Fußball

Marcel Koller will weiter machen: Schon in Gmunden müssen klare Fronten her

Einen Tag, bevor das  ÖFB-Präsidium  erstmals im Hotel Traunersee in Gmunden zur Teamcheffrage sicher unter großer Medienaufmerksamkeit tagt, kam nochmals der Beweis, wie sehr es in den letzten 15 Monaten abwärts ging: Absturz von Platz zehn der FIFA-Weltrangliste für Nationalmannschaften auf aktuell Rang 57. So schlecht, nicht unter den Top 50, lag Österreich zuletzt vor vier Jahren. Man kann zwar über die Kriterien zur Weltrangliste durchaus geteilter Meinung  sein, aber bei dieser Talfahrt gibt es nichts mehr schön zu reden. Da fehlen eigentlich die  Argumente, nach dem  zum zweiten Mal verpassten WM-Ticket in Kollers Ära noch über eine Vertragsverlängerung nachzudenken. Bei einem Österreicher würde man gar nicht mehr darüber diskutieren.

Trotz des strengen Stillschweigen, das verordnet wurde,sickerte bereits durch, dass Koller nicht von sich aus zurücktreten wird. Das hat er bei ÖFB-Präsident Leo Windtner bereits deponiert.  Bedeutete: Er will auch bei den letzten zwei Quaifikationsspielen gegen Tabellenführer Serbien und in Chisinau gegen Moldawien auf der Bank sitzen, sein Werk zu Ende bringen, kann sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen. Es wäre verwunderlich gewesen, hätte  der Schweizer etwas anderes gesagt. Dass er aktuell kein anderes Angebot hat, gab  er vor drei Wochen selbst zu. Und mit dem sofortigen Rückzug auf  Geld zu verzichten, kann auch keiner von ihm verlangen. Also liegt der Ball jetzt beim Präsidium, in dem Windtner, die neun Landesverbandspräsidenten sowie von der Bundesliga Präsident Hans Rinner und die zwei Vize, Markus Kraetschmer von der Austria sowie Erwin Fuchs, der Boss von Kapfenberg, stimmberechtigt sind. Eigentlich müssten schon Freitag in Gmunden schon klare Fronten her, aber da darf man Zweifel haben, dass es dazu kommen wird.

Es gab bisher drei Wortmeldungen. Es begann mit Vorarlbergs Präsident Horst Lumper, der für Koller keine große Zukunft mehr sah, sich Rekordteamspieler Andreas Herzog als Nachfolger vorstellen konnte. Dann meinte Salzburg Boss Herbert Hübel,  von dem Windtner bei seiner Wiederwahl im Juni die einzige Gegenstimme bekam, allerdings nicht wegen der Teamcheffrage, man sollte runter vom Gas, in Ruhe überlegen, wer ab 2018 die  Nationalmannschaft wieder in eine bessere Zukunft führen könnte. Denn an der Einteilung in die zweite Gruppe der im Herbst 2018 ausgespielten Nations League  könnten die drei ausstehenden Partien dieses Jahres nichts mehr ändern. Danach sah auch Oberösterreichs Chef, Gerhard Götschhofer, wenig Sinn, mit Koller weiterzumachen. Bei Lumper konnte man sich vorstellen, dass sein Vorstoss samt dem „Versuchsballon“ Herzog mit Windtner abgestimmt war. Bei Götschhofer ist es wohl in Stein gemeisselt, dass er nichts sagt, was nicht im Sinn seines engeren Landmannes Windtner ist.

Die ersten Windtner-Interviews nach der 0:1-Niederlage in Cardiff befeuerten eher die Diskussionen um Koller.  Also kann man annehmen,dass auch der Präsident für einen neuen Teamchef ist, nur dies aus Respekt und Verbundenheit mit dem Schweizer wegen der grandiosen Qualifikation für die EURO 2016 zumindest bisher nicht offen sagen wollte, sondern offenbar plant, sich hinter dem Präsidium „zu verstecken“. Alleingänge von ihm und Sportchef Willi Ruttensteiner gibt es nicht mehr. Es werden sicher „Landesfürsten“ aufstehen, die mit Windtners und Ruttensteiners in Gmunden vorgelegten Plänen nicht einverstanden sein, andere Vorstellungen einbringen werden. Für eine österreichische Lösung plädieren. So könnte man sich auch durchaus vorstellen, dass die Sinnhaftigkeit des geplanten November-Trainingslagers ohne Qualifikation für das Play-off zur Diskussion  gestellt wird.

Die Alternativen zu Koller aufzuzeigen, liegt in den Aufgaben von Sportchef Ruttensteiner. Vielleicht  aus Deutschland, vielleicht  Armin Veh, vor zehn Jahren VfB Stuttgarts letzter Meistertrainer. Er wäre sofort verfügbar. Ruttensteiner hielt sich seit den Enttäuschungen gegen Wales und Georgien jedenfalls medial auffällig zurück. Am öftesten wurden außer Herzog U21-Teamchef Werner Gregoritsch und Franco Foda (Bild oben) genannt. Der war vor sechs Jahren der Gegenkandidat zu Koller, als Windtner unbedingt einen Teamchef aus dem Ausland  haben wollte, den er ja bereits von seinem Vorgänger Friedrich Stickler  öfters gefordert hatte. Foda soll in seinem Vertrag mit Taellenführer Sturm Graz eine Ausstiegsklausel haben. Ob die nur für Deutschland gilt oder auch für den Job als Österreichs Teamche, bleibt die große Frage. Die Sturms Sportchef Günter Kreissl nicht beantwortete: „Ich habe mit Franco Foda vereinbart, Vertragsinhalte nicht zu verraten und halte mich eisern daran.“

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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