das Szenario des Gipfels der deutschen Bundesliga in abgeschwächter Form auch in Österreich wiederholen. Mittwoch wollen die zwölf Bundesligaklubs und die 16 der zweiten Liga in einer Telefonkonferenz abklären, wie es weiter gehen soll. In Deutschland sprach nach der Tagung im Frankfurter Flughafenhotel Ligachef Christian Seifert Klartext: Geisterspiele sind in naher Zukunft die einzige Überlebenschance für den deutschen Fußball. Er forderte die 18 Vereine auf, offen zu legen, wie lange sie ohne Einnahmen auskommen könnten. Und stellte fest, ohne Geisterspiele würde es höchstwahrscheinlich nicht mehr 20 Profiklubs geben, wenn man den normalen Betrieb wieder aufnehmen könnte. Und es gehe nicht nur um die Vereine, sondern auch um 56.000 Arbeitsplätze in Zusammenhang mit der Bundesliga. In der Dienstag ein zweiter Klub nach Paderborn in Quarantäne musste: Hertha BSC Berlin.
Stunden später hörte man Montag Abend von Ligavorstand Christian Ebenbauer in Servus TV ähnliche Töne wie von Seifert in Sachen Geisterspiele. Er sah nur zwei Alternativen: Nach Ostern unter Ausschluss der Öffentlichkeit weitermachen, was auch in Österreich die einzige Überlebenschance für den Spitzenfußball zu sein scheint, um wenigstens die TV-und Sponsoreinnahmen für die letzten zehn Runden nicht ganz zu verlieren, oder die Saison nach dem Grunddurchgang, sprich 22 Runden beenden. Um so viele Arbeitsplätze wie in Deutschland kann es beim kleinen Nachbarn im Osten nicht gehen, aber in Österreich werden es auch sicher über tausend sein. Ein Politiker in Österreich wird sich auch noch finden, der die Fußballer auffordert, auf die Gehaltszahlungen vorerst zu versichern, um die Zukunft ihrer Klubs nicht zu gefährden. Getan hat dies in Deutschland bereits Montag Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und meinte die Stars von Meister Bayern München, damit auch David Alaba.
In Österreich wird die schwierigste Frage für Ebenbauer sein, die Klubs so weit zu bringen, dass sie doch mehr an das gemeinsame Ganze denken und nicht nur an Eigeninteressen. Wie bereits der Letzte St. Pölten verlauten ließ, man könne sich nur vorstellen, dass der Abstieg in dieser Saison ausgesetzt wird. Wohltuend, dass vom LASK noch keine Töne mit der Forderungen nach dem Meistertitel kamen. Eine Auswirkung durch Corona für die nächste Saison, wann immer sie auch beginnen wird, muss und wird es auch geben: Die strengen Kriterien für die Erteilung der Bundesliga-Lizenz können unmöglich gehalten werden. Zwar mussten die Klubs die Unterlagen für die neue Lizenz bereits abgeben. Darin enthalten sind Prognosen über mögliche einnahmen. Die können als Konsequenz vom Chaos durch Corona unmöglichst eingehalten werden. Aber dass der für die Lizenzierung zuständige Senat fünf unter seinem neuen Chef Raphael Landthaler (Bild oben) deshalb den Klub Auflagen erteilt, etwa zusätzliche Bankgarantien einfordert, ist einfach undenkbar. Die neue Lizenz wird wohl durchgewunken werden. Sicher zum Vorteil einiger Klubs.