Fußball

Mit Geschäftsbericht gegen Barisic: Politisieren im Rapid-Hintergrund

Selbst wenn Rapid Samstag in Vorarlberg beim Aufsteiger Austria Lustenau ähnlich auftritt wie beim 5:1 gegen Hartberg am Mittwoch im Allianz-Stadion, den eigenen Ansprüchen gerecht wird und drei Punkte holt, es wird nichts an der brisanten Situation rund um die Wahl des neuen Präsidenten am 26. November ändern. Bis kommenden Freitag bleibt Zeit, dass sich die Listen von Alexander Wrabetz und Stefan Singer auf eine gemeinsame einigen. Auch dann wird das Politisieren im Hintergrund, wie es Trainer und Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic nannte, nicht aufhören. Wer an Zufälle glaubt, dass plötzlich Teile des neuen Geschäftsberichts an Medien gespielt werden, liegt falsch. Die Frage an Barisic (Bild oben) nach dem ersten Heimsieg seit der ersten Runde, warum im vergangenen Winter nicht in größerem Maße eingekauft wurde, obwohl die finanziellen Mittel vorhanden gewesen wäre, gehört zum Politisieren. Ein Metier, das Christoph Peschek immer beherrschte und in seinen letzten Wochen als Wirtschafts-Geschäftsführer anwendet.

Das begann bei seinem tränenreichen Rücktritt Ende August, in dem er erstmals feststellte, er habe stets die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den sportlichen Erfolg geliefert. Und es sei sicher nicht an ihm gelegen, wenn der ausblieb. Das hat seine Richtigkeit. Aber zur Wahrheit gehört, dass die wirtschaftliche Bilanz auch durch Gewinne aus dem Transfergeschäft ermöglicht wurde. Für die nicht Peschek verantwortlich war. Sondern Barisic, in dem er nach seinem Amtsantritt vor drei Jahren für teure Spieler wie Aliou Badji (Al Ahly Kairo zahlte zwei Millionen Euro Ablöse) und Andrija Pavlovic, die noch vor seinem Vorgänger Fredy Bickel engagiert wurden, Abnehmer fand. Indem er für zwei Außenverteidiger (Mert Müldür, Boli Bolingoli) acht Millionen bekam. Max Ullmann wechselte ein halbes Jahr vor Vertragsende um 500.000  Euro Ablöse zu Venezia, Ercan Karas Transfer in die Major Soccer League zu Orlando brachte einen sechsteiligen Gewinn. Schließlich gab es auch eine Ablöse (450.000), als der Fehlkauf Koya Kitagawa nach Japan zurückkehrte. Die Millionen für die Sommer-Verkäufe von Emanuel Aiwu, Robert Ljubicic und Yusuf Demir werden erst im nächsten Geschäftsbericht aufscheinen.

Barisic setzte sich Donnerstag erstmals öffentlich zur Wehr, in dem er meinte, letzten Winter habe es noch die Vorgabe gegeben, wonach Neuzugänge erst nach Verkäufen möglich sind und Rapid künftig in Vorleistung gehen und ein kalkuliertes Risiko eingehen müsste. Die Vorgabe kam von Peschek, war mit Präsident Martin Bruckner besprochen. Barisic verhehlte auch nicht, dass die Millionenhilfe aus dem Sportligenfonds der Regierung, der eingerichtet wurde, als wegen der Pandemie ohne Zuschauer gespielt werden musste, zum positiven Ergebnis der letzten Geschäftsberichte beitrug. Daran hatte auch Ex-Manager Werner Kuhn seinen Anteil. Zum Dank bekam er vor zwei Monaten von Bruckner und Peschek die fristlose Entlassung, musste innerhalb einer Stunde sein Büro räumen.

Am nächsten Montag wird Politisieren nicht mehr im Hintergrund betrieben, sondern im Sky-Studio. Peschek ist Gast bei „Talk und Tore“. Sicher mit der Absicht, seine Rolle positiv darzustellen, Barisic und Steffen Hofmann etwas zu beschädigen. Den grün-weißen Fußballgott Hofmann, weil er am Zustandekommen der Wrabetz-Liste, die für Erneuerung steht, beteiligt war. Peschek hingegen hat Pläne, seinen Rücktritt vom Rücktritt zu inszenieren. Es fanden sich dieser Tage sogar einige wenige Fans, die dies forderten.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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