Fußball

Manuel Prietl oder ein Steirer mit Arminia Bielefeld auf Bundesligakurs

Er ist einer von Österreichs Legionären in Deutschland, von dem man nur selten etwas liest oder es ine Wortmeldung gibt. Obwohl er sich derzeit mitten in einem sportlichen Höhenflug befindet. Der 28jährige Steirer Manuel Prietl (Bild oben), geboren in Deutschlandsberg, führt überraschend  mit Arminia Bielefeld die zweite Liga an. Vor Topklubs wie dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart, auf den die Ostwestfalen fünf Punkte Vorsprung nach 13 Runden haben. Auf die „Österreicher-Hochburg“, den mit Aufstiegsambitionen gestarteten 1.FC Nürnberg sind es sogar 14. Vor drei Jahren übersiedelte Prietl nach vier Saisonen bei Mattersburg samt drei Spielen in Österreichs U 21 zu Bielefeld. Inzwischen sind es 120 Pflichtpiele im zentralen, defensiven Mittelfeld bei dem Traditionsklub geworden, der 17 Jahre in der Bundesliga spielte, zuletzt von 2004 bis 2009, 2015 aus der dritten Liga  zurück in die zweite kam. Drei Tore erzielte Prietl, zwei bei den zwölf Einsätzen in der laufenden Sensation. Doch Prietl bleibt bei leisen Tönen. Sowohl was seien Person betrifft als auch Bielefelds Perspektiven: „Wir wissen das alles schon richtig einzuordnen. Hamburg und Stuttgart sind von ihren Möglichkeiten schon andere Kaliber!“ Aber mit einem Auge in Richtung Aufstieg zu schielen, dafür sorgte schon die starke Rückrunde der abgelaufenen Saison,. Da war die Arminia mit 31 Punkten aus 16 Spielen das beste Team der zweiten Liga, ist es auch noch immer in diesem Jahr. Die 59 Punkte aus 29 Spielen kommen nicht von ungefähr, sagt Prietl.

Er fühlt sich wohl in Bielefeld, der Vertrag läuft bis 2021. Seine Tochter ist dort geboren, es gibt keinerlei Tendenz, seinen Berater Thomas Böhm zu bitten, den Markt für ihn zu sondieren. Die Arminia steht für Teamgeist. Er bezeichnet die Mannschaft als eingeschworenen Haufen, in dem jeder für jeden kämpft. Das klingt zwar altmodisch, bleibt aber zugleich immer modern. Der Stamm blieb nach der vergangenen Saison bis auf Kapitän Julian Börner, der nach England zu Sheffield Wednesday, dem Verein des Ex-Rapidlers Atdhe Nuhiu, in der zweiten Liga, wechselte, zusammen, Da scheint sich auszuzahlen, 49 Punkte holte Bielefeld in der letzten Saison in 34 Spielen,  28 sind es jetzt nach 13. Spricht für eine Steigerung einer Mannschaft,die auch je einen Teamspieler von den Färöer-Inseln und dem afrikanischen Benin hat, Der Höhenflug hängt auch mit einem Namen zusammen. Er begann, seit der 60 jährige Uwe Neuhaus im Dezember 2018 Trainer wurde. Der hat  von den vorherigen Stationen von Dynamo Dresden und Union Berlin genug Zweitligaerfahrung, weiß auch aus Dresden, wie man mit Österreichern umgeht. Da zählten die „Zaubermaus“ Sascha Horvath und der Ex-Rieder Patrick Möschl zu seinen Schützlingen.

Prietl, der als pflegeleicht gilt,  erlebte in Bielefeld auch kritische Zeiten, 2017 drohte die Insolvenz, die am Ende das Bündnis Ostwestfalen, ein Zusammenschluss mehrerer Sponsoren verhinderte. Vor zwei Saisonen, spielte er mit einem Landsmann zusammen, wurde mit ihm Vierter. Mit Konstantin Kerschbaumer, der sein bester Freund und Zimmerkollege war. Der zählt jetzt mit Heidenheim zu den Aufstiegskonkurrenten von Bielefeld. Prietls nächste Aufgabe: Samstag das Heimspiel gegen Sandhausen. In dem Österreicher-Duell dürfte auf der 26.500 Zuschauer fassenden „Alm“, wie die Schüco-Arena früher hieß, nichts passieren. Österreicher-Duell deshalb, weil bei Sandhausen der 26 jährige Niederösterreicher Martin Fraisl im Tor steht, bisher eine der Konstanten der 13 Runden. Letzte Saison war er nach zwei Jahren als Nummer eins des Floridsdorfer AC beim FC Botosani der beste Keeper der rumänischen Liga. In Sandhausen lobt ihn der Co-Trainer für seine positive Ausstrahlung. Das ist Landmann Stefan Kulovits, einer der Lieblinge der Rapid-Westtribüne.

Zurück zu Prietl: Mit Teamchef Franco Foda gab es nie einen Kontakt. Kein Anruf, aber Prietl ist ehrlich genug, um zuzugeben, dass er auch keinen erwartete: „Auf meiner Position gibt es genug Alternativen, die sich bewährten. Da braucht man nicht etwas Neues versuchen.“ Also keine Träume von der Europameisterschaft, nur vom Aufsieg in die Bundesliga. Die er mit zwei Ex-Salzburgern und einem Ex-Rapidler teilt. Die Ex-Salzburger sind der 27 jährige Routinier Reinhold Yabo, der vor zehn Jahren mit Deutschland U 17-Europameister war, und Stürmer Nils Quaschner, der Ex-Rapidler Brian Behrendt, der nach seinem Kreuzbandriss  mitten in der Reha steht: „Er ist unser Chef in der Defensive. Mit Teamwork konnten wir seinen Ausfall verkraften“, behauptete Prietl. Die Fans honorieren das. Der Zuschauerschnitt nach sechs Heimspielen liegt bei 21.000.  Solche Kulissen war er früher im Pappel-Stadion nie gewohnt.

 

 

 

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