Vor drei Jahren spielte Veli Kavlak mit David Alaba beim 1:2 gegen Wales im zentralen Mittelfeld, am letzten Sonntag sass er mit ihm nach längerer Zeit wieder zusammen. Am Münchner Oktoberfest beim Bayern-Tag auf der Wiesn. Kavlak ist nach seiner fünften Schulteroperation in zwei Jahren noch bis Freitag zur Reha in der bayrischen Metropole. Es geht mit dort von Tag zu Tag aufwärts: „Auf jeden Fall hab ich jetzt ein weit besseres Gefühl als nach den ersten vier. Das dürfte jetzt der richtige Schritt gewesen sein.“ Eine Mass Bier mit der rechten Hand zu heben, kam für Kavlak aber nicht in Frage: „Dann wäre mir sofort die Bizepssehne rausgesprungen, hätt‘ ich direkt von der Wiesn in den Operationsaal fahren können.“
Es wäre für seine Karriere viel günstiger gewesen, hätte ihn der Schulterspezialist Peter Habermeyer schon wie ursprünglich geplant beim ersten Mal operiert und nicht erst beim fünften. Jetzt lebt bei Kavlak die Hoffnung, Alaba vielleicht nächstes Jahr auch bei Österreichs Team zu treffen. Auf den Plausch mit Freund David folgte zwei Tage später einer mit Mario Gomez, der auf seinem Weg von Wolfsburg zu deutschen Team in seinem Hauptwohnsitz München Station machte. Sie trainierten eine Saison lang in Istanbul zusammen bei Besiktas – mit einer Ausnahme sah Kavlak wegen der Schulterprobleme nur von der Tribüne aus, wie Gomez Besiktas zum ersehnten Meistertitel schoss. Bis Jänner hat Kavlak Zeit, sich wieder aufzubauen-so lange ist der Vertrag mit dem türkischen Meister ausgesetzt. Mit Jahresbeginn 2017 muss er sich topfitt am Bospurus präsentieren, bei Trainer Senol Günes den harten Konkurrenzkampf gegen den Brasilianer Talisca, den Kanadier Hutchinson, den Schweizer Inler und die Türken Arslan, Aydogan, Kerim Frei, Uysal, Oguzhan und Olcay aufnehmen: „Es muss wieder so weit kommen, dass zuerst mein Namen auf der Tafel mit der Aufstellung steht und dann erst die zehn anderen kommen.“ Das war zu den Zeiten, als Kavlak unter Slaven Bilic umjubelter Besiktas-Kapitän war.
Nächste Woche setzt er die Reha in Wien fort. Vertraut einem Physiothreapeuten, der ihm schon zu Rapid-Zeiten sehr geholfen hat: Andreas Helfrich therapierte Velis linke Schulter, die vor der Heim-EURO 2008 operiert werden musste. Jetzt wird er mit der rechten um einiges mehr Arbeit haben. Aber zu Helfrich hat Kavlak großes Vertrauen. Einem anderen Türkei-Legionär mit grün-weißer Vergangenheit geht es derzeit gar nicht gut: Ümit Korkmaz, vor acht Jahren bei Rapids letztem Meistertitel und der Heim-EURO Publikusmliebling und mit „Ümit, Ümit, Ümit“- Sprechchören gefeiert, erleidet derzeit bei Rizespor, wo Neuzugang Jakob Jantscher bisher gute Figur macht, das gleiche Schicksal wie Marc Janko vor vier Jahren bei Trabzonspor oder danach auch Yasin Pehlivan bei Bursaspor. Korkmaz muss sich von der Mannschaft fernhalten, darf nur alleine trainieren. So gehen in der Türkei Klubs mit Spielern um, die man los werden will, obwohl sie einen Vertrag haben.