Die neue Aufteilung der  TV-Gelder, bei der mehr als bisher die sportliche Leistung und  Zuschauerzahlen zählen werden, hat die Bundesliga zwar bereits beschlossen. Aber ob es mehr als die derzeitigen 23 Millionen Euro pro Jahr werden, das muss sich erst zeigen. Noch vor dem Sommer werden die TV-Rechte für drei bis fünf Jahre ab der Saison 2018/19 ausgeschrieben. Beim Poker um mehr Geld bedient sich die Liga so wie bisher wieder Gottes Hilfe: Das ist der Medienexperte Michael Gott von den Profile Promotions, der sich in der Szene genau auskennt.  Beim Blick über die Grenzen kann Ligavorstand Christian Ebenbauer nur neidisch werden: Englands Premier League war Sky 4,9 Milliarden Euro für  drei Saisonen wert. Rupert Murdochs Pay-TV-Riese hat dort aber eine ernste Konkurrenz, den Telekomriesen BT, der ihn bei der Champions League überbot, sich erst im März für drei weitere Jahre die Rechte sicherte. Für 1,2 Milliarden sogar exklusiv, ohne sie wie bisher mit dem öffentlich rechtlichen Sender ITV teilen zu müssen.

Auch in anderen Länden stiegen die Preise. Angefangen in Skandinavien. Die belgische Liga fuhr gut damit, die Rechte an eine Vermarktunsgagentur zu verkaufen, legte auf fast 70 Millionen zu.  In Israel sorgte der Einstieg des US-Konzerns Discovery für eine Steigerung um mehr als 200 Prozent. In Holland startete die Eredivisie mit dem Tv-Produktionsunternehme Endemol und einem Kredit der Royal Bank of Scotland einen eigenen TV-Sender. Die Unterlagen zu diesem interessanten Modell besorgte noch Ebenbauers Vorgänger Georg Pangl, seitdem liegen sie im Schreibtisch.  Ebenbauer beschäftigt sich auch mit dem Thema. Aber  ist eine eigene TV-Plattform der Bundesliga ein realistisches?

In der Schweiz konnte sich die Liga von 14 auf 30 Millionen Euro steigern. Dank des Pay-Anbieters Swisscom. In Österreich bekommen die Klubs derzeit 15 Prozent ihrer Einnahmen aus den Medienrechten, zehn mehr wären schon ein Idealfall. Derzeit geht es bei den Gesprächen darum, welche Pakete ausgeschrieben werden. Das soll in klassischer Form wie bisher passieren: Weiter ein Livespiel pro Woche im Free-TV? Oder  verkauft man die Liga ganz ins Pay-TV? Welche Pay-Sender ausser wie bisher Sky könnten die Rechte interessieren? Welche Free-TV-Sender  könnten mit dem ORF mitbieten? Das sind alles Details, an denen Ebenbauer und Gott ebenso tüfteln wie sie den Aufsichtsrat um Präsident Hans Rinner und den Vizepräsidenten Markus Kraetschmer, Volker Viechtbauer, Michael Krammer und Stefan Reiter beschäftigen.

Können Free-TV-Sender mitbieten? Nach dem ATV-Verkauf an ProSiebenSat1Puls4 hält sich bezüglich der neuen Konstellation die Hoffnung in Grenzen. Dort geht es einmal vorrangig um die ATV-Sanierung. Zudem wurden aus zwei möglichen Anbietern nur einer. Bei Servus-TV steht Fussball weiter nicht auf der Prioritätenliste. Ausser Didi Mateschitz ändert noch seine Meinung. Der Ärger, wie er bei der vorletzten Vergabe „ausgebremst“ wurde, soll sieben Jahre später immer noch nicht ganz verraucht sein. Der ORF wird die neue Ausschreibung zwar sicher prüfen, aber am Küniglberg kann man rechnen: Durch das neue Modell mit Zwölferliga und Play-Off  gibt es vier Runden weniger als bei der Zehnerliga.  Mehr Geld für weniger  Spiele, ob es das geben wird? Ob die Liga wirklich durch die Reform attraktiver wird, kann keiner sagen.  Für Ebenbauer  ist ein Livespiel pro Runde im Free-TV kein muss, aber er weiß, dass es ein  Thema bei den Vereinen wegen der Sponsoreinnahmen ist. Ohne dieses Livespiel würden die Paysender mehr für Exklusivrechte zahlen – das ist weltweit so.

Aber wer könnte am österreichischen Markt Sky Konkurrenz machen? Da heißt die einzige wahre Hoffnung DAZN. Sprich „da söen“, die Zone, eine Online-Plattform des globalen Sportmedien-Unternehmens Perform-Group, das seinen Sitz in Feltham bei London hat, mehrheitlich in amerikanischen Besitz steht. DAZN sorgt jährlich für 8000 Live-Übertragungen auf allen webfähigen Geräten.  Die ganze US-Sportszene ist bei DAZN zu Hause, ebenso europäische Spitzenligen: Premier League aus England, La Liga aus Spanien,  Italien, Frankreich. Das bekommt man alles für 9,90 Euro pro Monat. Kann da die sportlich nicht so wertvolle österreichische Liga interessant sein?

Aus DAZN-Kreisen verlautet, sobald die Angebote auf dem Tisch liegen, werde man sich mit ihnen beschäftigen, sie genau prüfen.  Aber vorerst verfolgt DAZN ein wichtigeres Ziel: Den Durchbruch auf dem viel, viel größeren deutschen Markt zu schaffen. Dazu kämpft man gegen Sky um die Plattform der Champions League. Die Angebote mussten bis 3. April abgegeben werden, da geht es um Summen zwischen 150 und 200 Millionen pro Jahr. Da könnte man ja Österreichs Bundesliga als Draufgabe fast aus der Portokassa  bezahlen.

 

 

 

 

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