Hätte man es nicht selbst gesehen, man könnte es  nicht glauben. Einen der Treppenwitze in der ORF-Geschichte. Nämlich, dass er seine Seher  in der Nacht auf Mittwoch eine Viertelstunde nach Mitternacht auf ORF 1 kürzer über den Champions League-Klassiker Real Madrid-Bayern München informierte als über das 0:2 von FAC gegen Wattens. Der  Bericht über den Zweitligakick in Floridsdorf dauerte länger als der über Weltklasse aus dem Bernabeu-Stadion. Von dort  gab´s auch nach den dramatischen 120 Minuten und dem 4:2 von Real  keine Trainerinterviews  von Zinedine Zidane oder Carlo Ancelotti zu sehen, aus Floridsdorf von  Verlierer Franz Maresch und Sieger Thomas Silberberger hingegen schon. Unglaublich. Der ORF wird das sicher mit der Rechtesituation begründen, aber das ist für die Konsumenten eigentlich unbefriedigend. Hätten die ORF-Macher sich halt ein besseres Rechtepaket sichern sollen. Könnte man auch als Sparen am faschen Platz bezeichnen.

Bayerns Ende beim Titelverteidiger im Bernabeu-Stadion, ein Drama. „Verfluchter Ronaldo“, titelte „Bild“. Portugals Europameister sorgte mit seinem insgesamt fünf Treffern in München und Madrid dafür, dass Bayern erstmals seit sechs Jahren nicht im Semifinale steht, zum vierten Mal hintereinander an spanischen Klubs gescheitert ist. Kein Wunder, dass Cristiano Ronaldo  in dieser Saison mit seinen Gesamteinnahmen die 80 Millionen-Schallmauer durchbricht, erstmals seinen ewigen Rivalen im Barcelona-Dress, Lionel Messi, übertrifft. Die Hälfte seiner 87,5 Millionen Euro macht Ronaldo  übrigens mit Werbung. Messi kommt „nur“ auf 76,5 Millionen. Der beste Bayern-Verdiener steht in der Rangliste der Topkassierer im Fußball  auf Platz acht. Weltmeister Thomas Müller mit 23,5 Millionen.  So viel kassieren auch Toni Kroos von Real Madrid und Barcelonas Urgestein Andres Iniesta.

Bei Bayern regierte in Madrid der Frust: „Die Mannschaft liegt in der Kabine in Trümmern“ berichtete Vorstandschef Karlheinz Rummenigge über die Stimmung. Sie warfen alles rein, was sie hatten, aber es war zu wenig. Bestes Beispiel dafür: Die von Trainer Carlo Ancelotti aufgebotenen Innenverteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels, die nach ihren Verletzungen merkbar unrund liefen, aber trotzdem dagegen hielten. Der große Schuldige hieß für alle Viktor Kassai. Spaniens Sportzeitung „Marca“ berichtete, dass sich nach dem Match Arturo Vidal, Thiago und Robert Lewandowski Zugang zur Schiedsrichterkabine verschafften, den Ungarn, der bisher als Bayerns Glücksreferee galt, beschimpften. „Wir sind beschissen worden“, klagte Rummenigge an. Dass Ronaldo im Nachspiel beim Ausgleich zum 2:2 einen Meter im Abseits stand, steht ausser Diskussion. Es stimmt auch, dass Vidal bei dem Foul, das zu Gelb-Rot führgte, den Ball spielte. Aber der Chile war schon zuvor reif für die Ampelkarte. Da hätte sich keiner von Bayern beklagen dürfen. So redete auch Ancelotti von einer „Serie an falschen Entscheidungen gegen uns.“ Der nächste Schock für Neuer kam  am Tag danach: Torhüter Manuel Neuer brach sich beid er Aktion vor Reals Führungstor zum 3:2 den Fuß, fällt bis Saisonende   aus.

Wenn Bayern vier Jahre hintereinander trotz Weltklassetrainern wie Pep Guardiola oder Ancelotti nicht ins Endspiel kommt, dann muss man aber auch über die Qualität der Mannschaft nachdenken. Das kann nur der einzige, richtige Schluss für Präsident Uli Hoeneß und Rummenigge sein. Wenn man bedenkt, dass Arjen Robben und Franck Ribery in einem Jahr ihr Ablaufdatum haben, Xabi Alonso und Philipp Lahm nach dieser Saison aufhören, es im zentralenMittelfeld Schwächen gibt, dann kann es nur einen Schluss geben: Weltklasse-Verstörkungen müssen her. Die Millionen dazu sind vorhanden. Mit den Hoffenheimern  Niklas Süle und Sebastian Rudy wird es da nicht getan sein können. Da muss mehr geschehen, als „nur“ ein solides Fundament mit Manuel Neuer im Tor, Boateng, Hummels, David Alaba, Joshua Kimmich, Müller und Lewandowki zu haben.

Sonst steht Bayern weiter im Schatten der dominanten Spanier, muss Alaba weiter auf das zweite Triple eines Österreichers warten. Mit erst 24 Jahren hat er noch einige Zeit dazu. In Madrid fiel er am meisten nach der Pause noch bei 0:0 mit einem klugen Pass auf Robben auf, den der Holländer aber nicht verwerten konnte. Real Madrid könnte als erster Klub die Titelverteidigung schaffen, Atletico Madrid steht zum dritten Mal in Serie unter den letzten Vier, beendete den Champions League-Traum von Leicester und Österreichs Teamkapitän Christian Fuchs. Das war die letzte Hoffnung von England. Die Premier League, die teuerste Meisterschaft Europas, kann nicht mithalten. So wie die deutsche Bundesliga, aus der sich am Tag nach Bayern auch Borussia Dortmund mit dem 1:3 (0:2) bei AS Monaco verabschiedete. Also kein Wunder, ebenso nicht im Nou Camp. Der FC Barcelona konnte den Juventus-Beton vor Gianluigi Buffon, der in seinem 1004. Pflichtspiel zum 405.Mal kein Tor kassierte, nicht knacken. Statt der zweiten sensationellen Aufholjagd nur ein 0:0 und damit Champions League-Abschied statt des zweiten Triumphs für den scheidenden Trainer Luis Enrique.  Und Sonntag droht  im El Clasico bei Real Madrid  und Ronaldo Messi & Co im Bernaubeu-Stadion  das Bayern-Schicksal. Mit einer Niederlage wäre auch der Meistertitel so gut wie weg.

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