Fußball

Mit Herz und Leidenschaft ein Fels vom Herzen: Gregoritsch mal zwei

Martin Hinteregger verpasste zwar das vierte Spiel ohne Verlusttor mit Augsburg, konnte aber mit dem 1:1 gegen Frankfurt trotzdem leben. Wenn auch mit etwas Ärger: Der Schuss zu Frankfurts Führung ging zwischen seinen Beinen hindurch, sein Pass zu Ji-Ding Won hätte normal den Siegestreffer  bedeutet, aber die Abseitsanzeige für den Südkoreaner nach dessen Torschuss war falsch. Ein anderer Österreicher in der deutschen Bundesliga konnte hingegen jubeln: Michael Gregoritsch feierte in der 13. Runde  mit dem Hamburger SV endlich den ersten Saisonsieg, gab damit die rote Laterne an die Landsleute Markus Suttner und Lukas Hinterseer in Ingolstadt ab. Gregoritsch hatte am 2:0 in Darmstadt, Hamburgs ersten Sieg seit 204 Tagen, seinen Anteil: Mit einem spektakulären Hechtkopfball,  seinem dritten Saisontor, sorgte er für die Führung.  So traf der Steirer zum dritten Mal hintereinander für die Hanseaten: „Wir haben der Liga mit Herz und Leidenschaft gezeigt, dass wir noch am Leben sind. Es fiel allen ein Fels vom Herzen.“ Wohl auch dem Vater daheim in Thal bei Graz vor dem Fernseher. Die ersten zwei Treffer gegen Werder Bremen hatte er acht Tage zuvor in Hamburg live gesehen: „Michael ist erst bei 70 Prozent“, stellte er danach fest.

Das Erfolgserlebnis des Sohnes ließ den Vater seinen Ärger, über den er eisern schweigt,  kurzfristig  vergessen. Denn was sich um ihn als U1-Teamchef derzeit abspielt, weil sich wenige Spieler nach dem Abschluss der Qualifikation, dem Play-off-Spiel gegen Spanien in Albacete, nach dem auch vom Delegationsleiter genehmigten Ausgang im Hotel daneben nahmen, einen Schaden von unter 2000 Euro  verursachten, für den sie gerade stehen, ist schon zuviel des Guten.  Vor allem wenn man die  Kolumne von Ex-Teamspieler Paul Scharner im „Kurier“ las, der Gregoritsch mit als einen Grund bezeichnete, dass Österreich nicht den Sprung zur internationalen Klasse schafft. Ihm unterstellte, gegen Teamchef Marcel Koller zu agitieren.  Offenbar ist  Scharner derzeit mit der Neugründung des SC Eisenstadt so überlastet, dass er den Blick für die Realitäten verlor.

Fakt ist, dass jeder der zuvor nachweisbaren zwei disziplinären Verfehlungen beim U21-Team in der Ära von Gregoritsch sofort konsequent geahndet wurde. Für andere Unterstellungen fehlt jeder Beweis. Fakt ist, dass die U21 kein Kindergarten ist, sondern eine Mannschaft, in der bereits Familienväter stehen, die man nicht wie Kinder, sondern wie mündige Menschen behandeln, ihnen Vertrauen schenken muss. Und Fakt ist, dass es in 46 Spielen unter Gregoritsch 28 Siege und nur acht Niederlagen gab. In der letzten  Qualifikation ins Play-off zu kommen, dort gegen Spanien nicht zu verlieren, ist etwas, dass man respektieren muss. Dass darüber weniger berichtet wurde als über einen konstruierten Skandal, sagt alles. Aber damit kann man sich leichter wieder ins Gespräch bringen als mit dem SC Eisenstadt.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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