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Mit dem „Trainer-Novizen“ Matthias Jaissle geht Salzburg ein Risiko ein

Rascher als erwartet hat Meister Red Bull Salzburg seine Trainerfrage geklärt, machte das zwei Tage vor dem Klagenfurter Cupfinale gegen den LASK auch offiziell, um alle Spekulationen zu beenden. Es gibt eine interne Lösung zur Nachfolge von Jesse Marsch, mit der aber keiner rechnete. Nie tauchte der Name von Matthias Jaissle in allen Überlegugnen und Sekulationen auf. Der 33 jährige  Deutsche aus der Nähe von Stuttgart bekam einen Dreijahresvertrag bis 2024, was einen großen Vertrauensvorschuss der Chefetage um Sportchef Christoph Freund und Stephan Reiter  bedeutet. Obwohl Jaissle bereits seit fünf Jahren im Trainergeschäft arbeitet, ist er auf diesem Niveau ein Novize, einer ohne große Erfahrung.  Meistertitel und Cupsieger in allen Ehren, aber was bei Österreichs Topklub zählen wird, ist die Champions League. Erstmals in der Königsklasse die Gruppenphase zu überstehen und wenn nicht, in der Europa League weiter zu kommen als in den letzten wzei Saisonen. Große Anstrengungen, Marsch von der Rückkehr zu RB Leipzig abzuhalten, gab es  in Salzburg jedenfalls nicht. Da mag jeder darüber denken, wie er will. Auch darüber, dass Rene Aufhauser, seit vier Jahren Co-Trainer, nicht zum Zug kam. Offenbar traut man ihm den Cheftrainer nicht zu.

Jaissle schon. Vielleicht auch, weil er ein Schüler des ehemaligen Salzburg-Sportchefs Ralf Rangnick ist. Aber nicht jeder Rangnick-Schüler muss ein jeder Trainer werden. Jaissle gehörte zru Hoffenheimer-Mannschaft, die mit Rangnick in die Bundesliga aufstieg. Spielte als Inennverteidiger in der erfolgreichen deutschen U-21 mit den späteren Weltmeistern  Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mesut Özil und Sami Khedira. Ein Kreuzbandriss stoppte die Karriere. Als auch die Achillessehne riss, beendete er die aktive Laufbahn,  wechselte 2016 mit 28 ins Trainergeschäft. Zunächst zu RB Leipzig, als Assistent des nunmehrigen Hoffenheim-Trainers Sebastian Hoeneß bei der  U 17. Dann ging es zu Bröndby Kopenhagen als Co-Trainer von Alexander Zorniger, der zuvor bei  Leipzig und beim VfB Stuttgart gehen musste. 2019, als Zorniger nicht mehr bei Bröndby war,  nahm Jaissle Salzburgs Angebot an, trainierte die U 18, stieg im Winter zu Liefering auf. Aber wäre der Däne Bo Svensson nicht zu seinem Ex-Klub nach Mainz zurückgekehrt, wo er bei der Rettungsmission bisher einen Superjob macht, wäre Jaissle im Jänner nicht Trainer beim Zweiten der zweiten Liga geworden Mit dem er von zwölf Spielen acht gewann, einen Punkteschnitt von 2,16 aufweist. Was mit dem Liferigner Spielerangebot von Toptalenten fast zwingend ist. Der Punkteschnitt von Marsch nach 89 Partien mit der ersten Mannschaft, in denen es 59 Siege gab, liegt bei 2,13, gilt als herausragend.

Freund beobachtet stets auch die Spiele von Liefering. Aber die werden nicht der Grund ein, warum seine Wahl auf Jaissle fiel. Sondern wegen der für Freund herausragenden Fähigkeit, junge Spieler zu entwickeln. Und passt zur eingeschlagenen Klubphilosophie. Aber dennoch bedeutet der jüngste Trainer der Klubgeschichte, der eine Chance bekommt, ein Risiko. Marco Rose war 41, als er 2017  nach dem Triumph in der Youth League zur ersten Mannschaft wechselte und die bis ins Semifinale der Europa League führte. Das passiert damals nur, weil sich der griesgrämige Spanier Oscar Garcia verabschiedete. So wie jetzt Marsch, der Freitagabend trotz Vorbereitung auf das Duell gegen den LASK sicher auch etwas interessieren wird, ob sein künftiger Klub RB Leipzig in Bremen gegen Werder den Sprung ins Endspiel des Pokals schafft.

„Das Alter spielt überhaupt keine Rolle“, stellte Jaissle fest. Was soll er auch anderes sagen? Er sieht seine Rolle darin, Spieler, die nach Erfolgen lechzen, dabei zu führen und zu unterstützen. Der wichtige Aspekt heißt für ihn Authenzität: „Ich habe Trainer immer am meisten geschätzt, wenn sie ehrlich zu mir waren.“ Mit der Personalie Jaissle sind die Gerüchte um die Meistermannschaft nicht beendet. Eines heißt, dass Torjäger Patson Daka der 19. Spieler wird, der von Salzburg nach Leiozig wechselt und Marsch, den ersten Trainer, der diesen Weg geht, begleitet.  Ist nicht auszuschließen. Geld hat ja Leipzig durch die 25 Millionen-Ablöse, die Bayern für Trainer Julian Nagelsmann zahlte, genug. Zwei wurden in die Ablöse für Marsch investiert, bleiben noch 23.

Über Oliver Glasner wurde  Donnerstag in Salzburg nicht geredet. Aber der Wolfsburg-Trainer bleibt im Gerede.  In Deutschland gibt es vier Varianten um ihn. Die neueste heißt Tottenham und die Nachfolge von Jose Mourinho. Das wäre der Hammer. Die anderen: Er zieht Freitag  die Ausstiegsklausel und wechselt entweder zu Eintracht Frankfurt als Nachfolger für Adi Hütter oder zu Leverkusen. Dann gibt´s auch noch die, dass sich Wolfsburg trotz der großen Erfolge von Glasner vorzeitig trennt. Wegen des „nüchternen“ Arbeitsverhältnisses zwischen Sportvorstand Jörg Schmadtke und ihn. Das würde eine nette Abfertigung für Glasner bedeuten.

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