Fußball

Mattersburg war nur ein Zwischenhoch: Austria ist zu schwach!

Die Hoffnungen auf bessere Austria-Zeiten, hervorgerufen durch das 5:1 mit Sonntag in Mattersburg, dauerte nur vier Tage. Es folgte eine kräftige Watschen auf Zypern. Beim Kantersieg im Burgenland half offenbar ein desolater Gegner. Das wahre violette Gesicht zeigte das 1:3 (1:1) bei Apoel Limassol auf. Zwei Niederlagen gegen eine biedere Mannschaft, keine Chance auf den Sprung ins Play-off zur Europa League, sondern mit 2:5 sang-und klanglos ausgeschieden. Bezeichnend, dass Apoel Limassol in der vorigen Runde der Qualifikation mit den Shamrock Rovers aus Irland mehr Probleme hatte, in Dublin verlor, daheim erst nach Verlängerung weiter kam. So fordern konnte die Austria Apoel eigentlich nie. Und das ist sehr bedenklich. Den neuen Trainer Christian Ilzer für dieses Desaster verantwortlich zu machen, wäre der komplett falsche Ansatz. Mit dieser Mannschaft könnten nicht einmal Trainergurus wie Pep Guardiola oder Jürgen Klopp etwas bewegen. Das geht auf das Konto derjenigen, die diesen Kader zusammen stellten. Ilzer war das höchstens am Rande, Peter Stöger schon gar nicht. Fraglich, ob der neue Sportvorstand in den zwei Wochen bis zum Ende der Transferzeit noch etwas reparieren kann. Es gibt ja keine Europacupeinnahmen.

Nach Mattersburg  nahmen einige den Mund zu voll, wie sich im Neo GP-Stadion vor den Toren von Nikosia herausstellte. Vom neuen Traumduo mit Christoph Monschein und Dominik Fitz war kaum etwas zu sehen. Beide wurden ausgetauscht. Dabei begann noch alles nach Plan: Gegen Apoels Multi Kulti-Truppe mit nur einem Zyprioten, zwei Legionären aus Spanien, je einem aus der Schweiz, Ungarn, Serbien, Portugal, Argentinien, Griechenland und Togo fehlte nach zwei Minuten bei einem Volley von Kapitän Alexander Grünwald wenig zur Führung, die nach 18 Minuten gelang. Bei Grünwalds Freistoß sah der Schweizer Keeper Joel Mall schlecht aus, Innenverteidiger Maudo Jarjue (Bild oben) traf per Kopf. Danach versäumte Austria nachzusetzen. Chancen, Apoel auszukontern, hätte es genug geben. Aber immer fehlte etwas. Entweder die numerische Überlegenheit, weil zu wenige Austrianer mitgelaufen waren, oder der entscheide Pass misslang.  Zum Überdruss pfiff der polnische Referee Pawel Gil einen Elfmeter, weil er ein Foul von Jarjue an dem Griechen Giannis Gianniotas gesehen haben wollte, das keines war. Jarjue im Pech, weil er beim 1:2 in Wien einen Handselfer verschuldet hatte.

Aber selbst der falsche Elferpfiff zum Ausgleich knapp vor der Pause darf  keine Ausrede sein. Die Austria hätte auf jeden Fall zwei Tore erzielen müssen, um weiter zu kommen. Ein 1:0 wäre zu wenig gewesen.  Aber es passierte nicht zum ersten Mal, dass die Austria nach der Pause nicht mehr zusetzen konnte, sondern schwächer wurde. Wie in Wien gegen die Zyprer. Auch wenn sie von den letzten 20 Heimspielen im Europacup 13 gewannen, nur zwei verloren, eine starke Mannschaft ist das wirklich nicht. Der Austria fehlte von allem etwas, wie auch die violette Ikone Herbert Prohaska im ORF-Studio am Küniglberg feststellte. Zu wenig Laufarbeit, zu wenig Kompaktheit in der Defensive, zu wenig Leidenschaft, das summiert sich zu einer peinlichen Pleite. Das fehlende Spielglück kam noch dazu. Wie beim 2:1 von Apoel, als der unroutinierte Innenverteidiger Johannes Handl bei seinem Europacupdebüt nach 55 Minuten einen Pass von Diego Aguirre ins eigene Tor abfälschte. Eigentlich hätte Handl den Spanier früher attackieren müssen. Zwölf Minuten später war die Austria mit dem 1:3 durch Gianniotas endgültig k.o.

Sicher musste man sich auch fragen, ob nach Mattersburg die fünf Umstellungen mit dem ersten Saisoneinsatz von Max Sax, die Systemänderung auf 3-4-3 die richtigen Maßnahmen waren, warum Ilzer bei 1:2 mit James Jeggo noch einen Defensivspieler einwechselte, obwohl die Austria doch noch zwei Tore gebraucht hätte. Aber das sind Details, die keinen entscheidenden Charakter hatten. Die bittere Wahrheit: Austria hat zu wenig Qualität, ist zu schwach.  Fußball-Wien ist in der Gruppenphase  beider Bewerbe nur Zuschauer. Letzte Saison war Rapid noch ins Sechzehntelfinale der Europa League vorgedrungen, heuer ist für Grün-Weiß und zum zweiten Mal hintereinander für Violett Pause.  Eine schlimme Blamage für die Wiener Fußballszene, eine Schande, wenn sich der Europacup mit österreichischer Beteiligung im Herbst nur bei Red Bull Salzburg, dem LASK und Wolfsberg  abspielen wird.

Eigentlich verwunderlich, dass jemand der Austria-Pleite etwas positives abgewinnen konnte. Das war die Agentur m&m deportivo von Philipp Mirtl, dem Sohn des ehemaligen legendärem Austria-Salzburg-Sekretärs. Die war stolz auf den ersten internationalen Einsatz ihrer Entdeckung, des an Austria vermittelten gebürtigen Salzburgers Benedikt Pichler. Sollte sich der 22jährige Offensivspieler auch mit dem nötigen Abstand wirklich gerne an seine ersten 22 Minuten im Europacup erinnern, dann hätte er den Beruf verfehlt. Es wäre eher nachzuvollziehen,wenn einer mit dieser Pleite nicht in Zusammenhang gebracht werden will.

Foto: FK Austria.

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